Volker Wieland, Professor für monetäre Ökonomie an der Goethe-Universität, ist vom Bundeskabinett für eine weitere Amtszeit als Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung vorgeschlagen worden. Seine zweite Amtszeit läuft bis Ende Februar 2023. Wieland forscht zu Konjunktur und wirtschaftlicher Entwicklung sowie insbesondere den Auswirkungen der Geld- und Fiskalpolitik.
„Ich freue mich sehr darauf, weiter im Sachverständigenrat mitzuarbeiten“, sagte Prof. Wieland nach der Bekanntgabe. Der gesetzliche Auftrag des Sachverständigenrates sei es, „die Urteilsbildung bei allen wirtschaftspolitisch verantwortlichen Instanzen sowie in der Öffentlichkeit zu erleichtern“, so Wieland weiter. Deutschland gehe es gut: „Die Wirtschaft ist in einem kräftigen Aufschwung, die Beschäftigung ist auf Rekordstand, die Verteilung der Einkommen ist seit gut zwölf Jahren stabil. Damit sich die Wirtschaft weiterhin so gut entwickeln kann, sind zukunftsorientierte, wirtschaftspolitische Weichenstellungen notwendig“, betonte der Wirtschaftswissenschaftler.
Neben den marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland gilt Wielands Augenmerk künftig vor allem den Entwicklungen in Europa: „Die zunehmende Belastung durch Steuern und Abgaben sollte gestoppt und wieder reduziert werden. Marktwirtschaft und Arbeitsmarkt brauchen einen innovationsoffenen und flexiblen Ordnungsrahmen, um neue Herausforderungen durch Globalisierung, Digitalisierung und demografischen Wandel zu meistern.“ In Hinblick auf die EU sollen im zufolge die Probleme in den Mittelpunkt gerückt werden, die nur unionsübergreifend gelöst werden können. Für Deutschland sei besonders wichtig, „die Währungsunion krisenfest aufzustellen“.
Wieland, der dem Rat bereits von März 2013 bis Februar 2018 angehört hat, hat eine Stiftungsprofessur für Monetäre Ökonomie inne und ist Geschäftsführender Direktor des Institute for Monetary and Financial Stability (IMFS) an der Goethe-Universität Frankfurt. Im Fokus des IMFS steht die interdisziplinäre Forschung zu den Aufgaben, Kompetenzen und Befugnissen, die Zentralbanken in der Geldpolitik und in der erweiterten Regulierung und Finanzaufsicht haben. Ein wichtiges Forschungsprojekt Wielands ist der Aufbau eines Online-Archivs makroökonomischer Modelle für vergleichende Zwecke: die Macroeconomic Model Data Base.
1995 wurde Wieland an der Stanford-Universität in den Vereinigten Staaten promoviert und arbeitete anschließend an der amerikanischen Notenbank Federal Reserve in Washington. Seine Forschungsarbeiten wurden unter anderem in der American Economic Review, der European Economic Review und dem Journal of Monetary Economics veröffentlicht. Zudem war er als Berater für die Europäische Zentralbank (EZB), die Europäische Kommission und die finnische Zentralbank tätig. Seit 2004 organisiert er die Konferenzreihe „The ECB and Its Watchers“, ein öffentliches Diskussionsforum mit Vertretern der EZB, der Wissenschaft und der Finanzwelt. Darüber hinaus ist Wieland Research Fellow am Centre for Economic Policy Research (CEPR) in London, Mitglied im Kronberger Kreis sowie im Wissenschaftlichen Beirat des Bundesministeriums der Finanzen.
Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, umgangssprachlich „die fünf Wirtschaftsweisen“ genannt, ist ein Gremium der wirtschaftswissenschaftlichen Politikberatung. Er wurde durch Gesetz im Jahre 1963 eingerichtet und veröffentlicht jedes Jahr im November ein Jahresgutachten. Weitere Mitglieder des Sachverständigenrats sind Christoph M. Schmidt (Vorsitzender), Peter Bofinger, Lars P. Feld und Isabel Schnabel.