Der Rohbau der Sprach- und Kulturwissenschaften (SKW) ist fertig. An der Ecke Miquel-/Hansaallee soll ein weiteres geplantes Gebäude den Campus auf spektakuläre Weise abschließen: Das Center for Humanities könnte mit Kunst und Theater das Uni-Schaufenster zur Stadt werden.
Die »Kleinen Fächer« im großen Haus
Wo vor zwei Jahren noch eine Brache war, zeigt sich jetzt zumindest der Umriss eines imposanten Gebäudes, das aus drei Teilen besteht: Mit einer Bruttogeschossfläche von 28000 Quadratmetern wird der Neubau Sprach- und Kulturwissenschaften (SKW) an der Hansaallee eines der größten Gebäude auf dem Campus Westend werden. Noch handelt es sich um den Rohbau, in dem der Innenausbau aber bereits begonnen hat. Fertig wird das Gebäude voraussichtlich 2022, womit dann auch der Umzug der Sprach- und Kulturwissenschaften vom alten Campus Bockenheim zum neuen Hauptcampus Westend möglich wird. Zu den Fächern des Fachbereichs 09 zählen unter anderem Kunstgeschichte, Kunstpädagogik, Musikwissenschaften, außereuropäische Sprachen, Empirische Sprachwissenschaften und Judaistik. Sogenannte „Kleine Fächer“, die teilweise aber größer sind, als man denkt. Immerhin studieren über 7000 Studierende am Fachbereich, der dem Gebäude auch seinen Namen gibt. Erstmals werden die Sprach- und Kulturwissenschaften auch eine eigene Bereichsbibliothek erhalten. „Das SKW besitzt eine prominente Lage an der nordöstlichen Seite des Campus, damit ist zugleich auch eine höhere Sichtbarkeit und Präsenz der dort untergebrachten Fächer gegeben“, betont Matthias Müller-Götz, der beim Immobilienmanagement die Standortneuordnung und -entwicklung leitet. „Denn wer den Campus von dieser Seite aus betritt, kann auch ein Stück des Weges durch das SKW laufen.“ „Das Gebäude wird insgesamt über eine hohe Qualität und Aufenthaltswert verfügen“, betont Müller-Götz. Er erwähnt den „hortus conclusus“, einen geschlossenen Garten, der etwas Kontemplatives ausstrahlen soll. Mit einer baulichen Besonderheit wird auch der teilbare Hörsaal für 700 Personen aufwarten, der eine ovale Form erhält.
Während ein Großteil der Fächer bislang im Juridicum sitzt, findet man die Kunstpädagogik in einem eigenen Gebäude, in der ehemaligen Druckerei Dondorf. Der Standort wird aufgegeben, dort soll das Max-Planck-Institut für Empirische Ästhetik hinziehen. Im SKW wird die Kunstpädagogik neben Seminarräumen Ateliers, Werkstätten und einen Innenhof erhalten, der auch für Ausstellungen genutzt werden kann. „Wir freuen uns sehr auf den Umzug, ganz besonders mit Blick auf das nachbarschaftliche Miteinander mit den anderen Fachbereichen, Fächern und Abteilungen aller Arbeitsbereiche, Verwaltung und Hochschulleitung. Das wird im Alltag vieles leichter machen, den Austausch untereinander und die gemeinsame Arbeit an übergreifenden Projekten und Vorhaben fördern“, betonen die beiden Kunstpädagoginnen Prof. Kerstin Gottschalk, Geschäftsführende Direktorin des Instituts, und Prof. Vera Kuni, ihre Stellvertreterin. „Auch auf und über die größere Sichtbarkeit der Kunst, die bei uns am Haus entsteht und die wir regelmäßig auch auf dem Campus Westend der Öffentlichkeit präsentieren möchten, freuen wir uns. Das Miteinander von Kunst und Wissenschaft ist ja nicht zuletzt auch ganz im Geist Goethes zu denken; es hat also Inspirations- und Identifikationspotenzial für alle Mitglieder der Goethe-Universität. Wir schätzen uns sehr glücklich, an einer Universität zu lehren und zu forschen, die im breiten Spektrum ihrer Fakultäten auch die bildende Kunst, Theorie und ihre Vermittlung zu ihrem Profil zählt – und dieses Miteinander auch lebt.“
Auch wenn das Gebäude den Namen des Fachbereichs trägt, werden durchaus noch andere Nutzer untergebracht werden, zum Beispiel die Akademie für Bildungsforschung und Lehrerbildung (ABL), die Philosophische Promotionskommission, das Studentenwerk und Teile des Hochschulrechenzentrums. Für die Verpflegung wird eine ästhetisch gestaltete Cafeteria sorgen, die auch warme Speisen bereithalten wird.
Kunst, Theater und Wissenschaft bilden Eingangsbereich zum Campus
Während das SKW als Rohbau bereits sichtbar ist, ist ein weiteres Gebäude am nordöstlichen Ende des Campus Westend bislang nur als Vorentwurf vorhanden. Das so genannte „Center for Humanities“ sorgt aber jetzt bereits für ein Raunen in der Öffentlichkeit. Denn das Gebäude wird unter anderem eine Ausstellungsfläche erhalten, die für eine spektakuläre Dauerleihgabe vorgesehen ist, nämlich für „Bang“ vom chinesischen Künstlers Ai Weiwei. Die Installation, die auf der Kunstbiennale in Venedig 2013 zum ersten Mal gezeigt wurde, umfasst 886 antike Holzhocker. Die Arbeit wird der Universität von einer Frankfurter Stifterfamilie zur Verfügung gestellt.
Esref Yavuz, Abteilungsleiter Planen und Bauen im Immobilienmanagement, ist ganz begeistert vom Gebäude, das von der Goethe-Universität in eigener Bauherrenschaft geplant wird. „Mit dem Center for Humanities präsentiert sich die Goethe-Universität auf eine sehr spannende Weise den Besuchern und setzt zugleich ein erstes Zeichen für die Campusmeile, die sich zwischen Goethe-Universität, Frankfurt School of Finance & Management, Deutscher Nationalbibliothek und Frankfurt University of Applied Sciences erstrecken soll.“ Das zweite außergewöhnliche Element des Gebäudes wird die Probebühne der Theaterwissenschaften sein, die auf zwei Geschossen angesiedelt sein wird und auch Platz für 40 Zuschauer bietet. Vom Foyer des Gebäudes aus werden Glaswände den Blick sowohl auf die Ausstellungsfläche als auch auf die Probebühne zulassen. Prof. Dr. Nikolaus Müller-Schöll, Theaterwissenschaftler an der Goethe-Universität, freut sich sehr über ein solches „Experimentierlabor für darstellende Kunst“; er sieht dies auch als „große Anerkennung unserer Arbeit in Lehre und Forschung, bei der wir in den vergangenen Jahren mit einer großen Zahl von Partnern in Kunst und Wissenschaft in Hessen, im In- und Ausland zusammengearbeitet haben.“ Mit der jetzt geplanten Probebühne werde der Theaterwissenschaft ermöglicht, ihr Lehrkonzept, in dem Theorie und Praxis Hand in Hand gehen, auf dem Campus Westend fortzusetzen und auszubauen. Müller-Schöll betont: „Der aktuell für dergleichen Projektarbeit genutzte Raum in Bockenheim war eine temporäre Notlösung, weil er zum einen deutlich zu klein für den Betrieb der angebotenen Seminare ist und zum zweiten so niedrig, dass die Lichttechnik augenblicklich kaum eingesetzt werden kann und der Raum schnell überhitzt ist. Gleichwohl hat bereits dessen rege Nutzung in den vergangenen Jahren gezeigt, dass eine solche Einrichtung für die Theaterwissenschaft elementar ist.“
Darüber hinaus wird das sechsgeschossige Gebäude, das zum benachbarten DIPF – Leibniz-Institut für Bildungsforschung – einen lärmgeschützten Innenhof bildet, auch Seminarräume sowie Arbeitsplätze beherbergen. Esref Yavuz erläutert, dass auf dem von der Stadt ausgewiesenen Baufeld nur noch Platz für ein schmales Gebäude vorhanden war. Mit der vorgesehenen Mischnutzung von Kunst, Theater und Arbeitsplätzen auf einer gesamten Fläche von 3700 Quadratmetern ist er aber hochzufrieden. „Mit diesem Gebäude wendet sich die Universität mit ihren vielfältigen Aspekten gewissermaßen nach außen. Immerhin passieren täglich auch ca. 100 000 Fahrzeuge die Kreuzung Hansaallee/Miquelallee, somit wird das Center for Humanities zum Schaufenster für Forschung, Lehre und Kunst.“
Darüber hinaus wird das sechsgeschossige Gebäude, das zum benachbarten DIPF – Leibniz-Institut für Bildungsforschung – einen lärmgeschützten Innenhof bildet, auch Seminarräume sowie Arbeitsplätze beherbergen. Esref Yavuz erläutert, dass auf dem von der Stadt ausgewiesenen Baufeld nur noch Platz für ein schmales Gebäude vorhanden war. Mit der vorgesehenen Mischnutzung von Kunst, Theater und Arbeitsplätzen auf einer gesamten Fläche von 3700 Quadratmetern ist er aber hochzufrieden. „Mit diesem Gebäude wendet sich die Universität mit ihren vielfältigen Aspekten gewissermaßen nach außen. Immerhin passieren täglich auch ca. 100 000 Fahrzeuge die Kreuzung Hansaallee/Miquelallee, somit wird das Center for Humanities zum Schaufenster für Forschung, Lehre und Kunst.“
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe 4.20 des UniReport erschienen.