Nach der Asiatischen Tigermücke und der Asiatischen Buschmücke hat sich nun auch eine dritte exotische Mückenart in Hessen angesiedelt. Aedes koreicus habe in Wiesbaden eine Population etabliert, berichten Wissenschaftler*innen der Senckenberg Gesellschaft und der Goethe-Universität im Fachmagazin „Parasitology Research“. Erstmals wurde 2015 eine einzelne Mücke dieser Art in Bayern nachgewiesen. Bei der im Rahmen des bundesweiten Stechmücken-Monitorings in Hessen entdeckten Population könnte es sich um Vorboten einer flächendeckenden Ausbreitung der exotischen Mückenart in Deutschland handeln.
Als Prof. Dr. Sven Klimpel, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und Goethe-Universität, und sein Team ihre im Rahmen eines wissenschaftlichen Monitorings gefangenen Stechmücken untersuchten, staunten sie nicht schlecht, als darunter gleich vier Exemplare der Art Aedes koreicus waren. Von dieser exotischen Mückenart wurde nämlich in Deutschland bislang erstmals ein Individuum 2015 nahe Augsburg nachgewiesen.
Gefangen wurden die eingewanderten Aedes koreicus-Mücken vom Team um Klimpel im Jahr 2017 in Wiesbaden, also zwei Jahre später und 400 Kilometer weiter nordwestlich als der Erstfund in Bayern. „Darüber hinaus konnten wir bei Beprobungen im Mai und Juli 2018 an derselben Stelle erneut Larven und Puppen dieser Mückenart nachweisen. Es ist daher wahrscheinlich, dass in Hessen eine ganze Population überwintert hat und diese Mücke langsam anfängt, sich in Deutschland auszubreiten“, erklärt Klimpel.
Aedes koreicus ist ein Newcomer in Europa und wurde erstmals 2008 in Belgien gemeldet. Mittlerweile geht das Europäische Seuchenzentrum davon aus, dass sich die Art in Belgien, Italien, der Schweiz und in Ungarn etabliert hat. „Eine weitere Ausbreitung in Deutschland wäre demnach neu, liegt aber nahe, denn das Ausbreitungspotential und die klimatischen Vorlieben ähneln denen der bereits in Deutschland heimischen Asiatischen Tigermücke und Asiatischen Buschmücke“, so Dr. Antje Steinbrink, Wissenschaftlerin am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und der Goethe-Universität
Aedes koreicus stammt wie die anderen exotischen Mücken aus Ostasien und ist eigentlich in Korea, Japan, China und Teilen Russlands zu Hause. Die Mückenart profitiert davon, dass ihre Eier – wie auch bei der Asiatischen Tigermücke und den Buschmücken – in Europa den Winter überstehen können. Außerdem fühlt sie sich in urbaner Umgebung, in der es eine Vielzahl von Wasserlachen gibt, besonders wohl.
Für den Menschen gefährlich sind die kleinen, tagaktiven Blutsauger, weil sie potentielle Krankheitsüberträger sind. Steinbrink dazu: „Aedes koreicus kann nachgewiesenermaßen das Virus der Japanischen Enzephalitis übertragen und Laborversuche haben belegt, dass die Mücken das Chikungunya-Virus verbreiten können. Darüber hinaus können die Mücken Menschen mit Fadenwürmern (Dirofilarien) infizieren“.
Nicht zuletzt deswegen werden die Wissenschaftler*innnen, die neue Population genau im Auge behalten. Noch wäre allerdings eine weitergehende Option denkbar. „Durch den weltweiten Handel und Verkehr werden immer wieder einzelne exotische Mücken nach Deutschland eingeführt. Wenn sich bislang nur eine kleine Population einer neuen Mückenart in Deutschland angesiedelt hat, kann man diese gegebenenfalls zurückdrängen. Haben sich die Mücken erst großflächig ausgebreitet, ist diese Chance jedoch vertan“, sagt Klimpel.
Publikation:Steinbrink, A., Zotzmann, S., Cunze, S., Klimpel, S.(2019): Aedes koreicus – a new member of the genus Aedes establishing in Germany. Parasitology Research, doi: 10.1007/s00436-019-06232-x
Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.