Nachruf: Trauer um Prof. Dr. Horst Entorf

Am 16. Februar 2020 verstarb unser Kollege Horst Entorf überraschend im Alter von 64 Jahren. Seit 2007 gehörte er dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt an, wo er die Professur für Ökonometrie innehatte.

Horst Entorf kam am 11. September 1955 in Porta Westfalica zur Welt. Nach dem Schulabschluss in Minden nahm er 1975 an der Universität Bielefeld sein Studium auf und erwarb im Jahr 1982 ein Diplom in Volkswirtschaftslehre. 1983 wurde er an der Universität Mannheim als Wissenschaftlicher Mitarbeiter eingestellt und schloss dort unter der Betreuung von Prof. Dr. Dr. h.c. Heinz König seine Promotion ab. Die Dissertationsschrift mit dem Titel Multisektorale Konjunkturanalyse: Theorie, Empirie und Frühindikatoren „Realer Konjunkturzyklen“ wurde 1990 im Campus Verlag veröffentlicht. Mit dieser makroökonometrischen Arbeit etablierte sich Horst Entorf als ein methodisch versierter Ökonom mit Politikberatung im unmittelbaren Fokus. In der Habilitationsphase, die 1995 ebenfalls in Mannheim unter Heinz König abgeschlossen wurde, kamen vermehrt mikroökonometrische Aspekte hinzu. In dieser Zeit erfuhr Horst Entorf prägende Einflüsse durch Aufenthalte in Belgien (Université Catholique de Louvain) und am CREST (Center for Research in Economics and Statistics) in Paris. Die Habilitationsschrift Mismatch Explanations of European Unemployment: A Critical Evaluation wurde 1998 bei Springer veröffentlicht. Damit ist ein bemerkenswerter Aspekt dieser Forschungsagenda offensichtlich: Über die Jahrzehnte publizierte Horst Entorf sowohl makro- als auch mikroökonometrische Schriften, denen immer Politikrelevanz gemein ist. Daher kann es nicht verwundern, dass er über Jahre dem ZEW (Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung) in Mannheim verbunden blieb und 1999 Research Fellow am IZA (Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit) wurde.

Von 1998 bis 2001 hatte Horst Entorf eine Professur für Ökonometrie an der Julius-MaximiliansUniversität Würzburg inne, bevor er einen Ruf an die TU Darmstadt annahm. In dieser Zeit erarbeitete er sich als weiteres wissenschaftliches Standbein die Ökonomik von Kriminalität. Heute sind verhaltenswissenschaftliche Ansätze in den Wirtschaftswissenschaften gang und gäbe und das Thema Economics of Crime erfreut sich großer Aufmerksamkeit, während es vor 25 Jahren ein Nischenthema war, zu dem Horst Entorf wegweisende empirische Beiträge leistete. Im Jahr 2007 wurde er auf die Professur für Ökonometrie an der Goethe-Universität berufen. Er fuhr fort, unkonventionelle und politisch brisante Themen an der Schnittstelle zur Soziologie zu bearbeiten, publizierte auf dem Gebiet der Bildungsökonomie und untersuchte z. B. Migration aus ökonomischer Sicht. Die Breite seiner Interessen und Diversität seiner Arbeitsgebiete wird auch durch den Umstand widergespiegelt, dass er in drei Ausschüssen des Vereins für Socialpolitik aktiv war, den Ausschüssen für Bevölkerungsökonomik, für Makroökonomie und für Ökonometrie. In den Ausschuss für Ökonometrie hat er sich insbesondere als Vorsitzender von 2013 bis 2017 eingebracht. Dementsprechend sind all seine Studien evidenzbasiert und zeugen von der Faszination, die große Datensätze mit ihren Schwierigkeiten, Möglichkeiten und Herausforderungen auf Horst Entorf ausübten. So war es nur konsequent, dass er Direktor des Data Center am SAFE (Leibniz Institut Sustainable Architecture for Finance in Europe) in Frankfurt wurde.

Bei aller Begeisterung für die Forschung darf nicht vergessen werden, dass Horst Entorf ein gründlicher und kompetenter Hochschullehrer war, der empirische Methoden auf allen Niveaus vom Bachelor- bis zum Promotionsstudium unterrichtete und zahlreiche Doktorandinnen und Doktoranden prägte. Er war ein freundlicher und zuverlässiger Kollege, der mit seiner Unaufgeregtheit am Fachbereich vermisst werden wird. Angesichts des Verlustes, den wir selbst empfinden, sind wir in Gedanken bei seiner Familie und den Angehörigen.

Prof. Dr. Uwe Hassler

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