“Similar goals, different perspectives”

Die Postdoc-Phase stellt junge Wissenschaftler*innen vor viele Herausforderungen. Im Forschungsalltag bleibt oft nur wenig Zeit, um Probleme und Konflikte strukturiert anzugehen. Die Goethe Research Academy for Early Career Researchers (GRADE) bietet Postdocs deshalb die Möglichkeit, unter professioneller Anleitung in interdisziplinären Teams zusammenzukommen, um sich über ein ganzes Jahr hinweg über persönliche Herausforderungen auszutauschen. Am 22. Januar fand das Abschlusstreffen der Postdoc Peer Group 2024 statt.
In der Abschlussrunde reflektierten die anwesenden vier Peers im hybriden Format gemeinsam mit Wissenschaftstrainerin Dr. Silke Oehrlein-Karpi über ihre Erfahrungen mit dieser Methode der kollegialen Beratung. So erinnert sich Dr. Manpreet Jattana (FB 12) an das erste Zusammenkommen der Peers in den Räumlichkeiten seiner Forschungsgruppe „Modular Supercomputing and Quantum Computing (MSQC)“ in Bockenheim. Das persönliche Kennenlernen und der anschließende Pizzeria-Besuch seien eine gute Grundlage gewesen, um Vertrauen aufzubauen, auch außerhalb des formellen Programmrahmens ein Thema zu adressieren, und hierbei ein kurzes Feedback auf Augenhöhe zu erhalten. So hätten die verschiedenen Perspektiven der Peers nicht nur bei der konkreten Problemlösung geholfen, sondern auch dabei, der eigenen Wahrnehmung mehr Vertrauen zu schenken. Auch Dr. Maria Zirenko (FB 05), die im Projekt ALI – AI and digital Technology in Learning and Instruction tätig ist, betont das gegenseitige Verständnis für die sehr spezifischen, persönlichen Erfahrungen, die junge Wissenschaftler*innen im deutschen Wissenschaftssystem machen. Der geteilte Kontext der Arbeits- und Lebensphase „Postdoc“ existiere so beispielsweise nicht im Austausch mit Freund*innen oder Familie.
Dem pflichtet auch Dr. Tin Yuan (FB 16), Forscherin am Zentrum für Molekulare Medizin, bei. Die junge Mutter ist dieses Mal digital zugeschaltet. „We all have similar goals, but different perspectives,“ sagt sie, und betont, wie wichtig die persönlichen Treffen seien. Dr. Jens-Bastian Eppler, ehemals Postdoc in den Neurowissenschaften mit Schwerpunkt auf Kreativitätsforschung am FB 13 und mittlerweile am Centre de Recerca Matematica (CRM) der Universitat Autonoma Barcelona tätig, betont, dass die Vernetzung sehr gegen das Gefühl helfe, allein mit den eigenen Problemen da zu stehen. Den Kolleg*innen an der Goethe-Universität empfiehlt er: “Do it! It will be worth your time.”

Dass der Austausch unter der 2024 Kohorte wieder in Präsenz stattgefunden hat, bezeichnet auch Coach Dr. Oehrlein-Karpi als großes Plus für die vertrauensvolle Atmosphäre. Mit Blick auf die verschiedenen Postdoc Peer Groups, die sie in den vergangenen Jahren begleitet hat, gibt es aber auch andere Zutaten für das Gelingen der kollegialen Beratung, sagt sie. So müsse den Teilnehmer*innen klar werden, dass nicht immer sofort eine Lösung im Fokus stehen muss: „Manchmal ist es auch gut, einen Schritt zurückzutreten, über verschiedene Ansätze nachzudenken, mit Gleichgesinnten zu reflektieren.“ Zudem sei es wichtig, wirklich jede – auch die eher introvertierteren Gesprächspartner*innen – zu hören.
Über die gemeinsam gegründete WhatsApp-Gruppe werden die Teilnehmer*innen der GRADE Postdoc Peer Group 2024 weiter in Kontakt bleiben. Den zukünftigen Postdoc Peers, die im Februar 2025 zum Kick-off Meeting zusammenkommen, empfehlen sie, sich insbesondere anfangs persönlich zu treffen, im Arbeitsalltag „Fälle“ zu sammeln und in die gemeinsamen Treffen mitzubringen, am Ball zu bleiben und die an der Goethe-Universität vorhandenen Ressourcen zur persönlichen Weiterentwicklung zu nutzen. Den viel beklagten Zeitmangel der Kolleg*innen könnten Sie bestätigen – umso mehr lohne sich der Blick ins GRADE-Trainingsprogramm, wo es beispielsweise auch jedes Semester Workshops zum Thema Zeitmanagement gibt.