AIWG Praxisfellow startet Multimedia-Blog zu muslimischem Leben in Deutschland

Julius Matuschik, Fotojournalist und Praxisfellow an der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft an der Goethe-Universität, hat heute seinen Blog „Moin und Salam“ gelauncht. In sechs Kapiteln wird der Fotojournalist darin die Geschichte und Gegenwart des Islams in Deutschland anhand von eigenen Bildern, historischem Bildmaterial sowie Audio- und Videobeiträgen nachzeichnen. Autorin der Texte ist die Politologin und Religionswissenschaftlerin Dr. Raida Chbib. Der Blog ist abrufbar unter: www.moinundsalam.de

Kopftuch tragende Frauen, bärtige Männer ins Gebet vertieft: Die mediale Berichterstattung zu Musliminnen und Muslimen und zum Islam in Deutschland ist häufig immer noch von Klischees und Stereotypen geprägt. Einzelne Gläubige werden auf Fotos oft als Teil einer kollektiven Gruppe dargestellt, werden auf diese Weise gewissermaßen entindividualisiert. „Leider sieht man in deutschen Medien oft sehr stereotype Fotografien, die den Islam bebildern sollen. Die islamische Vielfalt, muslimisches Leben und der Islam als Teil der deutschen Gesellschaft werden zu wenig sichtbar. Ich hoffe, Medienschaffende in Deutschland dazu anregen zu können, verantwortungsbewusster bei der Bildauswahl vorzugehen. Fotografien sind sehr machtvoll. Es ist nicht einfach nur ein Bild, das in die Welt gesendet wird. Immer gleiche Bilder sorgen zusammengenommen für einen Framing-Effekt und reproduzieren den Islam als etwas Fremdes und Exotisches“, sagt AIWG Praxisfellow Julius Matuschik.

„Der Islam kam nicht erst mit den Gastarbeiterinnen und Gastarbeitern nach Deutschland“

Der Fotojournalist aus Hannover will mit seinem Praxisprojekt zu einem aktualisierten Narrativ über den Islam in Deutschland beitragen, das die zahlreichen Identitäten des Islams und der in Deutschland lebenden Musliminnen und Muslime abbildet.

Mit dem jetzt gestarteten Blog soll ein möglichst differenziertes Bild des Islams in Deutschland abseits gängiger Klischees entstehen, die muslimische Vielfalt soll sichtbar gemacht und deutsche Musliminnen und Muslime in Porträts vorgestellt werden. In insgesamt sechs Kapiteln beleuchtet die Reportage die Entstehung des Islams in Deutschland, reflektiert gesellschaftliche Debatten und stellt Grundwissen zum Islam und zu deutschen Musliminnen und Muslimen zur Verfügung.

Die Kapitel werden nach und nach veröffentlicht. Die ersten beiden beschäftigen sich zunächst mit der Geschichte des Islams in Deutschland und zeigen ausgewählte historische Fotografien oder Illustrationen. Neben Fotos und erläuternden Texten beinhaltet der Blog auch ergänzende Audio-Interviews mit Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen sowie Musliminnen und Muslimen zu ausgewählten Themenschwerpunkten. Die Bildrecherche, Fotografien und Videos übernimmt Julius Matuschik im Rahmen seines Praxisfellowships an der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft. Die Texte erstellt die Politologin, Religionswissenschaftlerin und Geschäftsführerin an der AIWG Dr. Raida Chbib.

„Das Innovative und zugleich Knifflige an dem Projekt besteht darin, geleitet vom fotografischen Material, fundierte Informationen in gemeinverständlicher Form einfließen zu lassen. Nicht der Text, sondern Bild-, Video- und Audiomaterialien sind hier die Hauptzugänge, um festgefahrene öffentliche Bilder von Deutschlands Muslimen und Musliminnen aufzubrechen. Viele von diesen vorherrschenden Bildern basieren noch auf älteren Informationsbeständen oder auf einer einseitigen Betonung problematischer Aspekte, wie dem der Radikalisierung. Diese bilden nicht den fortgeschrittenen wissenschaftlichen Erkenntnisstand zu muslimischem Leben und seiner Geschichte in Deutschland ab. Der Blog präsentiert über vielfältige und lebensnahe Fotografien und entsprechende Begleittexte gewissermaßen ein wissenschaftlich fundiertes Update zum Islam in Deutschland“, so Dr. Chbib.

Julius Matuschik über die Entstehung seines Praxisprojekts: „Die Idee zur Online-Reportage ist bei der Durchsicht von historischen Fotos aus Archivbeständen von deutschen Musliminnen und Muslimen in Berlin um die Jahrhundertwende und aus den 1920er-Jahren entstanden. Es war faszinierend für mich, solche Fotos zu sichten. Diese Bilder brechen mit der Erzählung, das der Islam erst mit den Gastarbeitern und Gastarbeiterinnen nach Deutschland gekommen ist. Solche Fotografien sind unser kollektives Erbe. Ich fand die Idee spannend, die Erzählung fotografisch weiterzuführen und neue Fotos mit den historischen Bildern gemeinsam zu präsentieren.“

Auf dem gleichnamigen Instagram Kanal „Moin und Salam“ kann sich jede/jeder interaktiv einbringen und unter dem Hashtag #moinundsalam eigene Bilder zum Thema teilen. Parallel zur Reportage entsteht eine Bilddatenbank, die für journalistische und wissenschaftliche Zwecke genutzt werden kann.

Über die Projektbeteiligten

Julius Matuschik arbeitet als Fotojournalist für verschiedene Online- und Offlinemedien. Er engagiert sich im Cameo Kollektiv e.V., wo er gemeinsam mit anderen Kreativen soziokulturelle Projekte realisiert und Maßnahmen der kulturellen und politischen Bildung durchführt. Seit 2013 dokumentiert er fotografisch den Islam in Deutschland.

Dr. Raida Chbib ist Geschäftsführerin der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft. Sie studierte Politikwissenschaft, Völkerrecht und Islamwissenschaft an der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und wurde an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) in den Religionswissenschaften promoviert. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören Migration und Religion, religiöse Vielfalt, Organisationsprozesse von Religion, insbesondere des Islams, sowie Politik und Islam in Deutschland.

Über das AIWG Praxisfellowship
Das AIWG-Praxisfellowship richtet sich an ideenreiche Persönlichkeiten mit praktischen Erfahrungen zu Fragen der Religion und der gesellschaftlichen Teilhabe von Musliminnen und Muslimen in Deutschland. Es unterstützt ihr persönliches Engagement und ihre individuellen Projektideen und ermöglicht ihnen, ihre bisherigen Kenntnisse zu islambezogenen Themen auszubauen und sie in die Wissenschaft einzubringen. Weitere Informationen finden Sie hier.

Über die AIWG
Die AIWG ist eine universitäre Plattform für Forschung und Transfer in islamisch-theologischen Fach- und Gesellschaftsfragen. Sie ermöglicht überregionale Kooperationen und Austausch zwischen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen der islamisch-theologischen Studien und benachbarter Fächer sowie Akteurinnen und Akteuren aus der muslimischen Zivilgesellschaft und weiteren gesellschaftlichen Bereichen. Die AIWG wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Stiftung Mercator.

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