Nachbericht / „Protecting the Weak“ in Hongkong

blog_protecting-the-weakAm 7. und 8. Oktober 2016 fand in der Millionenmetropole Hongkong die Abschlusskonferenz des von der VolkswagenStiftung seit 2014 geförderten fachübergreifenden Forschungsprojekts „Protecting the Weak“ (Principal Investigators: Prof. Iwo Amelung, FB09; Prof. Moritz Bälz, FB01; Prof. Heike Holbig, FB03; Prof. Cornelia Storz, FB02) statt. Das Frankfurter Projektteam hatte so die Möglichkeit, mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedenster Disziplinen aus Asien und den USA über den Schutz des Schwachen in Ostasien zu diskutieren.

Vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels in China und Japan interessiert sich das interdisziplinär ausgerichtete Forschungsteam für gesellschaftliche Diskurse und das Engagement in Bezug auf den Schutz schwacher Gruppen und Interessen. Bereits im Januar 2015 hatte sich auf der ersten Internationalen Konferenz des Projektes auf dem Campus Westend die Gelegenheit geboten, sich mit Wissenschaftlern aus aller Welt zu den vier Kernthemen des Projektes auszutauschen: Schutz von Katastrophenopfern, Schutz von Arbeitnehmern, Tierschutz und Erhalt kulturellen Erbes. Bei der Konferenz in Hongkong, auf Einladung von Prof. Xiangdong Wei, Dekan der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Lingnan-Universität in Hongkong, wurde dies erfolgreich fortgeführt.
International und interdisziplinär

blog_protecting-the-weak_01In der Eröffnungsrede, mit der der Vizepräsident der Lingnan-Universität, Prof. Joshua Mok, die Konferenz „Protecting the Weak – Concepts and Evidence from East Asia“ begann, betonte er die Bedeutung internationaler Kooperationen für seine Universität und die Wichtigkeit des internationalen Austausches für die Wissenschaft selbst. Die Konferenz veranschaulichte, wie eine solche Kooperation erfolgreich zu Stande kommen kann: Knapp vierzig Wissenschaftler, darunter rund ein Drittel von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern aus den Geschichts-, Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften, tauschten sich in acht Panels über historische Hintergründe, theoretische Grundlagen, empirische Nachweise sowie praktische Lösungsansätze im Kontext des Themas „Schutz des Schwachen“ aus. Im Verlauf der zwei Tage bot sich für die teilnehmenden Wissenschaftler nicht nur die Gelegenheit, den eigenen Forschungsgegenstand mit Kollegen der jeweils vertrauten Disziplin zu diskutieren, sondern auch die Chance, den eigenen Blickwinkel durch Fragen und Anregungen von Angehörigen anderer Disziplinen zu erweitern und zu bereichern.

In seiner Keynote Lecture, in der er auf langjährige Untersuchungen zum indischen Kastensystem zurückgriff, widmete sich Prof. Mark Rosenzweig, Yale Universität, der geringen Land-Stadt-Migration in Indien im Vergleich zu China sowie der Bedeutung von Netzwerken für das Abfedern der Folgen sozialer Ungleichheit und Entwicklungschancen. Ergänzt wurde dieser Vortrag u.a. durch Prof. Heike Holbig, Goethe-Universität, und Prof. Sighard Neckel, Universität Hamburg, die durch ihre Anwendung des Konzepts negativer Klassifikationen auf Katastrophenopfer in Japan und ländliche Migranten in Chinas Städten deutlich machten, wie es im Gefolge offizieller Sprachpolitik gegenüber solchen „schwachen“ Gruppen zur symbolischen Reproduktion sozialer Ungleichheiten kommen kann.

Interessante Einblicke gab es auch in einem von Prof. Joshua Mok organisierten Panel zu Arbeitsmarktproblemen, wo etwa die immer geringeren Zugangsmöglichkeiten von chinesischen Studierenden auf dem Arbeitsmarkt diskutiert wurden, oder in einem von Prof. Annie Chan, ebenfalls Lingnan-Universität, organisierten Panel zu den Umbrüchen im Umgang asiatischer Gesellschaften mit Genderfragen. Aber auch der Bezug zur Vergangenheit kam nicht zu kurz, so befasste sich Matthias Schumann, Goethe-Universität, mit den historischen Verbindungen zwischen Buddhismus und der aufkommenden Tierschutzbewegung im Republikzeitlichen China der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts.

Auch außerhalb des eigentlichen Konferenzgeschehens wurden die eingeführten Themen während inspirierender Diskussionen sowohl bei abendlichen Treffen als auch bei Ausflügen zu den grünen Hügeln Hongkongs fortgeführt. In diesem Sinne findet die Kooperation der Goethe-Universität und der Lingnan-Universität in Hongkong hoffentlich bald eine fruchtbare Fortsetzung. Ins Auge gefasst wurde etwa ein Austausch von Doktoranden.

Bericht: Christiane Münscher u. Stefan Hüppe-Moon | Fotos: Christiane Münscher

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