Fiktion und Realität: Zu Besuch in der Rechtsmedizin

Prof. Marcel Verhoff (l.) erklärt seinen Gästen den so genannten Sektionsraum der Rechtsmedizin.

Ein Rundgang durch die Frankfurter Rechtsmedizin mit anschließender Krimi-Lesung: Der Direktor des Instituts, Prof. Dr. Marcel Verhoff, begrüßte am Dienstagabend seine Gäste im Haus 44 des Universitätsklinikums zu einem ungewöhnlichen Programm. Thema des Abends war das Verhältnis von Fiktion und Realität. Rechtsmediziner und ihr Arbeitsgebiet sind seit Jahren in Film und Literatur wichtige Elemente des modernen Krimis. Aber stimmen die Beschreibungen und Darstellungen überhaupt, wird die Fiktion der Wirklichkeit gerecht?

Um einen ebenso spannenden wie unterhaltsamen Vergleich der beiden Sphären vorzunehmen, las der Frankfurter Krimiautor Jan Seghers einleitend eine längere Textpassage aus seinem Roman „Die Braut im Schnee“, in der die Rechtsmedizin eine zentrale Rolle einnimmt. Anschließend nahm Verhoff eine Einschätzung vor, wie realitätshaltig die Romane Seghers sind. Dabei sparte der Rechtsmediziner nicht mit Lob: „Ich bin seit Jahren begeistert von der Erzählkunst und der Sprache Seghers‘“, betonte er. Nur wenig müsse er an den Beschreibungen und Details in Seghers‘ Romanen korrigieren.

Jan Seghers liest aus „Menschenfischer“ und diskutiert anschließend mit seinen Zuhörern.

Verhoff machte aber deutlich: „Wir haben hier in der Rechtsmedizin nicht jeden Tag mit Mord und Totschlag zu tun. Manchmal müssen wir auch Lebende untersuchen, wenn es zum Beispiel um die Beurteilung von Verletzungen geht“, erläuterte Verhoff. Er wünsche sich, dass die Forschungsleistungen seines Fachs noch stärker wahrgenommen werden. So habe man nicht zuletzt aufgrund der Beschreibung und Analyse von Todesursachen die Säuglingssterblichkeit nachhaltig senken können, so Verhoff.

Büchertisch

Bei der anschließenden Führung durch die Rechtsmedizin, die in einer Jugendstilvilla am Rande des Campus Niederrad untergebracht ist, wurden unter anderem die Forensische Biologie und Toxikologie besucht; schließlich ging es in den Sektionsraum, in dem, wie Marcel Verhoff nicht ohne Stolz berichtete, bereits Szenen der Fernsehreihe „Tatort“ gedreht wurden. Den Abschluss des Abends gestaltete dann Jan Seghers, der im Seminarraum des Instituts aus seinem neuen Krimi „Menschenfischer“ las. Gebannt lauschten die Gäste dem Autor, der in dem Roman einen realen Kriminalfall verarbeitet hat.

Die Veranstaltung wurde organisiert von der Privaten Hochschulförderung und der Vereinigung von Freunden und Förderern.

Fotos: Dr. Dirk Frank

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