Physikerin Gisela Eckhardt hinterlässt der Goethe-Universität Millionen-Vermögen
Erstmals in ihrer Geschichte als Stiftungsuniversität erhielt die Goethe-Universität von einer Alumna eine Erbschaft in Höhe von mehr als 10 Millionen Euro. Was waren die Beweggründe von Gisela Eckhardt, sich für Wissenschaft und Forschung zu engagieren? Und wie gelang es der Hochschule, zu einer solchen Großspende zu kommen? Andreas Eckel, Leiter der Abteilung Private Hochschulförderung an der Goethe-Universität, stand in engem Kontakt mit der 2020 verstorbenen Physikerin. Ein Gespräch.
Was bedeutet das selbstlose Engagement von Gisela Eckhardt für die Universität?
Wir können mit dieser großen Summe unter dem Dach der Stiftung Goethe-Universität einen Stiftungsfonds einrichten, aus dessen Erträgen eine Professur bezahlt werden kann. Es wird eine Gisela und Wilfried Eckhardt-Stiftungsprofessur für Experimentalphysik geben, die – wenn möglich – mit einer Wissenschaftlerin besetzt wird. Das war der ausdrückliche Wunsch von Frau Eckhardt. Aufgrund ihrer eigenen, durchaus schwierigen Biografie als Physikerin wollte sie die Experimentalphysik unterstützen und dabei explizit Frauen fördern, weil diese in dem Fach unterrepräsentiert sind. Diesem Wunsch Rechnung zu tragen, sind wir laut Testament verpflichtet. Man sollte hier ergänzen, dass Gisela Eckhardt noch zu Lebzeiten dem Fachbereich Physik ermöglicht hat, einen Raman-Laser, an dessen Erfindung sie maßgeblich beteiligt war, anzuschaffen.
Wie kam es dazu, dass Gisela Eckhardt die Goethe-Universität mit einem so großen Vermögen bedachte?
Gisela Eckhardt hatte mir im Gespräch ihr tiefes Bedürfnis danach verdeutlicht, dass nach ihrem Tod etwas von ihr in Frankfurt verbleiben solle. Sie hatte keine Kinder, ihr Mann war bereits verstorben. Mit einem Engagement für die Goethe-Universität konnte sie sowohl der Stadt als auch der Wissenschaft eine bleibende Erinnerung an sie vermachen. Sie ist damit in Frankfurt, in ihrer Geburtsstadt, wo ihre Familie herkommt, verewigt. Bis zum Schluss sprach sie Hessisch und Amerikanisch mit hessischem Akzent und nicht Hessisch mit amerikanischem Akzent. Die Verbindung zu ihrer Heimatstadt spielte für sie eine große Rolle, darum ging es ihr. Wir konnten ihr mit einer Stiftungsprofessur, die ihren Namen trägt und ihr Lieblingsfach stärkt, tatsächlich einen Herzenswunsch erfüllen. Nie werde ich vergessen, wie sie sagte: »Das würdest Du für mich tun?«
Gisela Eckhardt lebte im kalifornischen Malibu. Wie kam der Kontakt zu ihr zustande?
Aufmerksam wurde ich auf sie durch einen Zeitungsartikel in der FAZ, in dem Gisela Eckhardt und ihre Bedeutung in den physikalischen Gesellschaften der USA vorgestellt wurde. Ich habe daraufhin Kontakt zu ihr aufgenommen und sie eingeladen, den neuen Campus und ihre Alma Mater, Fachbereich Physik zu besuchen. Wir wollten ihr die Goethe-Universität gerne in einem besseren Licht präsentieren, als sie es selbst vor mehr als 60 Jahren erleben musste. Als Frau hatte sie es damals sehr schwer. Gisela Eckhardt ist der Einladung hocherfreut gefolgt. Daraus entstand ein enger persönlicher Kontakt.
Wie behalten Sie Gisela Eckhardt in Erinnerung?
Gisela Eckhardt war bis zum Schluss eine brillante Denkerin, schnell und immer auf dem neuesten Stand der Forschung. Man merkte immer: Sie brannte für die Experimentalphysik. Außerdem war sie bis ins hohe Alter sehr sportlich und darauf auch stolz. Gisela Eckhardt war auf jeden Fall sehr selbstbewusst, auch statusbewusst, das muss man sagen, aber mit Charme. Sie hatte ein sehr einnehmendes und verbindliches Wesen.
Das Interview führte Heike Jüngst; Bild: Uwe Dettmar