Eine neue Stiftungsprofessur „Digitale Transformation und Arbeit“ bereichert die sozialwissenschaftliche Forschung an der Goethe-Universität in der Tradition einer kritischen Gesellschaftstheorie: Gestern wurde dazu der Vertrag von den beiden Stiftern ProLife Stiftung und Frankfurter University of Labour sowie der Goethe-Universität unterzeichnet.
Digitalität ist längst zu einem selbstverständlichen Bestandteil unseres Alltags geworden und hat Wirtschaft und Arbeit bereits fundamental verändert – über unternehmerischen Erfolg bestimmt etwa, ob Daten maximal akkumuliert und Algorithmen kompetent verwaltet werden, ob höchste Aufmerksamkeit bei potenziellen Kunden erzielt und quasi in Echtzeit geliefert wird. Wie vollzieht sich dieser Wandel und welche sozialen Folgen gehen mit dem Wechsel vom Industriezeitalter zum Digitalzeitalter einher – für die Gesellschaft und speziell für die Wirtschaft und Arbeitswelt? Wie verändern die neuen Technologien soziale Praktiken und Arbeitsabläufe, die politische Öffentlichkeit und Formen der betrieblichen Beteiligung und Mitbestimmung? Die neue Stiftungsprofessur wird am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Goethe-Universität diesen Fragen auf den Grund gehen.
Finanziert wird die Professur durch einen Stiftungsfonds der ProLife Stiftung und der University of Labour, eine Einrichtung der IG-Metall und des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Gestern wurde der Vertrag im Beisein des Dekans des Fachbereichs Gesellschaftswissenschaften, Prof. Dr. Christopher Daase, von Jürgen Eckert, Vorstandsvorsitzender der ProLife Stiftung, Prof. Dr. Martin Allespach, Präsident der University of Labour, und Rainer Gröbel, Kanzler der University of Labour, sowie Prof. Dr. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität, unterzeichnet.
„Mit der Professur wollen wir das Verständnis für die sozialen Folgen der Digitalisierung fördern“, erklärte Eckert das Ziel des neuen Stiftungsfonds. „Was technisch an Veränderungen auf die Arbeitswelt zukommt, können wir überall beobachten – uns fehlt aber das Narrativ dafür, was das eigentlich für den Menschen in seiner Arbeits- und Lebenswelt bedeutet“. Gröbel führte weiter aus: „Es geht uns nicht um eine Ablehnung der digitalen Transformation, sondern es geht uns um die Frage, wie wir Wissen und Kompetenzen im Umgang mit den Transformationsprozessen an Studierende und Beschäftigte in den Unternehmen vermitteln.“Die Stifter betonen, dass sie mit der Wahl der Goethe-Universität bewusst an die Tradition der kritischen Gesellschaftstheorie anknüpfen und die Stärke der Hochschule in Sozialphilosophie und Sozialforschung ausbauen wollen.
„Wir freuen uns sehr über das Vertrauen in die Goethe-Universität, wesentliche Beiträge für die Lösung drängender globaler Herausforderungen in Forschung und Lehre zu leisten“, sagte Universitätspräsident Schleiff. „Die Stiftung gibt uns darüber hinaus die Möglichkeit, unseren Profilbereich ,Orders & Transmissions‘ zu stärken, in dem sich Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Fachbereichen und Zentren unserer Goethe-Universität vor allem auch dieser Frage widmen: Was bedeutet der fundamentale digitale Wandel und seine Folgen für die Zukunft von Mensch, Natur und Umwelt?“
„Für den Fachbereich Gesellschaftswissenschaften“, so der Dekan des Fachbereichs, Prof. Dr. Christopher Daase, „bietet die neue Professur die Möglichkeit, sein Profil in der kritischen Sozialforschung zu schärfen und seine politische und gesellschaftliche Relevanz unter Beweis zu stellen.“
Die ProLife Stiftung und die University of Labour sind der Goethe-Universität sowie dem Institut für Sozialforschung, dem Sigmund Freud- und dem Frobenius-Institut durch Projektförderungen bereits verbunden. Durch die Stiftungsprofessur wird sich die Zusammenarbeit von Goethe-Universität und University of Labour intensivieren.