Frankfurter Buchmesse 2019: Aktivitäten des Instituts für Skandinavistik

Foto: Anett Weirauch/Frankfurter Buchmesse

Norwegen ist Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2019. Mit großem Aufwand hat die Agentur NORLA (Norwegian Literature Abroad) im Auftrag der norwegischen Regierung dafür ein umfangreiches und ausgesprochen vielfältiges Programm zusammengestellt, um die norwegische Literatur und Kultur in ihren zahlreichen Facetten zu präsentieren (nachzulesen auf https://norway2019.com/de). Für das Frankfurter Institut für Skandinavistik ist dies – wie schon der Gastlandauftritt Islands 2011 – eine willkommene Gelegenheit, auf seine Arbeit aufmerksam zu machen und den Studierenden Praxiserfahrungen in der Literatur- und Kulturvermittlung zu ermöglichen.

Für Letzteres bietet NORLA Praktikumsplätze an, und darüber hinaus können Studierende mit einschlägigen Sprachkenntnissen Jobs auf der Messe finden. Das Institut für Skandinavistik hat seit dem Wintersemester 2018/19 eine zweisemestrige Lehrveranstaltung Literatur in der Praxis – am Beispiel des norwegischen Auftritts auf der Frankfurter Buchmesse 2019 in ihrem Lehrangebot, teils finanziert mit Mitteln aus dem Förderfonds Lehre. Diese Veranstaltung macht die Teilnehmerinnen und Teilnehmer – fortgeschrittene Studierende mit guten Sprachkenntnissen – mit den mannigfachen Tätigkeiten im Bereich der Literaturvermittlung vertraut und eröffnet ihnen die Möglichkeit, mit einer eigenen Publikation zur Vermittlung der norwegischen Literatur im deutschen Sprachgebiet beizutragen: Unter Anleitung des erfahrenen Übersetzers und Literaturvermittlers Uwe Englert, der selbst aus Anlass der Messe eine Anthologie norwegischer Gegenwartsliteratur Das Gras hinter dem letzten Haus für die Zeitschrift die horen (Bd. 275, 64. Jg.) vorbereitet, erarbeiten die Studierenden eine Sammlung kurzer Texte der norwegischen Gegenwartsliteratur in deutscher Sprache. Die Texte dafür – verfasst in den beiden norwegischen Schriftsprachen Bokmål und Nynorsk – haben sie selbst ausgewählt, übersetzt, redigiert und bis zur Publikation begleitet. Das Projekt entsteht in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Literaturforum (https:// hlfm.de/). In dessen Zeitschrift Der Literaturbote sind die Übersetzungen im September unter dem Titel Müssen wir nicht wach sein? Neue Literatur aus Norwegen erschienen. Die Texte stammen von sechs Autorinnen und drei Autoren, die größtenteils dem deutschen Publikum noch nie vorgestellt wurden. Ein Drama in Auszügen (zum Thema Euthanasie), Gedichte, Kurzprosa, eine klassische Short Story und ein Essay zu aktuellen Fragen des Klimawandels legen Zeugnis ab vom breiten thematischen Spektrum der norwegischen Gegenwartsliteratur und auch von ihrer hohen Qualität.

Lange Nacht der norwegischen Literatur

Die Studierenden haben im Hessischen Literaturforum zudem durch den Leiter Björn Jager eine Einführung in die Moderation von Autorenlesungen erhalten, und sie werden ihre Übersetzungen am 18. Oktober 2019 in den Räumen des Hessischen Literaturforums selbst der Öffentlichkeit vorstellen, und zwar im Rahmen einer Langen Nacht der norwegischen Literatur, auf der unter anderem der norwegische Autor Dag Solstad aus seinem Roman T. Singer lesen wird (https://hlfm.de/events/lange-nacht-der-norwegischen-literatur/; https://hlfm.de/events/noch-mehr-norwegen/). Auch der zurzeit meistgespielte norwegische Dramatiker, Kristofer Grønskag, wird an diesem Abend anwesend sein, ebenso wie die Lyrikerin Cecilie Løveid und der Erzähler Mikkel Bugge. Die Studierenden werden zu diesem Zeitpunkt das Entstehen ihrer Publikation von den allerersten konzeptionellen Überlegungen bis hin zur Präsentation in der Öffentlichkeit und zur Vermarktung miterlebt und mit gestaltet haben.

In der Lehre bieten wir den Studierenden in Vorbereitung auf den Gastlandauftritt Norwegens noch mehr Möglichkeiten als sonst, sich mit der norwegischen Literatur und Kultur auseinanderzusetzen: mit den Gesellschaftsdramen Henrik Ibsens etwa und vielen Beispielen aus der Literatur der Gegenwart, nicht selten in Verbindung mit Autorenlesungen in den Seminaren. Hinzu kommen Veranstaltungen zu Themen des norwegischen Mittelalters: zu den Sagas über den Norwegerkönig und norwegischen Nationalheiligen Óláfr Haraldsson (Olav den Hellige) aus dem 13. und 14. Jahrhundert und zu der norwegisch-isländischen Handschriftenkultur des 12. bis 15. Jahrhunderts.

Ebenso an unsere Studierenden wie an ein breiteres interessiertes Publikum richtete sich im Sommersemester 2019 eine Ringvorlesung mit dem Titel Norwegen zu Gast an der Goethe-Uni: Vorträge zur norwegischen Literatur der Gegenwart. Konzipiert von Juniorprofessorin Frederike Felcht und dem Frankfurter Norwegischlektor Espen Børdahl, geleitet von Radka Stahr und begleitet von einer Lehrveranstaltung für die Studierenden des Instituts, bot die Ringvorlesung in fünf öffentlichen Vorträgen deutscher und norwegischer Skandinavisten – Frederike Felcht und Berit Huntebrinker (Frankfurt), Annegret Heitmann (München), Elisabeth Oxfeldt (Oslo), Eirik Vassenden (Bergen) und Joachim Schiedermair (Greifswald) – eine Einführung in zentrale Themen der norwegischen Literatur der Gegenwart. Zu ihnen zählen etwa ein überaus virulenter „ecocriticism“, die Grenze zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre in der sogenannten Wirklichkeitsliteratur, dystopische Warnungen vor den negativen Folgen der gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Entwicklung oder das Verhältnis der Literatur zur Popkultur.

Wissenschaftliche Tagung

Für ein wissenschaftliches Publikum veranstaltet das Institut unter Federführung von Espen Børdahl in Zusammenarbeit mit dem Ibsen-Zentrum der Universität Oslo eine internationale, englischsprachige Tagung über die historische Bedeutung des deutschen Buchmarkts für die Vermarktung und Rezeption norwegischer Literatur. Sie steht unter dem Titel The Golden Age of Norwegian Literature and the German Book Industry und knüpft an die Beobachtung an, dass Norwegen heute – vor dem Hintergrund einer prosperierenden Wirtschaft – einen ähnlichen kulturellen Boom erlebt wie schon einmal am Ende des 19. Jahrhunderts, als die norwegische Literatur mit so prominenten Namen wie demjenigen Henrik Ibsens ihr internationales Publikum vor allem auf dem Weg über Deutschland erreichte. Die Konferenz wird auf dem Campus Westend der Goethe-Universität stattfinden. Sie gehört mit zum Programm der sogenannten Kleine-Fächer-Wochen, die die Fachbereiche 9 und 10 mit Unterstützung der Hochschulrektorenkonferenz im Wintersemester 2019/20 veranstalten.

Das Tagungsprogramm kann auf den Internetseiten des Instituts für Skandinavistik eingesehen werden. Die Teilnahme steht allen Interessierten offen.

Schließlich werden wir zwei großen Kunstausstellungen Exkursionen widmen: der von dem international stark beachteten norwegischen Schriftsteller Karl Ove Knausgård kuratierten Schau mit Bildern des Malers Edvard Munch in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf (Edvard Munch gesehen von Karl Ove Knausgård, 12. Oktober 2019 bis 1. März 2020) und der Ausstellung von Gemälden Harald Sohlbergs – eines außerhalb Norwegens weniger bekannten Zeitgenossen Munchs – im Museum Wiesbaden (Harald Sohlberg – ein norwegischer Landschaftsmaler um 1900, noch bis 27. Oktober).

Autorin: Prof. Julia Zernack, Geschäftsführende Direktorin des Instituts für Skandinavistik

DIE GOETHE-UNIVERSITÄT AUF DER BUCHMESSE FRANKFURT 2019

16. Oktober 2019, 15.55 – 17.40 Uhr
Ach! Über wirkliche Fiktionen und fiktionale Wirklichkeiten. Vortrag von Prof. Klaus Günther.


Günther ist Professor für Rechtstheorie, Strafrecht und Strafprozessrecht an der Goethe-Universität, Co-Sprecher des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und Mitglied des Frankfurter Instituts für Sozialforschung (IfS). Veranstalter ist die Hochschule für Gestaltung Offenbach in strategischer Kooperation mit THE ARTS+ Future of Culture Festival, Programmpartner ist der Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität. Halle 4.1 / Stand N83-R99

16.Oktober 2019, 15 – 15.30 Uhr
Goethes »JOHNNY« goes Buchmesse

Die studentische Literaturzeitschrift Johnny der GoetheUniversität stellt sich auf der Frankfurter Buchmesse vor. Frankfurt Authors Stage (Halle 3.0 K15)

16.Oktober 2019, 15 – 16 Uhr
Masterstudiengang Kinder- und Jugendliteratur-/ Buchwissenschaft


Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich mit dem neuen Studiengang der Rhein-Main-Universitäten? Podium: Prof. Dr. Ute Dettmar (Institut für Jugendbuchforschung der Goethe-Universität); Dr. Anke Vogel (Buchwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz); Margit Müller (Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen e.V.) u. Dr. Claudia Maria Pecher (Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur), mit Dr. Tilman Spreckelsen (FAZ). Frankfurt Kids – Stage, Halle 3.0 K137.

17.Oktober 2019, 16.30 – 17 Uhr
In der Höhle. Über Wirklichkeit und Macht. Vortrag von Prof. Dr. Rainer Forst.


Forst ist Professor für Politische Philosophie an der Goethe-Universität, Co-Sprecher des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“. Veranstalter ist die Hochschule für Gestaltung Offenbach in strategischer Kooperation mit THE ARTS+ Future of Culture Festival, Programmpartner ist der Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität. Halle 4.1 / Stand N83-R99

19.Oktober 2019, 14.30 – 15.30 Uhr
Xiong Yuqun und sein Roman »Schneefall 1939«: Eine chinesisch-japanische Liebe in Zeiten des Kriegs.


Podiumsdiskussion mit dem Autor über seinen Roman in Verbindung mit dem Konfuzius-Institut an der GoetheUniversität Frankfurt e.V. Teilnehmer: Prof. Dr. Zhiyi Yang (Referentin, Goethe-Universität), Martina Hasse (Übersetzerin), Dorothee Schaab-Hanke (Ostasien Verlag, Moderatorin), Yuqun Xiong (Autor) International Stage (Halle 5.1 A128)

19. Oktober 2019, 18 Uhr
Buchmessen-Empfang beim Frobenius-Institut


Auf dem Empfang findet u. a. die Verleihung des Frobenius-Forschungsförderungspreises statt.. Die Veranstaltung wird musikalisch begleitet, anschließend laden wir zum gemeinsamen afrikanischen Buffet ein. Gästehaus Frauenlobstraße, Frauenlobstraße 1, Frankfurt am Main

20.Oktober 2019, 11 – 12 Uhr
Eine Reise in die Welt des Cosplay


Eine Podiumsdiskussion in Verbindung mit dem KonfuziusInstitut an der Goethe-Universität Frankfurt e.V. Zu Gast sind Christina Werum-Wang (Konfuzius-Institut Frankfurt e. V., Direktorin), Bernd Dolle-Weinkauff (ehem. Institut für Jugendbuchforschung, Goethe-Universität), Elisabeth Smat (Cosplayerin, Sinologiestudentin, Goethe-Universität), Michael Grunewald (Soziologe). Frankfurt Cosplay Stage (Halle 4.0 G91)

Den Buchmessen-Stand der Universitätsbibliothek J.C. Senckenberg findet man in Halle 4.2., N68.

Dieser Artikel ist in der Ausgabe 5-19 des UniReport erschienen.

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