Die Welt wird trockener: Goethe-Universität wirkte am Weltwasserbericht mit

Der Erlenbach im Taunus: Weil von vielen Gewässern Messdaten fehlen, bilden komplexe Simulationen der Abflussmengen von Flüssen das Rückgrat des Weltwasserberichts. (Foto: Hannes Müller Schmied)

Der zweite Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) über den Zustand der globalen Wasserressourcen zeigt, dass im Jahr 2022 in weiten Teilen der Welt trockenere Bedingungen als im Durchschnitt der vorangegangenen 30 Jahre herrschten – dem Zeitraum, der als Vergleich herangezogen wird. Im Rahmen der strategischen Allianz der Rhein-Main-Universitäten RMU erarbeitete Dr. Hannes Müller Schmied vom Institut für Physische Geographie der Goethe-Universität sowie dem Senckenberg Biodiversitäts- und Klimaforschungszentrum (SBiK-F) zusammen mit Prof. Robert Reinecke von der Universität Mainz Simulationsdaten für den Bericht. Die beiden Wissenschaftler waren eine von weltweit elf Modellierungsgruppen, die mit hydrologischen Modellen arbeiteten, die Methodik mitentwickelten und Kernaussagen des Reports von wissenschaftlicher Seite begutachteten.

Hannes Müller Schmied erläutert: „Deutlich mehr als ein Drittel der untersuchten Gebiete waren 2022 deutlich trockener. Das zeigte sich darin, die Flüsse im Jahresdurchschnitt weniger Wasser führten, die Bodenfeuchte abnahm und die Grundwasserspiegel sanken. Das hat ökonomische Konsequenzen etwa für die Schifffahrt. Es bedroht aber auch den Fluss als Ökosystem, wenn der Wasserspiegel zeitweise so weit sinkt, dass Wasserfauna und -flora in ihrer Existenz gefährdet sind.“

So war 2022 die Schifffahrt auf Rhein und Po zeitweilig stark eingeschränkt, und in Frankreich konnten die Kernkraftwerke als Folge des fehlenden Kühlwassers nur eingeschränkt Strom produzieren. Südamerika verzeichnete eine ausgeprägte Trockenheit, wodurch ebenfalls die Stromerzeugung durch Wasserkraftwerke litt. Große Trockenheit herrschte auch am Horn von Afrika, wo 36 Millionen Menschen von der extremen Dürre betroffen waren und immer noch sind, darunter rund 5 Millionen akut unterernährte Kinder. Demgegenüber standen Überschwemmungen insbesondere in Afghanistan und Pakistan, unter denen 33 Millionen Menschen litten, aber auch in Indien und Bangladesch mit 7 Millionen Betroffenen. Auch größere Gebiete um den afrikanischen Fluss Niger sowie in Landstrichen Südafrikas waren überschwemmt.

Die Autoren heben hervor, dass der Weltwasserbericht als wichtige Basis für Entscheidungen in Politik und Wirtschaft diene, indem er Krisenpotenziale und Krisenregionen aufzeige. Zudem trägt er zum Stand des Erreichens der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) der Vereinten Nationen (UN) bei. Der Wasserbericht „State of Global Water Resources Report“ wird nun in der zweiten Ausgabe im Herbst vorgestellt und legt den Stand der weltweiten Wasserressourcen dar.

Das Forschungsprojekt erfolgte im Rahmen der Kooperation der strategischen Allianz der Rhein-Main-Universitäten (RMU), die die Goethe-Universität Frankfurt am Main, die Johannes Gutenberg-Universität Mainz und die Technische Universität Darmstadt als renommierte Forschungsuniversitäten bilden. Mit einer Rahmenvereinbarung im Dezember 2015 wurde diese bereits langjährig bestehende Partnerschaft zur strategischen Allianz ausgebaut, um die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit der Universitäten zu stärken, gemeinsam Studienangebote zu verbessern und Wissenstransfer und Vernetzung mit der Gesellschaft zu gestalten.

Jahr der Extreme: Die Flüsse in vielen Regionen der Welt führten 2022 messbar weniger (Orangetöne) oder mehr Wasser (Blautöne) als im Vergleichszeitraum 1991 bis 2020. Grafik: World Meteorological Organization (WMO)

Weitere Informationen
> Pressemitteilung der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
> Weltwasserbericht 2022 (WMO State of Global Water Resources 2022 report)

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