Mikro-Beben im Oberrheingraben durch Tiefenbohrung?

Seismische Station im SiMoN+ Netzwerk mit Datenlogger, Sensor und Stromversorgung; Foto: Benjamin Homuth, HLNUG
Seismische Station im SiMoN+ Netzwerk mit Datenlogger, Sensor und Stromversorgung; Foto: Benjamin Homuth, HLNUG

Die natürlichen seismischen Erschütterungen im nördlichen Oberrheingraben sind meist so schwach, dass die Bevölkerung sie nicht spürt. Dies gilt normalerweise auch für Mikrobeben, die durch Anlagen zur Nutzung von Erdwärme ausgelöst werden können. Mit dem Forschungsprojekt SiMoN+ wollen die Goethe Universität und das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) untersuchen, ob es eine Wechselwirkung zwischen natürlichen und menschlich induzierten Beben gibt. SiMoN+ geht rechtzeitig an den Start, um das erste Hessische Tiefengeothermieprojektes bei Trebur im Oberrheingraben seismisch zu überwachen. Erste Bohrungen sind Ende März geplant.

In Geothermiekraftwerken wandelt man Erdwärme in Strom und Heizwärme um. Bei Trebur ist eine 3,5 bis 4 Kilometer tiefe Bohrung geplant. Wird Wasser in diese Tiefe geleitet, erhitzt es sich auf über 100 °C und ist damit heiß genug für eine wirtschaftliche Nutzung. Bereits im Vorfeld ist ein großes Areal, das Erlaubnisfeld Groß-Gerau der Überlandwerk Groß-Gerau GmbH (ÜWG), durch seismische Messungen (zum Messnetz) charakterisiert worden, um einen geeigneten Standort für das Geothermiekraftwerk zu finden. Ein hoch-auflösendes Monitoring-System umfasst zudem die natürlichen Beben der Umgebung. Im weiteren Verlauf werden die verschiedenen Umsetzungsphasen des Geothermieprojekts, wie Bohrung, Reservoirtests und Betrieb seismisch überwacht und analysiert.

Das Messgebiet des Projekts SiMoN+ umfasst neben dem Erlaubnisfeld Groß-Gerau auch die Regionen Trebur, Walldorf, Riedstadt, Darmstadt und den nördlichen Odenwald. „Diese Regionen deckt das regionale mikroseismische Messnetz der Goethe Universität gut ab und ermöglicht so, Beben genau zu lokalisieren. Die Stationen sind so ausgewählt, dass etwaige Störeinflüsse durch die dichte Besiedlung des Rhein-Main-Gebiets möglichst gering sind“, erklärt Prof. Georg Rümpker vom Institut für Geowissenschaften.

Das Messnetz des Hessischen Erdbebendienstes beim HNLUG ist darauf ausgerichtet, Erdbeben im gesamten Bereich des Landes Hessen zu lokalisieren. Der Schwerpunkt liegt in Südhessen, da hier die meisten Erdbeben aufgezeichnet werden. In Verbindung mit den Stationen der Goethe Universität können im Messgebiet des Projektes SiMoN+ Erdbeben ab etwa einer Stärke von 0,5 auf der Magnitudenskala erfasst werden. Ergänzt werden die Aufzeichnungen durch Daten von den Permanentstationen der angrenzenden Landesämter und Universitäten.

Das Projekt SiMoN+ ist das Nachfolgeprojekt des SiMoN-Projektes (Seismisches Monitoring im Zusammenhang mit der geothermischen Nutzung des Nördlichen Oberrheingrabens), welches vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie bis Ende September 2015 gefördert wurde. Das Projekt SiMoN+ wird vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz unterstützt.

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