Prof. Sabine Andresen von der Goethe-Universität und Vorsitzende der Unabhängigen Aufarbeitungskommission spricht am Forschungskolleg über sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche
„Geschichten, die zählen: Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in Familien und Institutionen“ – so lautet der Titel eines Vortrags, den die Frankfurter Pädagogik-Professorin Sabine Andresen am Dienstag, 4. Februar, um 19 Uhr im Forschungskolleg Humanwissenschaften. Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg vor der Höhe am Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität in Bad Homburg halten wird.
„Geschichten, die zählen“ ‒ dies ist auch das Leitmotiv der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, die 2016 auf Beschluss des Bundestages eingesetzt wurde. Damit will die Kommission verdeutlichen, dass das Zeugnis der Opfer sexueller Gewalt im Zentrum der Untersuchung stehen muss, will man dieses Gewaltphänomen verstehen und ihm künftig entgegenwirken. Deshalb richtet die Kommission ihre Arbeit an der Perspektive der Betroffenen aus. Sabine Andresen ist Vorsitzende der Aufarbeitungskommission. In ihrem Vortrag wird sie über die Arbeit der Kommission sprechen und die Frage diskutieren, wie gesellschaftliche Aufarbeitung gelingen kann.
Die Kommission hat den Auftrag, Ausmaß, Art und Folgen von sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR aufzuarbeiten. Auf der Grundlage der Berichte von Betroffenen erforscht sie den Missbrauch, seine Strukturen, Dynamiken und Folgen. Sie möchte, wie es in ihrem Bilanzbericht 2019 heißt, zur Anerkennung des erlittenen Unrechts ebenso beitragen wie zum künftigen Schutz der Kinder und Jugendlichen in der Gesellschaft.
Mittlerweile haben sich knapp 2.000 Personen gemeldet, um der Kommission in vertraulichen Anhörungen oder in schriftlichen Zeugnissen über ihre jeweiligen Gewalterfahrungen zu berichten. Außerdem haben Werkstattgespräche mit Betroffenen stattgefunden, und öffentliche Hearings zu den Themen Missbrauch in der Familie, in der DDR und in den Kirchen haben stattgefunden.
In ihrem Vortrag wird Sabine Andresen anhand der Kommissionarbeit darlegen, welche Erkenntnisse über das lang tabuisierte gesellschaftliche Gewaltphänomen vorliegen, und fragen, was daraus für die Aufarbeitung in der Gesellschaft folgt. Der Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften, Prof. Matthias Lutz-Bachmann, wird in den Vortrag einführen und die anschließende Diskussion moderieren.
Sabine Andresen ist Professorin für Sozialpädagogik und Familienforschung an der Goethe-Universität. Die Kindheits- und Familienforscherin publiziert regelmäßig zu sexuellem Missbrauch in Institutionen und Familien, Kinderarmut und Wohlbefinden von Kindern. Sie ist Vorsitzende der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindermissbrauchs, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat für Familienfragen beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie Vizepräsidentin des Deutschen Kinderschutzbundes e.V.
Anmeldung: Um vorherige Anmeldung unter info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de wird gebeten.
Quelle: Pressemitteilung vom 28. Januar 2020