Nachbericht zum “Tag der Offenen Wissenschaft”

Prof. Christian Fiebach

Open Science – transparente Praktiken in der Wissenschaft – gewinnen für Forschende, Lehrende und Studierende zunehmend an Bedeutung. Ende Juni richtete die am Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaften in diesem Jahr gegründete Open-Science-Initiative einen Tag der Offenen Wissenschaft (Open Science Day) aus, der den ca. 80 Teilnehmenden einen Einblick in aktuelle Diskussionen zur Frage, wie Wissenschaft transparent gestaltet werden kann, gab.

Während in manchen Bereichen der Naturwissenschaften beispielsweise das Teilen von aufwendig erhobenen Daten bereits seit langem selbstverständlich und an der Tagesordnung ist, richten viele empirische Wissenschaften erst in den letzten Jahren vermehrt ihr Augenmerk auf die Bedeutung transparenter Forschungspraktiken.

Treibende Kraft ist hier insbesondere die Replikationskrise der vergangenen Jahre, die vielen Disziplinen große Aufmerksamkeit erregt hat. Groß angelegte Forschungsprojekte konnten zeigen, dass sich überraschend große Teile der in die Fachliteratur eingegangenen experimentell untersuchten Effekte nicht replizieren, d.h. erneut experimentell zeigen lassen. Die Hinwendung zu Open Science stellt Forscherinnen und Forschern eine Reihe von Werkzeugen zur Verfügung, um das empirische Arbeiten zu verbessern.

Der Vortrag des Gastredners PD Dr. Felix Schönbrodt (Institut für Psychologie & Open Science Center, LMU München) setzte sich unter anderem mit problematischen Praktiken im Rahmen der empirischen Arbeit auseinander und stellte Lösungswege dar. So konnte beispielsweise durch systematische Präregistrierung von klinischen Trials (in den USA) die Anzahl falsch-positiver Ergebnisse deutlich reduziert werden.

Aus dieser Trendwende hin zu Open Science ergeben sich wichtige Anforderungen an die wissenschaftliche Praxis: Hypothesen und Methoden im Voraus zu registrieren (Präregistrierung), sowie empirisch erhobene Daten und Analyseverfahren öffentlich zugänglich zu machen, um den Erkenntnisprozess für Außenstehende nachvollziehbar zu gestalten. In der Praxis wird dies durch Open-Source-Programme zur Durchführung und Auswertung von Experimenten, Open-Access-Publikationen und Online-Plattformen ermöglicht.

Open-Science-Praktiken werden mit Sicherheit in Zukunft immer bedeutsamer werden. So gab beispielsweise jüngst der European Research Council bekannt, dass in seinem 100 Mrd. Euro umfassenden nächsten Programm (Horizon Europe, ab 2021) Open-Science-Praktiken inklusive Data Sharing zum verpflichtenden ‚Modus Operandi‘ des wissenschaftlichen Arbeitens werden soll.

Beim Open Science Day konnten die Teilnehmer/innen – insbesondere interessierte Studierende, die einen dringlichen Informationsbedarf anmeldeten – sich ein Bild von den Hintergründen dieser offenen Methoden machen sowie sich über Werkzeuge und Lösungsmöglichkeiten zu deren Umsetzung in der eigenen Arbeit informieren. In einer abschließenden Podiumsdiskussion wurden spezifische Blickwinkel auf Open Science aus dem Arbeitsalltag von Forschenden an der Goethe-Universität Frankfurt aufgezeigt.

Hierbei zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen unterschiedlichen Disziplinen – nicht zuletzt abhängig von den spezifischen Forschungsgegenständen. Insgesamt zeigte sich am Open Science Day ein großes Interesse am Thema – nicht zuletzt beim wissenschaftlichen Nachwuchs. Gleichzeitig bleiben noch einige konkrete Fragen offen – eine Gelegenheit für weiterführende Dialoge und Diskussionen an der Goethe-Universität.

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Mehr Informationen über Open Science sind auf der Webseite der Open-Science-Initiative Frankfurt verfügbar: http://open-science-frankfurt.github.io
Kontakt: Prof. Christian Fiebach, fiebach@psych.uni-frankfurt.de

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Dieser Artikel ist in der Ausgabe 4.18 des UniReport erschienen. PDF-Download »

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