Ein Nachbarkontinent, mit dem Europa bereits seit der Antike auf vielfältige Weise verbunden ist. Und doch nimmt die Präsenz Afrikas in westlichen Medienberichten seit Jahren ständig ab, bemängelt Prof. Hans Peter Hahn, Ethnologe und Afrikawissenschaftler an der Goethe-Universität, in der neuen Ausgabe des UniReport. Die Zahl der Korrespondenten, die vor Ort berichteten, sei in den letzten Jahren massiv abgebaut worden; in dem Maße nehme die Intensität und Sorgfalt ab, mit der das Wissen über Afrika und seine Länder aufbereitet werde.
Die Folgen seien mit Händen zu greifen, grundlegendes Wissen über den Kontinent und seine Länder könne immer seltener vorausgesetzt werden. Afrika werde im Westen oft als ein Ort der „permanenten Enttäuschung“ gesehen; der Kontinent habe sich ökonomisch zu entwickeln, aber einmal gebaute Fabriken würden nicht genutzt, verrotten, niemand kümmere sich. Anstatt, dass sich neue Demokratien entwickelten, sehe man seit Jahren einen Staatsstreich nach dem nächsten. Hahn kritisiert, dass bei diesem monotonen Zusammenspiel aus Erwartung und Enttäuschung nicht genau genug hingeschaut werde. So werde beispielsweise übersehen, dass es in Afrika seit der Gründung der „Organisation afrikanischer Einheit“ zwar Bürgerkriege, aber keine großen zwischenstaatlichen Kriege mehr gegeben habe. „Wenn man als Afrika-Experte diesen Kontinent einmal für etwas loben möchte, stößt man quasi auf Widerstände.“
Das Zentrum für interdisziplinäre Afrikaforschung (ZIAF) an der Goethe-Universität veranstaltet nun im Juli verschiedene Formate, die sich mit dem medial vermittelten Afrikabild in Deutschland auseinandersetzen. Von dem Aktionsmonat erhofft sich Hans Peter Hahn eine stärkere Resonanz und Wahrnehmung des Themas nicht nur seitens der Forschung, sondern auch der ganzen Universität. Die Veranstaltungen wenden sich ausdrücklich auch an eine interessierte Öffentlichkeit.
Weitere Themen im neuen Uni-Report:
Aktuelles
- Digitale Lösungen für die Herausforderungen von Erde, Natur und Gesellschaft: Center for Critical Computational Studies (C3S) der Goethe-Universität stellt neuen Forschungsschwerpunkt vor.
- „Unser Erfolg wird sich daran messen, ob wir einen ›Use Case‹ hinbekommen“: Die Arbeitsgruppe Generative KI erforscht die Folgen von KI für die Goethe-Universität.
Forschung
- Goethe, Deine Forscher: Kriminologe Prof. Tobias Singelnstein im Porträt.
- Von Fliegen und Leichen: Der Entomologe Prof. Jens Amendt über die Tagung zur kriminalistischen Insektenkunde.
- Demokratie (auch) als Lebensform: Johannes Völz und Till van Rahden über ihr Buch „Horizonte der Demokratie“.
- Ein vielschichtiges Verhältnis: Eine Sommeruniversität blickt aus postkolonialer Perspektive auf den Zusammenhang von Religion und europäischer Expansion.
Studium, Lehre und Qualifikation
- 1822-Preis: Zum 23. Mal hat die Goethe-Universität gemeinsam mit der Stiftung der Frankfurter Sparkasse verdiente Lehrende gewürdigt.
- 10 Jahre „Johnny“: Studentische Literaturzeitschrift schaut hoffnungsvoll in die Zukunft.
- Fröhliches Babylon: Im Sprach-Welt-Café treffen Studierende auf ganz unterschiedliche Sprachen.
Campus
- „Bei den Deutschen war eher das Schweigen die Kontinuität.“ Prof. Doron Kiesel, über die Veranstaltungsreihe „Diversität und Diskurs/Antisemitismus. Erinnerungskultur. Demokratie. Wie (un-)politisch ist die Universität?“
- Zehn Jahre Mitmenschlichkeit: Die Studentische Poliklinik der Goethe-Universität im Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt hat ihr zehnjähriges Bestehen gefeiert.
- Wenn angehende Jurist*innen sich streiten: Die Studentinnen Sirin Yilmaz und Charlotte Schraut waren bei der ELSA Negotiation Competition erfolgreich.
- „Gespräche sollen ein Dialog sein, in dem alle Beteiligten in sicherem Rahmen zu Wort kommen.“ Studierende stellen Fragen an die israelische Generalkonsulin Talya Lador-Fresher zum Krieg in Nahost.
International
- Rassenungleichheit in einer polarisierten Gesellschaft überwinden: Prof. Paul Lichterman (University of Southern California) forscht am Forschungskolleg
- Humanwissenschaften (FKH) über weißen Antirassismus.
Kultur
- Vielsprachige Poetikvorlesung auf Deutsch: Rückblick auf die Vorlesungen des Schriftstellers und Übersetzers Aris Fioretos.
Bibliothek
- „Leerstand und Utopie: Die Kämpfe um den Campus Bockenheim.“ Die Ausstellung ist noch bis zum 31. August im Schopenhauer-Studio der Zentralbibliothek zu sehen.
Nachrufe
- Dr. Rolf-E. Breuer * 3. Dezember 1936 † 20. Juni 2024
- Prof. Dr. Lothar Gall * 3. November 1937 † 22. Mai 2024
Der UniReport 4/2024 steht zum kostenlosen Download bereit unter https://www.unireport.info/aktuelle-ausgabe