Strukturbiologe Harald Schwalbe leitet Netzwerk europäischer Forschungsinfrastrukturen

Prof. Dr. Harald Schwalbe, Goethe-Universität Frankfurt (Foto: Jürgen Lecher für Goethe-Universität)

Mit Beginn des Jahres hat das europäische Netzwerk der Forschungsinfrastruktur in der Strukturbiologie, Instruct-ERIC, Professor Harald Schwalbe zu seinem neuen Direktor ernannt. Er tritt damit die Nachfolge von Professor Sir David Stuart von der Universität Oxford an.

Die integrierte Strukturbiologie hat in den letzten fünf Jahren ihre Innovationskraft unter Beweis gestellt. Als europaweit verteilte Forschungsinfrastruktur war Instruct-ERIC führend bei dieser technologischen Innovation. Die Großforschungseinrichtungen von Instruct-ERIC bieten die Zugang zu modernster strukturbiologischer Ausrüstung und Techniken.

Die COVID-19-Pandemie hat immer deutlicher gemacht, dass koordinierte Forschung in der Strukturbiologie erforderlich ist, um die Evolution des Virus und die Auswirkungen immer neuer Mutationen in besorgniserregenden Varianten strukturell zu verstehen. Diese koordinierte Forschung wurde in den Instruct-ERIC-Zentren und im Netzwerk Covid19-NMR durchgeführt und hat der Impfstoffentwicklung und Arzneimittelforschung einen enormen Schub gegeben.

Jetzt übernimmt Prof. Harald Schwalbe von der Goethe-Universität Frankfurt als neuer Instruct-ERIC-Direktor das Amt von Prof. Dr. David Stuart von der Oxford University und der Synchrotron-Großforschungseinrichtung Diamond Light Source.

David Stuart kommentierte: „Instruct-ERIC war führend beim Übergang der Strukturbiologie in ein Gebiet, das routinemäßig tiefe Einblicke von der Atomstruktur bis hin zu Zellfunktionen und Krankheiten liefert. Es war ein Privileg, am Aufbau der Infrastruktur beteiligt gewesen zu sein und mit führenden Wissenschaftlern aus ganz Europa zusammenzuarbeiten: Wir haben eine Vision verwirklicht, die heute allgemein akzeptiert wird, aber vor mehr als zehn Jahren weit hergeholt schien. In den kommenden zehn Jahren werden sich die experimentellen Möglichkeiten grundlegend ändern, weil Computertechniken wie KI und Deep Learning helfen werden, die Flut experimenteller Daten besser zu verstehen. Ich freue mich, dass Harald Schwalbe die Leitung von Instruct ERIC übernehmen wird, um diesen spannende Herausforderungen zu begegnen und die Chancen zu nutzen.“

Harald Schwalbe meinte: „Es wird entscheidend sein, die europäische Forschung in der Strukturbiologie zu stärken. In der NMR-Spektroskopie stehen neue 1,2-Gigahertz-Geräte zur Verfügung, die die Grenzen der Festkörper- und Flüssig-NMR-Spektroskopie ausweiten. Technologiefortschritte für Einzelpartikel-Kryo-Elektronenmikroskopie- und Tomographie-Analysen sind beeindruckend. Die Initiativen in der Strukturbiologie wirken sich nicht nur in Europa aus, sondern auch global. Wir müssen den Zugang zu den Technologien bereitstellen, um mit unserer Forschung schnell auf globale Herausforderungen antworten zu können. Angesichts der Pandemie  wird es wichtig sein, globale Forschungsanstrengungen zum Nutzen von Grundlagen- und angewandter Forschung zu verknüpfen und schnell auf unmittelbare Bedrohungen und Herausforderungen reagieren zu können. Ich bin sehr dankbar, das Amt von Dave Stuart übernehmen zu dürfen. Dave hat den Weg für eine koordinierte europäische Forschung in der Strukturbiologie geebnet.“

Professor Harald Schwalbe ist durch die Entwicklung von NMR-Methoden und Pulssequenzen und deren Anwendungen auf sehr anspruchsvolle und fundamentale Fragestellungen in Chemie und Biologie international bekannt. Seine Beiträge zur NMR-Forschung haben das Verständnis zahlreicher biologischer Prozesse entscheidend verbessert.

Instruct-ERIC ist eine europaweit verteilte Forschungsinfrastruktur, die den Nutzern High-End-Technologien und -Methoden der Strukturbiologie zur Verfügung stellt. ERIC steht für European Research Infrastructure Consortium und bezeichnet eine spezielle Rechtsform, die den Aufbau und Betrieb von Forschungsinfrastrukturen mit europäischem Interesse auf gemeinnütziger Basis ermöglicht. ERICs werden durch Mitgliedsländer finanziert und von Vertretern der Mitgliedsländer geleitet. Instruct-ERIC besteht aus 15 Mitgliedsländern: Belgien, Tschechische Republik, EMBL, Finnland, Frankreich, Israel, Italien, Lettland, Litauen, Niederlande, Portugal, Slowakei, Spanien und Vereinigtes Königreich. Griechenland hat Beobachterstatus. Über seine spezialisierten Forschungszentren in Europa finanziert und organisiert Instruct-ERIC Forschungsaufenthalte, Schulungen, Praktika und F&E-Preise. Durch die Förderung integrativer Methoden ermöglicht Instruct-ERIC exzellente wissenschaftliche und technologische Entwicklung zum Nutzen aller Lebenswissenschaftler. Mehr auf https://instruct-eric.org/

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