Studierende bearbeiten Handschriften in arabischer Schrift

Abpausen von Wasserzeichen

Am Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam fand im vergangenen Sommersemester eine Lehrveranstaltung der besonderen Art statt. Sechs fortgeschrittene Masterstudierende haben unter Anleitung der promovierten Orientalistin und wissenschaftlichen Mitarbeiterin des Instituts, Yasemin Gökpinar, handfeste Forschung betrieben.

Im Lehrprojekt „Forschendes Lernen: Katalogisierung und Edition von Handschriften in arabischer Schrift (Universitätsbibliothek Senckenberg)“, gefördert durch den Förderfonds Lehre der Goethe-Universität, erhielten sie die Gelegenheit, arabische und osmanische Handschriften wissenschaftlich zu bearbeiten und so zu beschreiben, dass digitale Kopien mit den Beschreibungen online gestellt werden können.

Die Senckenberg-Bibliothek der Goethe-Universität beherbergt einen bisher ungehobenen Schatz an über hundert arabischen, osmanischen und persischen Handschriften, die bis vor einigen Monaten weder digitalisiert noch beschrieben und somit auch nicht öffentlich zugänglich waren. Während die Universitätsbibliothek die Digitalisierung zu Beginn des Sommersemesters übernahm, konnten in der zweiten Hälfte des Semesters die Digitalisate der Manuskripte durch die Studierenden und die Dozentin bearbeitet werden.

Dabei konnten die Studierenden auf Kenntnisse zurückgreifen, die sie in Yasemin Gökpinars Seminar über arabische Handschriftenkunde und Editionstechniken erworben hatten. Für die Zeit der Arbeit an den Digitalisaten wurde dem Lehrprojekt ein Gruppenarbeitsplatz im früheren Lesesaal der Spezialsammlungen (Orientlesesaal der UB) eingerichtet.

Dies war unbedingt erforderlich, da nur so wichtige biographische, biobibliographische und andere Werke eingesehen und benutzt werden konnten. In enger Absprache mit Raschida Mansour aus der Handschriftenabteilung und Bernhard Tönnies, deren Leiter, wurden die Mindestkriterien für eine Veröffentlichung der entsprechenden Handschriften im OPAC verabredet.

Die bunte Zusammensetzung der Gruppe mit unterschiedlicher fachlicher und sprachlicher Ausrichtung brachte Synergieeffekte, die es ermöglichten, arabische Handschriften mit osmanischen Glossen oder osmanische Handschriften mit Koranund anderen Zitaten zu entziffern und durch die gemeinschaftliche Arbeit zu verstehen. Auch die Überlieferungsgeschichte und durch lateinische oder deutsche Einlegeblätter oder arabische bzw. osmanische ex libri bezeugte Provenienzen sind so nachvollziehbar geworden.

In einem zweiten Schritt ging die Arbeitsgruppe in die Handschriftenabteilung, um die Manuskripte physisch zu beschreiben, also um Wasser- oder Wurmschäden zu identifizieren, die Bindung zu untersuchen, vor allem auch, um Wasserzeichen zu entdecken, die auf die europäische Herkunft des Papiers weisen. Besondere Fundstücke unter den Handschriften waren prächtig illuminierte osmanische Korane, eine reich bebilderte Enzyklopädie und meterlange Schriftrollen mit arabischen Talismanen und osmanischem Kommentar.

Einige der Studierenden haben sich auch schon Manuskripte ausgesucht, die sie gerne in Haus- und Abschlussarbeiten weiter bearbeiten und teilweise edieren möchten. Dazu stellt das Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam zwei Arbeitsplätze mit dem Editionsprogramm Classical Text Editor bereit. In dem Lehrprojekt sind knapp die Hälfte der Handschriften beschrieben worden.

Nach Einpflegung der gewonnenen Daten ins Bibliothekssystem durch Raschida Mansour werden sowohl die Digitalisate als auch die entsprechenden Beschreibungen der Studierenden online gestellt. Damit werden die erarbeiteten Forschungsergebnisse über die Internetseite „Digitale Sammlungen. Handschriften und Inkunabeln“ der Senckenberg-Bibliothek allen zugänglich gemacht. Da in dem Projekt nicht alle Handschriften beschrieben werden konnten, kann man nur auf eine Fortsetzung hoffen. Diese plant Yasemin Gökpinar auch schon für das Sommersemester 2018.

Dieser Artikel ist in der Ausgabe 6.17 (PDF-Download) des UniReport erschienen.

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