Der Dual-Career-Service an der Goethe-Universität ist seit 2010 Anlaufpunkt für hochqualifizierte Partnerinnen oder Partner von neu berufenen Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftlern: Marlar Kin, Mitarbeiterin im Gleichstellungsbüro, unterstützt mit Hilfe des Dual-Career-Netzwerks bei der Stellensuche, beim Familienumzug und beim Ankommen in Frankfurt.
Bisher besteht das Dual Career Netzwerk Metropolregion Rhein-Main aus 28 Wissenschaftseinrichtungen. Zum Netzwerktreffen am 9. Juli luden die Initiatoren erstmals ausgewählte Unternehmen ein, um diesen die Arbeit des Netzwerks vorzustellen und sie für den Dual-Career-Gedanken zu begeistern. GoetheSpektrum hat sich bei Marlar Kin erkundigt, was der Dual-Career-Service leisten kann, wo natürliche Grenzen liegen und ob sich die Unternehmensvertreter an einer Zusammenarbeit interessiert gezeigt haben.
Nach welchen Kriterien haben Sie die Unternehmen ausgewählt, die zum Netzwerktreffen eingeladen wurden?
Wir haben uns im ersten Schritt an die Unternehmen gewandt, mit denen wir ohnehin schon erste Kontakte hatten. Das war zum Beispiel der Fall, wenn sich Mitglieder unseres Netzwerks für eine Stelle dort interessierten und ich dann einen Kontakt hergestellt oder ein Empfehlungsschreiben für die Interessenten erstellt habe. Von daher gab es bei diesen Unternehmen schon ein grundlegendes Interesse und eine gewisse Offenheit für das Thema Dual Career. Wenn Unternehmen wie die Deutsche Bahn für sich als Arbeitgeber mit Schlagworten wie »familiengerecht« oder »neue Wege gehen« werben, erhöht dies noch die Wahrscheinlichkeit, zueinander zu kommen …
Was macht Dual Career für die Unternehmensvertreter attraktiv?
Gerade für international rekrutierende Unternehmen wie die Europäische Zentralbank oder Ernst & Young ist es teils eine echte Herausforderung, die benötigten Fachkräfte zu finden – bei der EZB mussten 2014 ja 950 Stellen neu besetzt werden! Für viele dieser Spezialisten ist es heute eben auch wichtig, ihre Familie bei einem Umzug mitzunehmen, und die Unterstützung bei der Suche nach einem geeigneten Job für die Partnerin oder den Partner ist dann ein wichtiger Punkt, um als potenzieller Arbeitgeber attraktiv zu sein. Begehrte Bewerber springen sonst gegebenenfalls auch wieder ab. Von daher startet zum Beispiel die EZB jetzt auch selbst ein Dual-Career-Programm.
Haben Sie einige Firmen gleich für einen Beitritt zu Ihrem Dual-Career-Netzwerk begeistern können?
Nein, so schnell geht das nicht, aber die beim Treffen anwesenden Vertreter der Personalabteilungen haben signalisiert, dass sie auf jeden Fall »dranbleiben« wollen. Von den Unternehmensvertretern gab es auch gute Hinweise dazu, was aus ihrer Sicht machbar ist und wo Grenzen in der Zusammenarbeit liegen. Arbeitgeber wie die Deutsche Bahn haben zum Beispiel so viele Stellen zu besetzen, dass sie es nicht leisten könnten, für Kandidaten aus unserem Netzwerk geeignete Positionen einzeln herauszufiltern – so etwas muss dann schon von den Interessenten und uns selbst geleistet werden. Darüber hinaus haben wir neue Anregungen bekommen, wie unser Netzwerk weiter gestärkt werden kann, etwa durch eine intensivierte Zusammenarbeit mit der IHK oder Wirtschaftsfördervereinigungen.
Inwieweit hat sich das Dual-Career-Netzwerk bisher bewährt?
Anfang des Jahres haben wir eine große Umfrage unter unseren Mitgliedern gemacht: Von 48 Personen, die zwischen der Netzwerkgründung Mitte 2011 und Ende 2014 einen Job suchten, haben fünf eine Stelle allein innerhalb unseres Netzwerks gefunden – das ist ein guter Wert dafür, dass wir ja alle nur Wissenschaftseinrichtungen sind, wo nicht ständig in großem Umfang Stellen ausgeschrieben werden. Zudem suchen und finden wir auch nach Vakanzen bei Arbeitgebern außerhalb des Netzwerks und arbeiten darüber hinaus intern auch mit anderen Ansprechpartnern an der Goethe-Universität zusammen, wie dem Goethe Welcome Centre oder dem Familien-Service, um bei Themen wie dem Familienumzug nach Frankfurt Support bieten zu können.
Inwieweit können Sie Interessenten bei der Stellensuche helfen und wo sind Grenzen gesetzt?
Ich unterstütze dabei, passende Angebote herauszufiltern, die Bewerbungsunterlagen zu optimieren und helfe auch gerne bei der Orientierung, wenn es also um die Frage geht »Passe ich auf eine Stellenausschreibung?«. Außerdem kann ich den ersten Kontakt herstellen zum potenziellen Arbeitgeber und eine Empfehlung für den Kandidaten oder die Kandidatin schreiben. Internationalen Stellensuchenden erläutere ich zunächst, wie eine deutsche Bewerbung in Deutschland überhaupt aussehen sollte.
Im Vergleich zum Beispiel zu den USA gibt es da große Unterschiede. Der oder diejenige muss sich allerdings trotzdem ganz normal bewerben auf eine Stelle wie alle anderen auch; es gibt keine Sonderbehandlung für die Netzwerkmitglieder. Grenzen sind für uns auch dort gesetzt, wenn jemand keine Eigeninitiative zeigt und erwartet, dass ein Job von uns geliefert wird – das funktioniert leider nicht. Unser Angebot kann nur eine Ergänzung sein zu einem ohnehin schon vorhandenen Engagement.
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Weiterführende Infos
Der Dual Career Service richtet sich an der Goethe-Universität an neu berufene Professorinnen und Professoren sowie an neue Postdocs der Exzellenzcluster und einiger anderer Forschungsverbünde. Der Service berät und unterstützt deren Partnerinnen und Partner in Fragen der eigenen beruflichen Karriere und des Familienumzugs. Seit 2014 gibt es den gemeinsamen »Dual Career Service Frankfurt« von Goethe-Universität, Frankfurt University of Applied Sciences und Deutschem Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF). Mehr Informationen zum Dual Career Service der Goethe-Universität finden Sie hier www.dualcareer.uni-frankfurt.de
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