Jean Ziegler, einer der bekanntesten deutschsprachigen Globalisierungskritiker, langjähriger Sonderbotschafter der Vereinten Nationen für das Recht auf Nahrung und aktuell Vizepräsident des beratenden Ausschusses des UN-Menschenrechtsrats, ist am 6. Februar 2018 zu Gast an der Goethe-Universität Frankfurt. Mit seinem Vortrag eröffnet an diesem Abend das neu gegründete Frankfurter Forum Globale Entwicklung – Globale Gerechtigkeit. Das Forum ist eine Kooperation der Professur für Süd-Süd- und Geschlechterforschung am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften mit dem Entwicklungspolitischen Netzwerk (EPN) Hessen und medico international, zu deren 50-jährigem Bestehen in diesem Jahr das Forum seine Diskussionsreihe über die großen Fragen zukünftiger Weltentwicklung startet.
Fluchtbewegungen, Armut und Ungleichheit, ökonomische und ökologische Krisen werden für die weltpolitische Gegenwart immer prägender. Im Frankfurter Forum Globale Entwicklung – Globale Gerechtigkeit nehmen Wissenschaftler/innen gemeinsam mit Expert/innen und Aktivist/innen aus dem Feld der Entwicklungspolitik die Ursachen dieser Prozesse unter die Lupe und fragen nach den Möglichkeiten politischer und gesellschaftlicher Alternativen: Welche Chancen bieten Konzepte solidarischer und nachhaltiger Lebens- und Wirtschaftsweisen und wie lassen sie sich verwirklichen? Welche Ansätze zum Abbau von Hierarchien, zwischen Nord und Süd ebenso wie zwischen den Geschlechtern und zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Erfahrung eröffnen welche politischen Chancen? Wie also kann das Projekt globaler Gerechtigkeit wieder in die Offensive kommen?
Solche grundlegenden Fragen bilden auch den Antrieb des Lebenswerks von Jean Ziegler. Sein Vortrag am 6. Februar 2018 (um 19:30 Uhr, im Festsaal der Goethe Universität, Casinogebäude) trägt den Titel: Warum wir die kannibalische Weltordnung stürzen müssen. Im Gespräch mit Thomas Gebauer, dem prominenten Geschäftsführer der Nichtregierungsorganisation medico international, wird Jean Ziegler die wichtigsten Thesen seines letzten Buches Ändere die Welt! aus dem Jahr 2016 zur Diskussion stellen. Ziegler schöpft darin aus seinen reichhaltigen Erfahrungen als Soziologe, Politiker und UN-Botschafter, um der Suche nach den Möglichkeiten eines guten und gerechten Lebens für alle Menschen nachzugehen. Scharfsichtig und immer dicht belegt mit Beispielen aus verschiedenen historischen Epochen und den verschiedenen Regionen der Welt seziert er die Ideologie des Neoliberalismus, den Gewaltcharakter der Warenwirtschaft, die Gefahren des Nationalismus und das Unvermögen des bürgerlichen Nationalstaates, die Schwachen zu schützen. Mit dem Ansatz der, wie er sie nennt, „generativen Soziologie“, die „die Entfaltung und das Glück der Menschen“ in den Mittelpunkt stellt, setzt Ziegler seine Hoffnungen auf die Widerständigkeit der verschiedenen Kräfte der Zivilgesellschaft als Motor der Veränderung. Denn die Frage nach der Möglichkeit der Veränderung der Gesellschaft ist für Ziegler die existenzielle Frage der menschlichen Welt überhaupt.
Am Vorabend des Vortrages, d.h. am Montag den 5. Februar wird um 18 Uhr im Mal Seh’n Kino, Adlerflychtstr. 6, in Anwesenheit von Jean Ziegler der Dokumentarfilm „Der Optimismus des Willens“ gezeigt. Im Anschluss an die Vorführung steht Ziegler für eine Diskussion mit den Zuschauer/innen zur Verfügung.
Abgerundet wird sein Besuch mit einem Seminar am Tag nach dem Vortrag. Am 7. Februar 2018 um 10 Uhr gibt Jean Ziegler einer Gruppe von Studierenden die Gelegenheit, die Thesen aus seinem Buch vertieft mit ihm zu diskutieren. Ganz im Sinne der neuen Zusammenarbeit im Frankfurter Forum Globale Entwicklung – Globale Gerechtigkeit wird diese Seminarveranstaltung im Haus von medico international am Osthafen stattfinden.
Interessierte Studierende können sich dazu bis zum 31. Januar am Schwerpunkt Süd-Süd anmelden (Philipp.Hammer@stud.uni-frankfurt.de).
Pressetermine vereinbart Ramona Lenz von medico international (lenz@medico.de).
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/event/warum-wir-die-kannibalische-weltordnung-brechen-muessen/
Quelle: Pressemitteilung vom 23. Januar 2018