Reisenotizen: Vizepräsident Rolf van Dick in Toronto

Seit 30 Jahren sind Frankfurt und Toronto über eine Städtepartnerschaft verbunden. Zum Jubiläum reiste Oberbürgermeister Peter Feldmann mit einer Delegation in die kanadische Metropole. Mit dabei war auch Prof. Rolf van Dick, Vizepräsident der Goethe-Universität für Internationalisierung, Nachwuchwissenschaftler*innen und Gleichstellung. 

„Wir können durchaus noch von Toronto lernen, wenn es um vernetztes Handeln von Stadt, Wissenschaft und Wirtschaft geht“, so van Dick. Über seine Erfahrungen berichtet er in seinen Reisenotizen. „Wie bei allen Beziehungen gilt: Auch eine strategische Partnerschaft kann nur gelebt werden, wenn man in Kontakt bleibt und sich immer wieder auch die Zeit zum persönlichen Austausch nimmt. Im Oktober habe ich Oberbürgermeister Peter Feldmann auf einer Delegationsreise nach Toronto begleitet, die aus Anlass der 30-jährigen Städtepartnerschaft mit Frankfurt stattfand – eine gute Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen oder wieder ins Gespräch zu kommen. 

Ein absolutes Muss war für mich natürlich, die Delegation mit zur University of Toronto zu nehmen, die mit der die Goethe-Universität über eine strategische Partnerschaft verbunden ist. Es war gut, die Kolleginnen und Kollegen dort wieder zu treffen und zu planen, mit welchen Maßnahmen sich der Austausch zwischen unseren Universitäten noch weiter intensivieren lässt. Eine Herausforderung dabei ist Wege zu finden, wie wir mehr kanadische Studierende an die Goethe-Universität bringen können. Für diese ist es wegen ihrer laufenden Studiengebühren wichtig, dass der Austausch ihr Studium in Toronto möglichst nicht verlängert. Eine gute Möglichkeit dafür ist unsere internationale Summer School, deren Angebot in diesem Jahr stark erweitert wurde und für die ich in Toronto noch einmal Werbung gemacht habe. Davon profitieren auch unsere Frankfurter Studierenden: Unsere Vereinbarung mit der University of Toronto sieht vor, dass pro Summer School-Teilnehmer einem unserer Studierendem im Ausgleich die Studiengebühren erlassen werden, wenn er oder sie dort für ein Semester studiert. 

Zu Gast waren wir mit der Delegation auch an der Ryerson University, die ein Partner der Frankfurt University of Applied Sciences ist. Der Termin war nicht nur für meine Kollegin von der FRA UAS, Vizepräsidentin Prof. Martina Klärle, interessant: Wir haben Labore besucht, in denen mit Wasser und Abfall experimentiert oder wo es um die Produktion von nachhaltigem Strom geht: Entwickelt wurde beispielsweise ein Konzept, bei dem alte Autobatterien in Minicontainern an Ampeln usw. montiert werden: Nachdem sie tagsüber über Solarkollektoren gespeist werden, lässt sich der Strom dann abends für die Straßenbeleuchtung oder das Laden eines Elektrofahrzeugs nutzen. Ein schönes Beispiel dafür, wie sich Mikrospeicher in der Stadt installieren lassen mit relativ geringem Infrastrukturbedarf. 

Das eigentliche Highlight der Reise war dann der Termin bei der Stadt Toronto: Aus Anlass des 20. Jubiläums der Städtepartnerschaft mit Frankfurt unterzeichneten Oberbürgermeister Peter Feldmann und sein Pendant in Toronto, John Tory, ein erneuertes Abkommen. In diesem wird jetzt auch die Bedeutung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit explizit aufgeführt – ein Punkt, den wir als Vertreter der Hochschulen zuvor vermisst hatten und der auf unsere Initiative hin noch neu aufgenommen wurde. 

Toronto ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und hat bei der Jubiläumsveranstaltung präsentiert, wie es an die damit verbundenen Probleme herangeht. Die Stadt ist Teil des Resilient Cities-Netzwerks. Die dort verbundenen Städte versuchen im Austausch Lösungen für ihre individuellen Probleme zu finden. Toronto befasst sich dabei schwerpunktmäßig mit den Folgen des Klimawandels und der zunehmenden sozialen Ungleichheit in der Stadt. Ganz konkret geht es unter anderem um die zahlreichen Hochhäuser der Stadt, die – oft schlecht gedämmt – ihre Bewohner unter der immer häufiger auftretenden Hitze leiden lassen, die dann mit verstärktem Einsatz von Klimaanlagen die Klimabilanz der Stadt weiter verschlechtern. Toronto will in den nächsten Jahren einen Teil dieser Hochhäuser energetisch sanieren und mit vorbildlichem Handeln zum Nachahmen motivieren. Dabei arbeiten Stadt, Wirtschaft und Wissenschaft eng zusammen und nehmen vor allem auch die Interessen der Menschen ernst. Von diesem vernetzten Denken und Handeln der verschiedenen Player können wir, so mein Eindruck, an vielen Stellen in Frankfurt noch einiges lernen – etwa, wenn es um einen Masterplan für ein zukunftsorientiertes Mobilitätskonzept geht, das über die Stadtgrenzen hinausreicht. 

Auch von daher und mit Blick auf künftige Kooperationsprojekte war es gut, dass die Teilnehmer aus Wissenschaft, Stadt und Wirtschaft bei der Delegationsreise auch untereinander Gelegenheit hatten sich kennenzulernen und auszutauschen. Meine Kollegin von der Frankfurt University of Applied Sciences Prof. Martina Klärle und ich nutzen insbesondere die Chance, mit dem Oberbürgermeister einmal intensiver ins Gespräch zu kommen. Was wir als Hochschulen von der Stadt erwarten, in welchen Bereichen wir uns mehr Unterstützung erhoffen, konnten wir Herrn Feldmann ohne den üblichen Termindruck, erläutern, und er signalisierte gerne seine Bereitschaft, uns künftig stärker zu unterstützen. Wie relevant wir als Hochschulen auch für die ureigensten Interessen der Stadt selbst sind, wurde übrigens noch einmal bei einer Abendveranstaltung deutlich, bei der es um Frankfurt als attraktiven Standort für Start-ups ging: Schließlich wird ein großer Anteil der künftigen Unternehmerinnen und Unternehmer, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die Frankfurt stark machen, über ein Studium bei uns ausgebildet. Dass wir nicht nur Forschung und Lehre prägen, sondern auch eine wichtige Rolle für den regionalen Arbeitsmarkt spielen, das sollten wir uns immer wieder bewusstmachen.“ 

Prof. Rolf van Dick, Vizepräsident

Jede größere öffentliche Veranstaltung in Kanada wird eingeleitet von einer Zeremonie zur Wertschätzung der kanadischen Ureinwohner: Eine Kanadierin mit First-Nations-Hintergrund – ihre Mutter war Schamanin – begleitete mit rituellen Gesängen, Instrumenten und Räucherstäbchen die festliche Enthüllung eines ganz besonderen Wandbildes (s.u.).

Das Graffito des Frankfurter Künstlers Justus Becker wirbt in Toronto jetzt für die Partnerschaft der beiden Städte: In der Sonnenbrille spiegeln sich die Skylines von Frankfurt und Toronto. Das Kunstwerk war das Gastgeschenk der Frankfurter Delegation an die kanadische Partnerstadt.

Gelegenheit zum Austausch ohne Termindruck: Oberbürgermeister Peter Feldmann mit Vizepräsident Rolf van Dick.

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