China als neue Kolonialmacht, die Afrika ausbeutet, ihren Machtbereich ausweitet – ein Klischee westlicher Wahrnehmung, das die Wirklichkeit verfehlt. Das Programm AFRASO an der Goethe-Universität ist der tatsächlichen Rolle Asiens in Afrika auf den Grund gegangen. Die gerade erschiene neueste Ausgabe von „Forschung Frankfurt“, dem Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität, berichtet über die Ergebnisse. Themenschwerpunkt diesmal: „Perspektive Afrika“.
Die Präsenz Chinas in Afrika – der Mainstream der westlichen Medien zeichnet davon ein klares Bild: Die Bemühungen Chinas auf dem afrikanischen Kontinent zielen letztlich darauf ab, die natürlichen Reichtümer des Kontinents zu sichern und den Machtbereich Pekings auszudehnen. China wiederum sucht den Schulterschluss mit anderen vormals durch den Westen unterdrückten Ländern und Nationen. Welche Sichtweise kommt der Wahrheit am nächsten? Die Politologin Prof. Uta Ruppert und ihr Kollege Dr. Stefan Schmid berichten im neuesten Forschung Frankfurt“ über die Ergebnisse des Forschungsprojekts AFRASO (Afrikas asiatische Optionen). Denn, das ist für Wissenschaftler eine Binse: Vereinfachende Sichtweisen entsprechen selten der Wirklichkeit, und das Forschungsprogramms AFRASO hatte sich zum Ziel gesetzt, ein differenziertes Bild zu zeichnen, widersprüchliche Entwicklungen zu erklären und deren Potenziale und Herausforderungen in die großen Linien der Weltpolitik und die globalen Kulturentwicklungen des 21. Jahrhunderts einzuordnen.
Chinas Handeln in Afrika war dabei nur einer von vielen Themenbereichen. AFRASO widmete auch bisher wenig beachteten asiatischen Akteuren Aufmerksamkeit wie Malaysia, Korea, Japan und Indien: Malaysia ist für Afrika ein wichtiger Partner bei der Ausbildung von Studierenden, Korea dient als entwicklungspolitisches Vorbild, und Japan übt über die Kaizen-Institute Einfluss aus. Doch was ist mit der Großmacht China? Tatsächlich ist der Einfluss groß, aber er ist zum Teil von ganz anderer Natur als landläufig vermutet – vor allem aber werden die Dinge zum Großteil nicht von einer zentralen Instanz gelenkt, sondern beruhen oft auf dem Engagement von Familienbetrieben und Kleinunternehmen. Und die Konfuzius-Institute, die im globalen Norden immer wieder in Misskredit geraten, stellen für Afrikanerinnen und Afrikaner eine interessante Bildungsoption dar, auch um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt, nicht zuletzt dem chinesischen, zu erhöhen. Dass das Verhältnis durchaus auch Konfliktpotenzial enthält, liegt auf der Hand. Mehr dazu lesen Sie im aktuellen „Forschung Frankfurt“ zum Thema „Perspektive Afrika“.
In weiteren Artikeln darin geht es um Pilze als Nahrungsquelle der Zukunft, um Erfolg und Misserfolg der Entwicklungszusammenarbeit oder auch um die Frage, warum der Filmmarkt Nigerias zu einem der größten der Welt wurde. Andere Beiträge zeigen, wie Literaturwissenschaftler in Simbabwe das offizielle Geschichtsbild geraderücken, dass Tunesien trotz Krisen über eine ungeheure wirtschaftliche Innovationsstärke verfügt und wie deutsche Sammlungen zu beiderseitigem Nutzen mit afrikanischen Partnern kooperieren können.
Den Beitrag »Ambivalente Partnerschaft. Programm AFRASO beleuchtet die komplexen Beziehungen zwischen Afrika und Asien – insbesondere China« können Sie hier (PDF) lesen.
Alle Beiträge der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (1.2022) sind online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de