Am Samstag tritt die deutsche Mannschaft in Dortmund gegen das Team Dänemarks an. Der kleine Nachbar ist gewiss kein Fußballzwerg, rangiert in der aktuellen FIFA-Weltrangliste sogar noch vor Deutschland. Das EM-Finale 1992 in Göteborg konnte Dänemark sogar ohne reguläre Turniervorbereitung gegen die favorisierten Deutschen gewinnen. Somit sollte „Danish Dynamite“ nicht unterschätzt werden. Dennoch hat nach Berechnungen des Mathematikdidaktikers Prof. Matthias Ludwig Deutschland die besseren Chancen, in die nächste Runde einzuziehen: „An Elo-Punkten hat Deutschland knapp 90 mehr als Dänemark, der Kader ist mit 851 Mio. Euro mehr als doppelt so viel wert wie der Dänemarks (416 Mio). Daraus ergibt sich eine Siegwahrscheinlichkeit für Deutschland von 51% nach der regulären Spielzeit (mit Verlängerung). Zu 24 % geht es ins Elfmeterschießen, das beide Mannschaften zu gleichen Teilen für sich entscheiden können. Wir kommen so auf eine Siegwahrscheinlichkeit für Deutschland von 63%. Runden wir großzügig auf, so wird Deutschland mit einer 2/3-Wahrscheinlichkeit im Viertelfinale stehen. Zum Vergleich: Dass Spanien dieses erreicht, ist zu knapp 80% sicher, aber keineswegs gewiss.“ Ludwig betont, dass sich die Chance auf den EM-Titel für Deutschland seit Beginn des Turniers trotz zweier Siege gegen Schottland und Ungarn und der Tabellenführung in Gruppe A kaum verändert habe: sie liegt immer noch so bei ca. 7-8%. Ein Grund dafür sei auch, dass Deutschland auf der stärkeren Seite des sogenannten „Turnierbaums“ spielen müsse; dort müsse man sich eventuell mit den Turnierfavoriten Spanien und Frankreich messen.
Mit dem „klaphat“ auf den Sieg Dänemarks hoffen
Erst einmal bekommen es die „Nagelsmänner“ aber mit Dänemark zu tun. Marlene Hastenplug, Lektorin im Institut für Skandinavistik und „Exil-Dänin“ an der Goethe-Universität, hofft zwar auf einen Sieg ihres Teams, sieht aber die höheren Siegchancen wie Matthias Ludwig bei den Deutschen. „Wir haben ja leider bislang noch kein einziges Spiel bei der EM gewonnen“, stellt sie fest. Momentan weilt Hastenplug dienstlich in Kopenhagen, dort ist die EM-Stimmung aber prächtig: „Überall sehe ich Menschen in Dänemark-Trikots. Sehr beliebt ist der sogenannte ‚klaphat‘, der Hut mit den klatschenden Händen.“ Gut ausgestattet mit dänischen Fanartikeln, kehrt Hastenplug rechtzeitig zum Spiel zurück nach Deutschland, um mit Familie und Freunden das Achtelfinale zu schauen. „Ich halte komplett zu Dänemark, aber das nimmt mir hier keiner übel“, lacht sie. Wenn aber Deutschland gegen ein anderes Land spielt, drückt sie natürlich der Mannschaft die Daumen.