Klimawandel – sind wir noch zu retten?

Podiumsdiskussion »Sind wir noch zu retten?«

Mit dieser Fragestellung beschäftigten sich die Studierenden des Masterstudiengangs Ökologie und Evolution auf einem ganztägigen Symposium am 12. Februar 2020 im Otto- Stern- Zentrum auf dem Campus Riedberg.

Trotz der großen Präsenz des Themas in den Medien kennen nur wenige die Fakten, geschweige denn verstehen, was da gerade vor sich geht und warum. Hinzu kommt, dass die prognostizierten Folgen stark davon abhängen, wie wir als Menschen uns zukünftig verhalten.

Doch um Handlungsoptionen sinnvoll auszuloten, muss das vorhandene Wissen zusammengetragen und verständlich aufgearbeitet werden. Genau das hatten sich die Studierenden im Modul Ökophysiologie und Klimawandel vorgenommen. Vier Wochen lang arbeitete sich die Gruppe unter der Leitung von Professor Wolfgang Brüggemann durch hunderte Seiten Fachliteratur und stellte ihre Ergebnisse in zwölf Vorträgen in vier Themenblöcken vor. Die gut besuchte Veranstaltung wurde von Stefan Kleinfelder und Silas Büse eröffnet, die die physikalischen Grundlagen des Klimawandels und die Rolle der Treibhausgase erläuterten.

Im zweiten Block wurden die Auswirkungen des Klimawandels auf die globalen Landflächen dargestellt. Luca Kirschniok zeigte auf, dass durch den Anstieg der Temperaturen erschreckende Verluste an bewohnbarer Landfläche, beispielsweise in Indien, erwartet werden. Verena Hartmann beschrieb den Rückgang der Gletscher und die Folgen für den Wasserhaushalt und Lena Reimann berichtete über die Verschiebung der europäischen Vegetationszonen und den damit verbundenen Waldverlust in mediterranen Gebieten. Der dritte Block befasste sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Ozeane und die Kryosphäre.

Elisabeth Wörner zeigte, wie sich die Produktivität der Ozeane verändern wird und dass vor allem die Korallenriffe durch den Anstieg der Temperatur stark bedroht sind. Jan Krämer ergänzte am Beispiel des klimatischen Extremereignisses „El Niño“, welches in den nächsten Jahrzehnten wahrscheinlich deutlich häufiger auftreten wird, dass auch Landökosysteme durch die sich im Meer verändernden Temperaturen stark beeinflusst werden. Nach dieser Übersicht über die prognostizierten globalen Geschehnisse sollte sich der letzte Block der Vortragsreihe möglichen Maßnahmen widmen, den voranschreitenden Klimawandel zu verlangsamen und mit seinen Folgen umzugehen.

Die Studierenden beschäftigten sich hierbei mit den aktuellen Emissionsdaten von Treibhausgasen und den national und international angedachten Maßnahmen zum Umgang mit dem Klimawandel. Nach der Darstellung möglicher globaler Maßnahmen von Svenja Seyler-Junker, wie zum Beispiel Geoengineering- Strategien zur Reduzierung des CO2 in der Atmosphäre, listete Shiva Mehrani in ihrem Vortrag die Sektoren auf, die in Deutschland maßgeblich an dem Ausstoß von Treibhausgasen beteiligt sind, wie Energieerzeugung, Verkehr, aber auch die Landwirtschaft.

Konkrete politisch erarbeitete Maßnahmenpakete wurden am Beispiel des Verkehrssektors von Regina Straub vorgestellt, am Beispiel des Landwirtschaftssektors beleuchtete Aaron Kauffeldt die Problematik der Ernährungssicherung bei reduzierten Treibhausgasemissionen aus einem Konzept der Teilautarkie der EU heraus. Als kontrastreichen Schlusspunkt der Vortragsreihe stellte Nina Schlepper den Klimaschutzplan des BUND für Hessen vor, der deutlich schärfere Maßnahmen fordert als die etwas zögerlich wirkenden Vorhaben der Regierungen. Viele der aufkommenden Fragen der Anwesenden wurden bereits in den Vorträgen beantwortet, einige konnten danach direkt an die Referenten gestellt und mit diesen diskutiert werden.

Nach der erschlagenden Faktenlage blieb jedoch eine Frage noch immer offen. Sind wir noch zu retten? Genau dieser Frage wollte das Team der Studierenden in der folgenden Podiumsdiskussion auf den Grund gehen. Dazu hatten sie lange recherchiert, um die richtigen Teilnehmer für diese Gesprächsrunde zusammenzustellen. Frank Diefenbach (Bündnis 90/ die Grünen) und Michael Bross (FDP) waren als politische Akteure aus Landtag und Magistrat der Stadt geladen und legten die Positionen ihrer Parteien zu den notwendigen gesellschaftlichen Veränderungen dar.

Der Klimatologe Prof. Dr. Bodo Ahrens, und die Ökologin Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Direktorin des Senckenberg Biodiversitäts und Klimaforschungszentrums, vertraten die wissenschaftlichen Aspekte in der Diskussion. David Delto als Vertreter des AStA und Lars Grünhagen von der Bewegung „Students for Future“ erläuterten studentische Initiativen. Souverän leitete Nina Schlepper durch die Diskussion und schnell wurde deutlich, dass die Positionen der Anwesenden in weiten Bereichen verhältnismäßig dicht beieinanderlagen. Immer wieder wurde auf die immense Notwendigkeit der Zusammenarbeit hingewiesen.

Egal ob Natur- und Artenschutzkonzepte, neue Technologien oder die Umsetzung erneuerbarer Energien, Konsens war immer: Wir schaffen das nur zusammen und jeder Akteur, ob Wissenschaftler, Politiker oder die als Konsumenten handelnde Bevölkerung, muss seinen Beitrag leisten. Die Stellschrauben für eine erfolgreiche Abwendung der nahenden Klimakatastrophe sind mannigfaltig und es reicht nicht, an einigen wenigen zu drehen. Auf die Abschlussfrage der Runde „Sind wir noch zu retten?“ antworteten die Teilnehmer dann allerdings unterschiedlich optimistisch. Klar wurde bei dieser Frage allerdings:

Es ist ein steiniger Weg, auf den wir uns besser heute als morgen begeben müssen, gemeinsam mit vereinten Kräften. Dabei helfen positive Narrative als Gegenpol zu den verbreiteten Endzeitszenarien und eine Verbeiterung des gesellschaftlichen Informationsstandes durch Veranstaltungen wie dieses Symposium, weshalb wir uns auf eine Wiederholung der Veranstaltung im kommenden Jahr freuen.

Nina Schlepper und Dr. Vera Holland

Dieser Artikel ist in der Ausgabe 2.20 des UniReport erschienen.

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