LNDAH: Gemeinsam den inneren Schweinehund besiegen!

Erste hybride Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten mit anschließender digitaler Schreibwoche

Die Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten hat am Frankfurter Schreibzentrum seit 13 Jahren Tradition. Von der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder ins Leben gerufen, um Studierenden zu ermöglichen, sich gemeinsam mit anderen den Herausforderungen wissenschaftlicher Schreibprojekte zu stellen, anstatt alleine vor sich hin zu grübeln, findet sie mittlerweile deutschlandweit an zahlreichen Hochschulen statt.

In den letzten beiden Jahren musste das Event an der GU pandemiebedingt rein digital stattfinden. Zuvor kamen dafür jährlich rund 200 Studierende im Q1 des Bibliothekszentrums Geisteswissenschaften (BzG) zusammen und schrieben durch die Gemeinschaft beflügelt konzentriert bis zum Morgengrauen, besuchten Workshops oder nahmen an Schreib-, Recherche- oder Methodenberatung teil – unterbrochen durch kleine Verschnaufpausen im Buffetraum oder beim Yoga. Diese motivierende Lernatmosphäre in den digitalen Raum zu übertragen, schien zunächst kaum denkbar. Nachdem die letzten beiden Jahre allerdings erfolgreich das Gegenteil bewiesen haben, wurden für dieses Jahr auf Wunsch der Studierenden beliebte digitale Teile beibehalten und in die Präsenzveranstaltung integriert.

In der Nacht vom 2. auf den 3. März nahmen dieses Jahr wieder gut 200 Studierende aller Fachsemester und Fachrichtungen teil – 2/3 vor Ort und 1/3 am heimischen Laptop. Antworten auf die Einstiegsfrage, was sie in der Langen Nacht erreichen möchten, reichten von „Meine erste Hausarbeit anfangen!!“ über „alle alle alle meine Quellen lesen und exzerpieren… oder halt so weit ich komme“ bis hin zu „Zwei Kapitel der Einleitung der Doktorarbeit“.

Nach der Begrüßung im atmosphärischen zweistöckigen Bibliotheksraum der Germanistik, die per Zoom übertragen wurde, startete das hybride Programm. Angebote wie das gemeinsame Schreiben und die Schreibberatung waren für Teilnehmende vor Ort und digital gleichermaßen nutzbar, während einzelne Workshops ausschließlich in Präsenz stattfanden. Ein Großteil der Workshops hingegen wurde ebenso wie Entspannungspausen mit Yoga und Achtsamkeitsübungen online angeboten, sodass Studierende sich sowohl von zu Hause aus als auch im BzG einloggen konnten.

Während das Schreibzentrum selbst Workshops etwa zu Argumentation, Überarbeitungs-, Lese- und Schreibstrategien sowie zum Umgang mit KI-Tools anbot, ergänzten zentrale Einrichtungen der GU Inputs zu Erhebungsmethoden, Literaturrecherche oder Zeitmanagement. Denn „für jede Herausforderung gibt es die richtige Methode, man muss sie nur kennen“, so Flora Schilling, Peer-Tutorin am Schreibzentrum. Allein das Durchatmen und Austauschen bei Kaffee und Buffet – laut Studierenden „absolut gold-wert“ und immer wieder eines der Highlights – ließen sich für digital Teilnehmende nicht ersetzen, dafür konnten sie sich auf der Plattform Gather zumindest virtuell begegnen.

„Die Goethe-Uni schafft es so gut wie nie, ein gemeinschaftliches Gefühl unter den Studierenden zu schaffen. Dieses Event hat etwas Verbindendes vor Ort gehabt,“ so fasst eine Teilnehmende den besonderen Geist der LNDAH zusammen, das „Nicht-Alleine-Sein mit Hausarbeiten“. Eine weitere pflichtet bei: „Es motiviert einen, wenn man weiß, dass die anderen auch an einer Abgabe sitzen und in einer ähnlichen Situation sind wie man selbst.“ Dass dies nicht nur in Präsenz funktioniert, sondern auch digital, zeigen zahlreiche Stimmen der Studierenden, welche die Möglichkeit schätzten, aufgrund zu langer Anfahrt, Krankheit oder anderer Gründe von zu Hause aus teilzunehmen.

Da Teilnehmende sich in vorigen Jahren wiederholt gewünscht hatten, dass dieses stärkende gemeinsame Schreiben nicht nach einer Nacht wieder vorbei ist, fand im Anschluss an die diesjährige Lange Nacht eine digitale Schreibwoche statt: Vom 06. bis zum 10. März konnten Studierende sich täglich von 9 bis 12 Uhr und 13 bis 16 Uhr zum Weiterschreiben auf Zoom treffen. Neben der ruhigen gemeinsamen Schreibzeit wurden Schreibziele und das Vorankommen über die Woche hinweg in einem Miroboard geteilt. Dies bot zudem jeden Tag neue Impulse, um ins Schreiben zu kommen, wie etwa Formulierungshilfen für wissenschaftliche Texte oder kreative Methoden wie Freewriting oder Mehrversionenschreiben. Die Schreibenden, die sich in der Woche zusammenfanden, bildeten eine motivierende Kleingruppe und konnten viele ihrer gesteckten Ziele – wie „eine Seite pro Tag für meinen Essay schreiben“ oder „mit meinem Theorieteil weiter kommen“ – erreichen.

Nach den durchweg positiven Erfahrungen dieser erstmalig hybriden Version der Langen Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten geht es bald schon in die Planung der Langen Nacht des Schreibens. Diese wird im August stattfinden und soll auch in den Sommersemesterferien helfen, den inneren Schweinehund für den nächsten Schwung an Hausarbeiten zu überwinden.

Nora Hoffmann, Anna Elstermann,
Schreibzentrum

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