Städte wagen Wildnis

Wildnis am alten Flugplatz in Bonames. Bild: C. Frosch, BioFrankfurt
Wildnis am alten Flugplatz in Bonames. Bild: C. Frosch, BioFrankfurt

In Frankfurt (Flugplatz Bonames), Hannover und Dessau-Roßlau soll auf ausgewählten Flächen „Wildnis“ entstehen. Am 29. und 30. August treffen sich die Partner des Bundesprojekts zum Auftakt in Frankfurt.
Wildnis in der Stadt – was wie ein Gegensatz klingt, muss keiner sein. Das im Bundesprogramm Biologische Vielfalt geförderte Projekt „Städte wagen Wildnis – Vielfalt erleben“ ist gestartet. In dem zweitägigen Workshop werden konkrete nächste Schritte vereinbart. Über einen Zeitraum von fünf Jahren stellen die Städte Dessau-Roßlau, Frankfurt und Hannover Flächen bereit, auf denen der Mensch so wenig wie möglich und so viel wie nötig eingreifen soll. Pflanzen, Tiere und Lebensräume dürfen sich hier künftig frei entwickeln. In anderen Projektgebieten wird sich ein Mosaik unterschiedlicher Nutzungs- und Pflegeintensitäten bilden.

„Nicht bei allen ruft der Begriff ‚Wildnis‘ positive Assoziationen hervor. Im Gegenteil: Oft wird sie mit Chaos, Unordnung oder sogar Gefahr in Verbindung gebracht“, so Dr. Thomas Hartmanshenn, Leiter des Verbundprojektes.

Bild: Stefan Cop
Bild: Stefan Cop

„Ein primäres Ziel unseres Projektes ist es daher, den Blickwinkel in der Stadtbevölkerung zu verändern und für kulturelle, ökologische und ökonomische Zusammenhänge zu sensibilisieren“, erläutert Heino Kamieth von der Stadt Hannover. So entstehen durch Wildnis in der Stadt nicht nur Rückzugsräume für die Natur, sondern sie liefert auch dem Menschen viele kostenlose „Dienstleistungen“, darunter ein verbessertes Stadtklima oder eine positive Wirkung von grünen Flächen auf die menschliche Psyche – gerade im Zuge der Urbanisierung ein immer bedeutsamerer Aspekt.

In Frankfurt stehen sieben Hektar im Nordpark Bonames und 15 Hektar am Fuße des ehemaligen Müllbergs „Monte Scherbelino“ für die zukünftige „Wildnis“ zur Verfügung.

Wildnis in Frankfurt. Bild: Senckenberg
Wildnis in Frankfurt. Bild: Senckenberg

Der Nordpark Bonames ist als öffentliche Grünanlage mit Grillplatz und Rasenspielfeld stark frequentiert. Die verwilderten und landschaftlich reizvollen Bereiche des Gebietes, wie der nahegelegene Parkwald und die Wasser- und Uferflächen der Nidda, sind für ruhigeres Naturerleben geeignet. Der Monte Scherbelino ist zwar für die nächsten Jahre noch nicht öffentlich zugänglich, wird aber etwa durch geführte Exkursionen den Besuchenden bereits erschlossen. Aus der 15 Hektar großen Fläche wurde von der unteren Forstbehörde ein Teilbereich als Sukzessionsfläche zur Verfügung gestellt. Sie kann nun aus unterschiedlichen Perspektiven beim „verwildern“ beobachtet werden. Hannover

Die Entwicklung der Flächen wird durch eine regelmäßige wissenschaftliche Evaluierung begleitet. Hierbei wird verfolgt, wie sich sowohl die Natur auf den Flächen als auch die Akzeptanz für die neu entstehende „Wildnis“ im Laufe der Jahre entwickeln. Ein weiterer zentraler Pfeiler des Projektes ist die breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit: Durch gezielte Umweltbildungsmaßnahmen werden unterschiedliche Zielgruppen eingeladen, sich aktiv in der neu entstehenden Wildnis zu bewegen und sich selbst im Projekt zu beteiligen.

Bild: Senckenberg
Bild: Senckenberg

„Unsere Öffentlichkeitsarbeit wird zwei Dinge leisten müssen: Menschen gewinnen, die sich bisher nicht für Wildnis begeistern können – und gleichzeitig bereits interessierte Personen mit neuen, tiefergehenden Informationen versorgen“, so Bruno Streit, Leiter der übergeordneten Öffentlichkeitsarbeit des Projektes. Nach Ablauf der Projektzeit in den drei ausgewählten, sehr unterschiedlichen Stadtstrukturen sollen die gewonnenen Erkenntnisse anderen Städten als Grundlage dienen, selbst den Weg zu mehr „Wildnis“ zu wagen.
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„Städte wagen Wildnis“ ist ein Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt. Es wird gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Bau- und Reaktorsicherheit. Informationen zum Projekt
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