»Die Goethe-Universität ist ein deutschlandweit herausragendes Modell von Hochschulautonomie« / Interview mit Boris Rhein

Minister Boris Rhein; Foto: HMWK

Boris Rhein, Minister für Wissenschaft und Kunst, über wettbewerbsorientierte Forschungsfinanzierung, die RMU-Allianz und Perspektiven der hessischen Hochschullandschaft.

Herr Minister Rhein, die Goethe-Universität ist seit rund 10 Jahren eine Stiftungsuniversität des öffentlichen Rechts. Hat sich dieses Modell bewährt?

Ja, eindeutig! Mit der Umwandlung der Goethe-Universität in eine autonome Stiftungsuniversität hat sich das Land aus der kleinteiligen Detailsteuerung der Hochschule herausgezogen. Die beeindruckende Entwicklung der Goethe-Uni in Forschung und Lehre nach der Umwandlung in eine Stiftungsuniversität beweist, dass es richtig war, diesen Weg zu gehen. Sie ist damit deutschlandweit ein herausragendes Modell von Hochschulautonomie. Ich bin fest davon überzeugt, dass eine größere Selbstständigkeit und Eigenverantwortung mehr Freiheiten und damit auch größeren Erfolg ermöglicht.

Von insgesamt acht Voranträgen der Goethe-Universität für die Exzellenzstrategie wurde nur einer zur Vollantragsstellung aufgefordert. Sie erklärten, dass der Cluster „Normative Orders“ weitere Unterstützung verdiene. Wie könnte diese aussehen?

Das Ergebnis des Exzellenzwettbewerbs war ein herber Schlag. Und überraschend: Das schlechte Abschneiden spiegelt die herausragenden Forschungsleistungen der Goethe-Universität überhaupt nicht wider. Der Cluster „Normative Orders“ etwa ist ein Leuchtturm von singulärem und internationalem Rang. Diese Forschung nicht weiter zu unterstützen würde uns um Jahre zurückwerfen. Das Land hat hier viele Millionen Euro investiert und der Schaden wäre immens. Es wird eine nennenswerte Unterstützung geben, die den Cluster dabei unterstützt, leistungsstark zu bleiben und sich im nächsten Exzellenzwettbewerb erneut zu bewerben.

Die forschungsstarken Universitäten Frankfurt, Mainz und Darmstadt verbindet eine strategische Allianz der „Rhein-Main-Universitäten“, RMU. Welche Signale setzt das für die Wissenschafts- und Wirtschaftsregion Rhein-Main?

Die Kooperation über die Ländergrenzen hinweg ist eine wissenschaftspolitische Innovation und steht für eine zukunftsorientierte Entwicklung der Wissenschaftsregion Rhein-Main. Die Allianz stärkt die internationale Sichtbarkeit und Attraktivität sowohl der Universitäten als auch der Region und ist ein guter Beitrag, den Wissenschafts- und Forschungsstandort Hessen international zu profilieren.

Zum Wintersemester 2017/2018 sind erstmals mehr als 48.000 Studierende an der Goethe-Universität eingeschrieben. Wie kann der Spagat zwischen exzellenter wissenschaftlicher Qualität und guter Betreuung unter diesen Umständen gelingen?

Die Goethe-Universität ist von massiver Bedeutung für Frankfurt – von der Wertschöpfung bis hin zu wichtigen gesellschaftlichen Entwicklungen, die es ohne diese große Universität nicht geben würde; ich würde mir wünschen, wenn das in der Stadt mehr gewürdigt und geschätzt werden würde. Was die Betreuungssituation der Studierenden betrifft: im nächsten Hochschulpakt werden wir hier Maßnahmen zur Verbesserung festlegen.

Um zukunftsfähig zu bleiben, benötigt die Goethe-Universität Planungssicherheit in Sachen Grundfinanzierung, Personalentwicklung, Bau- und Sanierungsmaßnahmen und Digitalisierung. Wie wird dieser Wunsch im neuen Hochschulpakt 2021 – 2025 berücksichtigt?

Wir haben im laufenden Hochschulpakt mit 9 Milliarden Euro den höchsten Etat für Wissenschaft, den es jemals in Hessen gab. Wir haben immense Baumittel bis zum Jahr 2026 aufgelegt. Die finanzielle Planungssicherheit, die die Hochschulen in Hessen haben, werden wir verstetigen. Die Universitäten unterstützen wir, damit sie auch mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen Schritt halten können. Es lohnt sich, in die Wissenschaft zu investieren, und es wirkt sich sofort auf den Standort aus, wenn man diesen besonders wichtigen Bereich der Landespolitik vernachlässigt.

Fragen: Olaf Kaltenborn/Heike Jüngst

Dieser Artikel ist in der Ausgabe 3.18 des UniReport erschienen. PDF-Download »

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