Nobelpreis-Experiment: 100 Jahre Stern-Gerlach-Versuch an der Goethe-Universität

In der Nacht vom 7. auf den 8. Februar 1922 waren die Physiker Prof. Otto Stern und Prof. Walter Gerlach an der Goethe-Universität mit einem Experiment erfolgreich, das ausschlaggebend für die Verleihung des Nobelpreises 1943 an Otto Stern sein sollte.

Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität Frankfurt und selbst Physiker, erinnert an den Forschungsgeist, der die Arbeiten am Institut für Physik der erst acht Jahre zuvor gegründeten Goethe-Universität prägte: „Wirtschaftlich war die Lage sehr schwierig, doch die Neugierde von Otto Stern und Walter Gerlach konnte das nicht bremsen; sie wollten unbedingt die theoretisch vorhergesagte Raumquantelung experimentell überprüfen. Das Geld für die Apparaturen bekamen sie von Freunden sowie Stifterinnen und Stiftern, ein Engagement der Frankfurter Bürgerschaft zur Stärkung der Forschung der Goethe Universität, ohne die auch heute die Forschung auf Spitzenniveau kaum möglich wäre.

Getragen wurden sie vom ‘Spirit’ am Institut für Physik, von dem Walter Gerlach später einmal sagte, dass die Zusammenarbeit großartig gewesen sei und man dauernd über alles gesprochen und voneinander gelernt habe. Dieser ‘Spirit’ ist auch für unser heutiges Miteinander an der Universität und den mit uns verbunden Partnern in der Forschung von enormer Bedeutung, um die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft mitzugestalten.

Das Experiment von Otto Stern und Walter Gerlach hat uns gezeigt, wie wichtig die Grundlagenforschung wer und ist, denn sie legt die Basis für zahlreiche Anwendungen, wie im Fall von Stern und Gerlach das Kernspinverfahren, die Atomuhr oder den Laser. Gerade die Erinnerung an diese Experimente sollte auch in die Politik getragen werden, denn auch in der heute so schnelllebigen Zeit ist langfristig angelegte Grundlagenforschung das Fundament für die langfristige Innovationsfähigkeit unserer Gesellschaft.

Gleichzeitig mahnt uns ein Rückblick auf diese Zeit zu nie nachlassender Toleranz und Weltoffenheit, denn wegen des erstarkenden Antisemitismus in den 1920er-Jahren verließ Otto Stern zunächst unsere Universität und dann Deutschland.“

Zum Gedenken an das “Stern-Gerlach-Experiment” vor 100 Jahren veranstalten die Deutsche Physikalische Gesellschaft, der Physikalische Verein Frankfurt, der Fachbereich Physik der Goethe-Universität und die Gesellschaft Deutscher Chemiker in der Frankfurter Paulskirche eine Festlichkeit, die per Livestream übertragen wird: Dienstag, 8. Februar 2022, 18 Uhr bis 19:30 Uhr. https://hvo.events/dpg/

Programm:

“Das Stern-Gerlach-Experiment – Ein Meilenstein der Physikgeschichte”
Vortrag von Prof. Horst Schmidt-Böcking, Institut für Physik, Goethe-Universität

“Stern-Gerlach in der Moderne – Präzisionsphysik mit gespeicherten Ionen”
Vortrag von Prof. Klaus Baum, Direktor am Max-Planck-Institut für Kernphysik, Heidelberg

Grußwort der Frankfurter Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg

Dialog-Gespräch zwischen Prof. Dorothée Weber-Bruls, Präsidentin des Physikalischen Vereins, und Dr. Lutz Schröter, Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft

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