Der Geschmack Italiens: Ringvorlesung des RMU-Italienforums ab 24. April 2023

Die Strategische Allianz der Rhein-Main-Universitäten (RMU) hat Ende letzten Jahres das neu gegründete RMU-Italienforum eröffnet. Eine Ringvorlesung im Sommer soll die gemeinsamen Aktivitäten in Forschung und Lehre verstetigen.

Der Geschmack Italiens: In der Ringvorlesung des Italienforums geht es um italienisches Essen als Kulturpolitik, aber auch um das Markenprodukt, das heißt seine ökonomische und gesellschaftliche Bedeutung.

Acht Wissenschaftler*innen der Rhein-Main-Universitäten aus geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern haben sich zusammengeschlossen, um ein Italienforum zu gründen, das die Aktivitäten der bestehenden Foren und Zentren bündeln und italienbezogene Forschung an den jeweiligen Universitäten vernetzen und sichtbar machen soll. Prof. Christoph Cornelißen, Historiker an der Goethe-Universität Frankfurt und als Mitgründer des Forums beteiligt, beschreibt die Entstehung und die Konstruktion: „Wir haben uns gewissermaßen im vergangenen Dezember neu gegründet: An den einzelnen Universitäten gab es ja bereits Foren oder Zentren, die wir nun aber zu einem Forum verbunden haben. An der Goethe-Universität waren wir im Dezember 2019 mit unserem Italienzentrum gestartet. Eine große Lecture von Carlo Ginzburg gab den Auftakt. Dann hat uns die Corona-Pandemie erstmal pausieren lassen. Nun haben wir mit Unterstützung der drei Präsidien das RMU-Italienforum gegründet. Zum Auftakt gab es im Dezember einen Vortrag des Direktors der Uffizien in Florenz, Prof. Dr. Eike Schmidt, in der Akademie Mainz.“

Aus Frankfurter Sicht, so Cornelißen, gab und gibt es eine ganz enge Verbindung zu Italien, historisch vor allem mit dem Namen Mylius verbunden. Der Frankfurter Kaufmann, Bankier und Wohltäter Heinrich Mylius hatte vielfältige wirtschaftliche Verbindungen nach Mailand, was sich dann zugleich zu einer kulturellen Verbindung erweiterte. Mylius erwarb eine Villa am Comer See, die später von den Nachfahren der Familie Vigoni der Bundesrepublik vermacht wurde. Die berühmte Tagungsstätte Villa Vigoni ist heute Sitz des Deutsch-Italienischen Zentrums für den Europäischen Dialog. An dem Ort kommen Geistes- und Sozialwissenschaftler*innen zusammen, um gemeinsam zu den vielen historischen und kulturellen Verflechtungen beider Länder zu forschen.

Das neue RMU-Italienforum, so Cornelißen, wird von den Forschungsvorhaben der beteiligten Wissenschaftler*innen leben. Beteiligt sind neben den Historikerinnen und Kunsthistoriker*innen verschiedene Literaturwissenschaftler*innen, Musikwissenschafter*innen und Politikwissenschaftler*innen der drei Partneruniversitäten. „Dabei sind all jene, die zu Italien im weitesten Sinne forschen und dabei auch international unterwegs sind. Es spielt sicherlich auch eine gewisse Italienbegeisterung eine Rolle.“ Das Forum ist daran interessiert, weitere Wissenschaftler* innen an der GU für ihr Vorhaben zu gewinnen.

Cornelißen schaut bereits nach vorne: Mit verschiedenen Veranstaltungen soll das neue RMU-Italienforum mit Leben gefüllt werden. Das beginnt ab April mit einer Ringvorlesung in Darmstadt zum „Geschmack Italiens/ L’Italia in bocca. Cibo italiano come politica culturale.“ „Es geht dabei um italienisches Essen als Kulturpolitik, aber auch um das Markenprodukt, das heißt seine ökonomische und gesellschaftliche Bedeutung. Ungefähr zehn Vorlesungen sind dazu geplant, die in Darmstadt, aber natürlich auch mit Unterstützung aus Frankfurt, stattfinden werden. Von der GU wird Professorin Christine Ott die Veranstaltung mit einem Vortrag zu ‚Dolce amaro. Italienisches Essen als Kulturpolitik im Spiegel der Gegenwartskultur und -literatur‘ am 24. April eröffnen. Die Veranstaltung wird durch eine Ausstellung historischer Kochbücher und anderer Dokumente in der UB Darmstadt abgerundet. Parallel dazu werden wir im Rahmen des Forums auch kleinere Seminare veranstalten.

Dies betrifft u.a. eine kritische Diskussion der neueren historischen Literatur zum „Marsch auf Rom“ im Jahr 1922. Regelmäßig soll außerdem eine Ginzburg-Lecture in Frankfurt stattfinden. Die kommende ist für den Dezember 2023 vorgesehen; dafür ist die bekannte Schriftstellerin Francesca Melandri im Gespräch. Für die Nachwuchswissenschaftler*innen aus Deutschland und Italien ist ein Kolloquium geplant. Natürlich denken wir bei der Planung der Veranstaltungen auch an ein breites, an Italien interessiertes Publikum. In Frankfurt ist ein solches zahlreich vertreten. Zudem kooperieren wir eng in Frankfurt mit der Deutsch-Italienischen Vereinigung. Ebenfalls im engen Austausch stehen wir mit dem Italienischen Konsulat. Denn 2024 wird Italien das Gastland der Frankfurter Buchmesse sein. „Dann werden zahlreiche gemeinsame Buchvorstellungen auf dem Programm stehen.“

RINGVORLESUNG DES RMU-ITALIENFORUMS

L’italia In Bocca. Cibo Italiano Come Politica Culturale/ Der Geschmack Italiens. Italienisches Essen als Kulturpolitik

24.4. 2023: Christine Ott (Frankfurt)
Dolce amaro. Italienisches Essen als Kulturpolitik im Spiegel der Gegenwartskultur und -literatur

8.5. 2023: Gerrit Jasper Schenk (Darmstadt)
Zwischen Überfluss und Mangel – Esskultur im mittelalterlichen regnum italicum

15.5. 2023: Dietrich Scholler (Mainz)
„Komische Lebensmittel. Essen und Trinken in der Literatur der Frühen Neuzeit“

22.5. 2023: Robert Lukenda (Mainz)
Kulinarisches nation-building zur Zeit des Risorgimento: Pellegrino Artusi

5.6. 2023: Antje Lobin (Mainz)
„Lasciatemi far due chiacchere su questa parola.“ Das kulinarische Italienisch im Lichte von Sprachkritik und Sprachpolitik

Jeweils 16.15 bis 17.45 Uhr, TU Darmstadt, hybrid; (Stand Januar 2023, weitere Termine werden bekannt gegeben.)

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