Biowissenschaften / Wie Wurzeln zum Wasser finden

Die Lichtscheiben-Fluoreszenzmikroskopie beruht auf zwei Prozessen: 1) der seitlichen Beleuchtung der Probe mit Laserlicht entlang einer Ebene und 2) der Detektion von Fluoreszenzlicht aus einem dünnen, um die Beleuchtungsebene zentrierten Volumen. Die Pflanze (Arabidopsis thaliana) wird dreidimensional montiert, steht aufrecht in einem pflanzlichen Gel und kann artgerecht mit Medium und Licht versorgt werden. Bildrechte: Daniel von Wangenheim.

Pflanzen suchen mit ihren Wurzeln nach Wasser. Während die Hauptwurzel in die Tiefe wächst, erkunden viele feine Seitenwurzeln den Boden in allen Richtungen. Wie Wissenschaftler aus Nottingham, Heidelberg und von der Goethe-Universität Frankfurt in der aktuellen Ausgabe von „Nature Plants“ berichten, „wissen“ die seitlichen Wurzeln schon ganz früh, wo sie Wasser finden.

Daniel von Wangenheim, ein ehemaliger Doktorand im Labor für Physikalische Biologie von Prof. Ernst Stelzer, später Postdoc bei Prof. Malcolm Bennett, legte für sein Experiment Wurzeln der Ackerschmalwand der Länge nach in eine Nährlösung. Die waren jedoch nicht ganz eingetaucht, so dass ihre Oberseite der Luft ausgesetzt war. Nun beobachtete er mit einer hochauflösenden 3D-Mikroskop-Technik, wie sich die Wurzeln verzweigten.

Zu seiner Überraschung stellte von Wangenheim fest, dass sich an der Luftseite fast ebenso viele Seitenwurzeln bildeten wie an der Kontaktseite mit der Nährlösung. Während er im Mikroskop nun weiter das Wachstum mit jeder Zellteilung verfolgte, zeigte sich: Die neuen Zellen treiben die Wurzelspitze von Anfang an in Richtung Wasser. Hatte sich also eine Seitenwurzel an der Luftseite gebildet, wuchs sie in Richtung der Platte mit der Nährlösung aus Agar.

„Pflanzen verzweigen ihre Wurzeln also erst einmal in alle Richtungen, aber schon mit den ersten Zellteilungen weiß die Wurzel offenbar, wo sie Wasser und Nährstoffe findet“, fasst Daniel von Wangenheim die Ergebnisse zusammen. „So können Pflanzen flexibel auf eine Umgebung mit schwankenden Ressourcen reagieren.“

Das Ergebnis beruht auf vielen Stunden Filmmaterial, das mithilfe der von Ernst Stelzer entwickelten Lichtscheibenmikroskopie gewonnen wurde. Daniel von Wangenheim zeigt die Wurzelverzweigung in einem anschaulichen Erklärvideo im Zeitraffer. Sein Tweet hat von seinen Fachkollegen bereits viel Zuspruch erhalten.

https://twitter.com/DvonWangenheim/status/1224365891292405760

Publikation: Daniel von Wangenheim, Jason Banda, Alexander Schmitz, Jens Boland, Anthony Bishopp, Alexis Maizel, Ernst H. K. Stelzer and Malcolm Bennett: Early developmental plasticity of lateral roots  in response to asymmetric water availability, in Nature Plants (3 Februar 2020), https://doi.org/10.1038/s41477-019-0580-z)

Relevante Artikel

Lemuren-Laute und Giraffen-Gewohnheiten

Tierische Verhaltensforschung mit Software und KI Die faszinierende Welt der Zootierbiologie profi tiert zunehmend von innovativen Technologien wie der Künstlichen

Spezialwissen für SCALE

Volker Zickermann und Eric Helfrich sind bei der Exzellenzcluster-Initiative SCALE (Subcellular Architecture of Life) dabei und werden dort ihre Expertise

Öffentliche Veranstaltungen

Die Frankfurt Alliance feiert!

Jetzt schon im Terminkalender notieren: Das Science Festival Frankfurt findet am Samstag, 28. September 2024, auf dem Frankfurter Roßmarkt statt.

You cannot copy content of this page