An der Goethe-Universität wird im Laufe des nächsten Jahres das erste Graduiertenkolleg mit einem filmwissenschaftlichen Schwerpunkt entstehen. Dies gab die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) am Montag bekannt. In dem Kolleg mit dem Titel „Konfigurationen des Films” erforschen ab 2017 zwölf Doktoranden und Doktorandinnen und zwei Post-Doktoranden, wie sich die Filmkultur im Zeichen der fortschreitenden Digitalisierung auf verschiedenen Gebieten verändert.
Die Filmkultur der Gegenwart wird oft als „post-kinematografische Epoche“ charakterisiert. Dazu der Frankfurter Filmwissenschaftler Prof. Vinzenz Hediger, der auch Sprecher des DFG-Graduiertenkollegs sein wird: „Von der öffentlichen Vorführung im Kino hat sich der Film immer mehr entfernt. Und das ist besonders auf die Ausbreitung der digitalen Plattformen zurückzuführen; es entwickeln sich neue Formen, und diese filmischen Formen stiften neue Muster der Erfahrung.“ Der Film spielt inzwischen im Theater, in der bildenden Kunst und der Musik eine neue Rolle. Dazu Hediger: „Er diffundiert in andere Künste und weitere Lebensbereiche, dort dient er immer mehr als Stoff und Referenz. Diese zunehmende Präsenz filmischer Bilder und Formate in allen Lebensbereichen stellt auch eine wachsende gesellschaftliche Herausforderung dar.“
Das DFG-Graduiertenkolleg „Konfigurationen des Films“ will diese Herausforderung annehmen und in interdisziplinärer Perspektive die aktuellen Wandlungen des Films sowie sein Eindringen in die anderen Künste und weitere Lebensbereiche untersuchen. Dabei geht es sowohl um die historischen wie auch um die systematisch-vergleichenden Perspektive; außerdem sollen digitale Methoden der Filmanalyse und der Datengewinnung im Netz verwendet werden, mit denen zum Beispiel die Verbreitung neuer Formate des Films über Plattformen wie youtube oder Vimeo verfolgt werden können.
Das Graduiertenkolleg profitiert von der erfolgreichen Kooperation zwischen der Goethe-Universität und dem Deutschen Filminstitut, die gemeinsam den Masterstudiengang „Filmkultur: Archivierung, Programmierung, Präsentation“ anbieten, sowie von weiteren Verbindungen mit Kulturinstitutionen im Rhein-Main-Gebiet. Das Graduiertenkolleg baut überdies auf den für Frankfurt ebenfalls profilbildenden, interdisziplinären Masterstudiengang „Ästhetik“ auf, an dem alle an dem Graduiertenkolleg mitwirkenden Fächer sowie die Kunstgeschichte beteiligt sind.
Zwölf Doktorandinnen und Doktoranden sowie zwei Post-Docs, die sich im Rahmen des Graduiertenkollegs um ein DFG-Stipendium bewerben können, werden ab 2017 mit ihrer Forschung beginnen. Betreut und begleitet werden sie von 15 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von sechs Hochschulen: der Goethe-Universität, der Hochschule für Gestaltung Offenbach, der Johannes Gutenberg Universität Mainz, der Universität Mannheim und der Philipps Universität Marburg. Beteiligt sind neben Filmwissenschaft und Medienwissenschaft auch die Theaterwissenschaft, die Philosophie, die Musikwissenschaft, die Literaturwissenschaft und die Soziologie. Das Kolleg hat eine internationale Ausrichtung und kooperiert insbesondere mit den Universitäten Yale (New Haven, USA) und Concordia (Montreal, Kanada). Die Fördersumme beträgt für die erste Förderphase von 2017 bis 2022 rund 3,3 Mio. Euro.
Zum Studienprogramm gehören Ringvorlesungen und Veranstaltungsreihen unter anderem im Rahmen der b3, Biennale des bewegten Bildes, und im Kino des Deutschen Filmmuseums, bei denen die Themen und Fragestellungen des Kollegs öffentlich diskutiert werden und die sich im Sinne der Bürgeruniversität auch an breiteres Publikum richten werden.