Welche Bedeutung hat der Dialog zwischen Christentum und Judentum für die Gesellschaft? Wie soll es damit weitergehen? Mit diesen wieder sehr aktuellen Fragen befasst sich am kommenden Wochenende eine internationale Konferenz an der Goethe-Universität. Veranstalter ist die Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie am Fachbereich Evangelische Theologie.
Vieles ist in der jüngeren Vergangenheit weltweit in Theologie, Kirche und Gesellschaft in Bewegung geraten durch den Dialog zwischen Judentum und Christentum. Dabei wurde kritisch über die Geschichte des christlichen Antisemitismus nachgedacht, vor allem aber darüber, wie sich Christen in der Begegnung mit dem Judentum erleben oder wie Juden das Christentum in Geschichte und Gegenwart wahrnehmen. Die Fragen religiöser Pluralität und Differenz werden derzeit immer dringlicher; da scheint es besonders wichtig, Bilanz zu ziehen: Was wurde bislang im Gespräch zwischen Christentum und Judentum erreicht? Was steht noch aus? Was verbindet, was trennt die beiden Religionen? Und was sind die wichtigsten Themen der Zukunft?
Die Konferenz bringt namhafte Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Deutschland und dem Ausland zusammen. Gemeinsam werden sie die unterschiedlichen Facetten des gegenwärtigen christlich-jüdischen Dialogs in Europa, den USA und Israel diskutieren und das Augenmerk auf Schwierigkeiten und Grenzen richten und auf vielversprechende Neuansätze beim gemeinsamen gesellschaftlichen Handeln. In Plenumsvorträgen und Diskussionsrunden werden die derzeit für die interreligiöse Begegnung zwischen Judentum und Christentum bedeutenden historischen, theologischen und politischen Fragen diskutiert.
Einen Rückblick auf die Entwicklung des Dialogs seit der Shoah halten Prof. Philip A. Cunningham (Philadelphia) und Rabbiner Dr. Eugene Korn (Jerusalem) in zwei Abendvorträgen. In Gegenwart von bedeutenden Repräsentanten aus Wissenschaft, Politik und Religionsgemeinschaften geht es um zentrale Themen des christlich-jüdischen Dialogs: Welche Folgen haben die jüngsten Ansätze jüdischer wie christlicher Forschung über Jesus und Paulus? Was bedeutete die enge Nachbarschaft von Judentum und Christentum in der Antike für den theologischen Dialog? Und wie verhalten sich jüdische und christliche Bibelwissenschaft zueinander – wo liegen Gemeinsamkeiten, wo Differenzen?
Eine Herausforderung ist die Frage nach dem theologischen Umgang mit religiöser Pluralität und Differenz in christlichem, jüdischem (und islamischem) Denken. Auf der Konferenz wird es darum gehen, welches Potenzial die monotheistischen Religionen für theologische, kulturelle und gesellschaftspolitische Debatten über religiöse Vielfalt und die Pluralismusfähigkeit religiöser Traditionen bieten. Zwischen exklusiven Geltungsansprüchen und einem Relativismus, der die Differenz ausblendet, könnte es noch andere Wege geben.
In kleineren Workshops am Montagnachmittag im Haus am Dom geht es um Themen wie die gemeinsame oder getrennte liturgischen Praxis, die Theodizeefrage (Warum lässt Gott das Leiden zu?), Fragen im Bereich der Sozial- und Bioethik sowie um aktuelle Debatten zu Antisemitismus und Nahostkonflikt. Leitfaden ist stets die Frage nach dem Verhältnis von theologischer Reflexion im Kontext des christlich-jüdischen Dialogs und dem politischen Diskurs der Gegenwart.
Die u.a. von der EKD, der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau sowie vom Zentralrat der Juden in Deutschland geförderte Konferenz steht im Kontext des von Prof. Christian Wiese geleiteten LOEWE-Forschungsschwerpunkts „Religiöse Positionierung: Modalitäten und Konstellationen in jüdischen, christlichen und islamischen Kontexten“, der nach der Pluralismusfähigkeit der drei monotheistischen Religionen fragt.
Mitorganisatoren sind das interdisziplinäre Frankfurter Graduiertenkolleg „Theologie als Wissenschaft“, die Katholische Akademie Rabanus Maurus (Haus am Dom), der Zentralrat der Juden in Deutschland, die Evangelische Akademie zu Berlin, das Netzwerkprojekt der Evangelischen Akademien in Deutschland: „Antisemitismus und Protestantismus“, der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, das Institut für Kirche und Judentum an der Humboldt-Universität zu Berlin, das Institut für christlich-jüdische Studien und Beziehungen an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau, der Gesprächskreis „Juden und Christen“ beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken sowie das Zentrum Ökumene der Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und der Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW).
Die Konferenz „Gegenwart und Zukunft des christlich-jüdischen Dialogs: Historische und theologische Perspektiven“ findet vom 13. bis 15. Mai am Campus Westend, Casino-Gebäude 823, Theodor W. Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main statt.
[dt_call_to_action content_size=”small” background=”plain” line=”false” animation=”fadeIn”]
AUSGEWÄHLTE TERMINE
Sonntag, 13. Mai, 19:00 Uhr
“Learning How to Talk to One Another: The First Decades of a New Relationship between Jews and Christians”
Keynote-Vortrag von Prof. Philip A. Cunningham (Saint Joseph’s University, Philadelphia)
Anschließend Kommentare von Prof. Dr. Frederek Musall (Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg), Gabriele Scherle (Evangelische Kirche in Hessen und Nassau), Dagmar Mensink (Gesprächskreis „Juden und Christen“ beim ZdK)
Montag, 14. Mai, 19:15 Uhr
“The Unfinished Business of Nostra Aetate: The Next Fifty Years of Christian-Jewish Dialogue”
Rabbiner Dr. Eugene Korn (Center for Jewish-Christian Understanding and Cooperation, Jerusalem)
Anschließend Podiumsdiskussion mit Ralf Meister (Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover), Prof. Philip A. Cunningham, (Saint Joseph’s University, Philadelphia), Prof. Dr. Ruth Langer (Center for Jewish-Christian Learning, Boston College)
Diese Veranstaltung findet im Haus am Dom statt.
[/dt_call_to_action]
[dt_call_to_action content_size=”small” background=”fancy” line=”true” animation=”fadeIn”]
Weitere Informationen und das Konferenzprogramm finden Sie unter https://www.uni-frankfurt.de/42839537/aktuell_conf; Prof. Dr. Christian Wiese, Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie, Fachbereich Evangelische Theologie, Campus Westend, Tel. (069) 798- 33313; E-Mail: C.Wiese@em.uni-frankfurt.de
Anmeldung: Um Anmeldung wird gebeten bei Maria Stromereder (Haus am Dom): m.stromereder@bistumlimburg.de
Die Teilnahme an den Workshops ist nur nach Anmeldung während der Veranstaltung möglich.
[/dt_call_to_action]
Quelle: Pressemitteilung vom 08. Mai 2018