Bad Homburg Conference: Norbert Lammert über politische Kommunikation im digitalen Zeitalter

Norbert Lammert, Bundestagspräsident a.D.; Foto: Stefanie Wetzel

Am 8. November wurde die Bad Homburg Conference 2017 am Forschungskolleg Humanwissenschaften mit einem Abendvortrag von Bundestagspräsident a.D. Prof. Norbert Lammert eröffnet. Es ging um die Frage, wie die Digitalisierung die politische Kommunikation verändert.

Nicht als Experte für Digitalisierung sprach Lammert, sondern als Politiker, der 37 Jahre dem deutschen Bundestag angehörte und somit den Einzug digitaler Medien in die politische Kommunikation miterlebt hat. Eben diese erfahrungsgesättigte Perspektive stieß auf sehr großes Interesse in der Öffentlichkeit und führte über 200 Zuhörer in den Vortragssaal des Forschungskollegs Humanwissenschaften in Bad Homburg.

Systematisch und eloquent legte Lammert den Finger auf die problematischen Effekte, die sich im Übergang von analogen zu digitalen Medien in der politischen Kommunikation zeigen. Zu nennen ist hier zunächst die quantitative Explosion von Informationen, die, so Lammert, zu einer Überforderung des Urteilsvermögens vieler Menschen führe, weil sie nunmehr selbst entscheiden müssten, welche Informationen wichtig und richtig seien. Sodann bemängelte Lammert die zuweilen „rustikalen“ Umgangsformen, die sich in der Anonymität des Netzes schnell an der Grenze dessen bewegten, was rechtlich erlaubt sei.

Weiterhin sei zu beobachten, dass sich die Printmedien ihrerseits veränderten und sich an die Qualität der digitalen Medien angleichen würden: Schnelligkeit und Kürze der Informationen hätten nun auch in den Zeitungen Vorrang vor genauer und richtiger Berichterstattung. Dem Populismus öffne die digitale Welt Tür und Tor, da einfache Lösungen in einer zunehmend komplexen Welt an Attraktivität gewännen und nun im Netz leicht und ungefiltert zugänglich seien.

Mit diesen Stichworten lieferte Lammert die Ausgangspunkte für die differenzierte Diskussion am folgenden Konferenztag, an dem 100 interessierte Bürger, Schüler und Universitätsangehörige teilnahmen. Die digitalen Praktiker und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Medien,- Politik-, Rechts- und Geschichtswissenschaften diskutierten mit den Konferenzteilnehmern nicht nur die nicht zu leugnenden Gefahren, sondern auch die Chancen, die in der Nutzung digitaler Medien liegen – genannt seien hier vor allem größere Transparenz und mehr Demokratie. Und sie betonten, dass nicht alle von Lammert angeführten „Laster“ unserer Zeit den digitalen Medien geschuldet sind.

Die einmal jährlich stattfindenden Bad Homburg Conferences werden von der Stadt Bad Homburg, zunächst über einen Zeitraum von fünf Jahren, finanziert und vom wissenschaftlichen Direktorium des Forschungskollegs Humanwissenschaften inhaltlich geplant.

Autorin: Beate Sutterlüty

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Zum Programm der Bad Homburg Conference 2017: „Wie verändert die Digitalisierung die politische Kommunikation?“ »

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