Ab 1.12. / Ringvorlesung: “Der Wert der Natur”

Am kommenden Donnerstag startet die gemeinsame Ringvorlesung des ISOE (Institut für sozial-ökologische Forschung, des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“) und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.

Wie lässt sich die Erhaltung von Arten, biologischer Vielfalt und natürlichen Systemen sinnvoll begründen und rechtfertigen: in Begriffen des wirtschaftlichen Wertes der natürlichen Güter und Dienstleistungen oder aus ethischen und moralischen Gründen? Sind nicht-wirtschaftliche Möglichkeiten der Bewertung der Natur akzeptabel oder werden sie aus kontroversen ethischen und religiösen Auffassungen heraus begründet, die von der Bevölkerungsbreite kaum jemals akzeptiert werden? Wie sollte die Verantwortung für den Schutz der biologischen Vielfalt weltweit geteilt werden – und lässt sich das Recht auf eine nachhaltige Entwicklung mit dem Schutz der Biodiversität in Einklang bringen?

Heute gibt es immer mehr wissenschaftliche Anhaltspunkte, dass der Mensch einen massiven Verlust biologischer Vielfalt verursacht und damit die natürlichen Systeme des Planeten in ihrer Gesamtheit bedroht. In diesem Kontext soll der Wert und die Bewertung von Natur in der gemeinsamen Ringvorlesung umfassend diskutiert werden.

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Die einzelnen Termine im Überblick

1. Dezember 2016 | 18 Uhr | Prof. John O’Neill Ph. D. | University of Manchester

WHAT’S WRONG WITH ECOSYSTEM SERVICES?

In der Umweltpolitik werden Ökosysteme, Ressourcen und Lebewesen zunehmend als „natürliches Kapital“ wahrgenommen, dessen Wert aus den von ihnen bereitgestellten „Ökosystemleistungen“ ableitet. Auf diesem Wertkonzept basieren üblicherweise die Ansätze marktbasierter Umweltpolitikmaßnahmen und -steuerung. Den Wert der Biodiversität und anderer Umweltgüter nur auf die für den Menschen erbrachten Leistungen einzuengen, setzt ein bestimmtes Verständnis dieses Wertes voraus. Dieser Vortrag zeigt, was daran falsch ist: Rein marktorientierte Konzepte von Umweltgütern, Ökosystemen und deren Leistungen decken bei weitem nicht alle Aspekte ab, die für den Menschen tatsächlich wichtig sind.

Der Philosoph John O’Neill, Professor für Politische Ökonomie an der Manchester University, beschäftigt sich umfassend mit umweltpolitischen und umweltethischen Fragen. Er hat seine Zweifel daran, ob marktbasierte Konzepte eine gute Entscheidungsgrundlage für Umweltpolitik sind. Vortrag in englischer Sprache.

21. Dezember 2016 | 18 Uhr | Prof. Dr. Konrad Ott | Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

KANN DIE UMWELTETHIK DEN SCHUTZ DER BIODIVERSITÄT BEGRÜNDEN

Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) umfasst drei normative Ziele: Schutz der Biodiversität, nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und den gerechten Vorteilsausgleich im Bereich der genetischen Ressourcen. Durch diese Ziele wird der Diskurs um Biodiversität und auch der Prozess der IPBES (Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) durch umweltethische Fragestellungen mitbestimmt: Wie begründet sich der Schutz von Biodiversität? Was genau meint nachhaltige Nutzung? Welche Gerechtigkeitstheorie wird der Verteilungsfrage zugrunde gelegt? Der Vortrag behandelt im Schwerpunkt die erstgenannte Frage auf begründungstheoretische Weise, gibt aber auch einen Ausblick auf die anderen Fragen.

Der Philosoph und Ethiker Konrad Ott ist Professor für Philosophie und Ethik der Umwelt an der Universität Kiel. Er forscht und lehrt schwerpunktmäßig im Bereich der Bio- und Umweltethik. Von 2000 bis 2008 gehörte er dem Sachverständigenrat für Umweltfragen der deutschen Bundesregierung an.

9. Januar 2017 | 18 Uhr | Prof. Dr. Christoph Görg | Universität Klagenfurt, Institut für Soziale Ökologie Wien

ÖKOSYSTEMLEISTUNGEN – ZWISCHEN BEWERTUNG UND INWERTSETZUNG VON NATUR

In den Umweltwissenschaften werden die verschiedensten Prozesse und Entwicklungen bewertet – von Umweltauswirkungen einzelner Infrastrukturprojekte bis zu den Folgen des Klimawandels für die Biodiversität. Zunehmend werden hier interdisziplinäre bzw. integrierte Ansätze verwendet, in denen ökologische, ökonomische und soziale Auswirkungen im Zusammenhang erfasst werden. Das Konzept der Ökosystemleistungen erfasst die zahlreichen Leistungen, die Ökosysteme für die Menschen erbringen. Der Vortrag zeigt einerseits die Potentiale auf, die dieses Konzept für eine integrierte Umweltund Nachhaltigkeitsforschung hat; andererseits verdeutlicht er auch die Gefahren, die eine Reduktion der Ökosystemleistungen auf eine ökonomische Bewertung mit sich bringt.

Christoph Görg, Politikwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Umweltforschung, ist Professor für Sozial- und Humanökologie an der Universität Klagenfurt. Ihn interessiert besonders das Wechselspiel zwischen Umwelt- und Sozialproblemen, Klima, Ressourcen und ökologischen Folgen.

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Mehr Infos: www.senckenberg.de/wertdernatur

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