Rückblick auf die Tagung „Frauen im Islam“

blog_frauen-im-islam_rueckblick_01„Zwischen Emanzipation und Radikalisierung“ – so war eine zweitägige Fachtagung im Landeshaus in Wiesbaden überschrieben, die vom Hessischen Landeskriminalamt gemeinsam mit der Goethe-Universität und dem Forschungszentrum Globaler Islam organisiert worden war. Grußworte sprachen der Hessische Innenminister Peter Beuth, die Präsidentin des Hessischen Landeskriminalamtes Sabine Thurau sowie die Präsidentin der Goethe-Universität Prof. Birgitta Wolff.

In Vorträgen und Diskussionen wurde erörtert, welchen Einfluss Religion und Kultur des Islam auf die Lebensgestaltung von Frauen ausüben. Dabei war immer wieder auch Thema, wie das Tragen eines Kopftuches im öffentlichen Leben zu bewerten ist. Moderator Abdul-Ahmad Rashid stellte den Teilnehmenden einer Podiumsdiskussion einleitend die Frage, ob das Kopftuch eine Möglichkeit der Emanzipation oder eher ein Hindernis dafür darstelle. Prof. Susanne Schröter (Goethe-Universität) betonte, dass nicht die Kopfbedeckung, sondern die persönliche Einstellung über den Grad der Emanzipation entscheide.

„Wer in der heutigen Zeit auf einer altmodischen Geschlechtertrennung und auf einem archaischen Ehrbegriff insistiert, kann nicht emanzipiert sein“, betonte die Leiterin des Forschungszentrums Globaler Islam. Armina Omerika, Juniorprofessorin für Kultur und Religion des Islam an der Goethe-Uni, wies auf die verschiedenen Deutungen des Islam hin: DEN Islam gebe es nicht. Je nach Interpretation gebe es Argumente für und gegen das Tragen des Kopftuches. Emanzipation hänge nicht von Äußerlichkeiten wie Kleidung ab. Wichtig sei, dass man die eigene Position nicht verabsolutiere. Professor Rudolf Steinberg, emeritierter Rechtswissenschaftler der Goethe-Uni, ergänzte: „Wenn sich eine Frau ohne Zwang dazu entscheidet, nicht emanzipiert leben zu wollen, dann ist das ihre Entscheidung und von der Gesellschaft zu akzeptieren.“

blog_frauen-im-islam-rueckblick_02Steinberg beklagte, dass im Iran Frauen dafür bestraft würden, kein Kopftuch zu tragen, in einigen europäischen Ländern es genau umgekehrt sei, wenn das Tragen eines Kopftuches verboten sei. Beides sei der falsche Weg, so Steinberg. Armina Omerika erinnerte an das Kopftuch-Verbot an türkischen Hochschulen und in kommunistischen Staaten; Formen der „Zwangsentschleierung“ hätten sogar dazu geführt, dass religiös geprägte Frauen aus dem öffentlichen Raum vertrieben worden wären. Aus manchen Schulen auch in Frankfurt höre man, berichtete Rudolf Steinberg, dass junge Mädchen von religiösen Gruppen oder der Familie zum Tragen des Kopftuches gezwungen würden. Dieses Thema werde oft unter den Teppich gekehrt, da Schulleitungen eine öffentliche Diskussion befürchteten. Dabei müssten gerade die Bildungsinstitutionen hinsichtlich Prävention eine wichtige Aufgabe übernehmen.

Moderator Abdul-Rahmad Rashid stellte die Frage in den Raum, wie die Gesellschaft auf Frauen reagieren sollte, die sich zum Salafismus bekennen. „Die menschenverachtende Ideologie des Salafismus wird seit 30 Jahren in die Welt exportiert. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, dagegen etwas zu tun“, unterstrich Armina Omerika. Susanne Schröter wies in diesem Zusammenhang auf die Gefahr einer zunehmenden Islamfeindlichkeit hin. Allerdings sollte der Diskurs gerade an den Hochschulen offener geführt werden. Der Vorwurf einer Islamophobie werde oftmals zu schnell erhoben, um notwendige Diskussionen zu ersticken. Dies fördere auch nur eine Opferhaltung bei Muslimen.

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