Die Ringvorlesung des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ beschäftigt sich in diesem Wintersemester mit dem Wandel von Krieg und politischer Gewalt. Die gängige Erzählung, wonach die Welt über lange Sicht immer friedlicher geworden sei, wird zunehmend hinterfragt. Ist angesichts des Wandels der Formen kriegerischer Auseinandersetzung – von Cyberwar über Terrorismus bis hin zu neuen Formen von Bürgerkriegen – die These eines Pazifizierungstrends grundsätzlich widerlegt oder beobachten wir nur Spannungen und Widersprüche, die diesem Trend langfristig innewohnen?
Die öffentliche Reihe trägt den Titel: “The End of Pacification? The Transformation of Political Violence in the 21st Century”. Die fachliche Leitung haben Prof. Christopher Daase und Prof. Nicole Deitelhoff vom Exzellenzcluster. Beide gehören auch zum Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), einer Partnereinrichtung des Clusters. Ebenfalls im federführenden Team ist Dr. Julian Junk von der HSFK, auch er Politikwissenschaftler. Den Eröffnungsvortrag am Donnerstag, 11. Oktober 2018, hält Prof. Michael Mann (University of California, Los Angeles) zum Thema: „Has War Declined through Human History?“
Die Anhänger der Befriedungs-These argumentieren mit einem nachhaltigen Prozess der Zivilisierung vieler Gesellschaften, mit einer wachsenden politischen und wirtschaftlichen Verflechtung der Staaten und mit einer Ausbreitung liberaler und demokratischer Wertvorstellungen. Auch trotz der beiden Weltkriege und des Holocaust sei die Welt in makrohistorischer Perspektive alles in allem friedlicher geworden, und das zunehmend in der Zeit nach 1945. Zu den Forschern, die das anders sehen, gehört der renommierte Auftaktredner Michael Mann. Er verweist zum Beispiel auf die vielen Bürger- und innerstaatlichen Kriege im Globalen Süden. Diese seien an die Stelle der zwischenstaatlichen Kriege im Norden getreten. Global betrachtet gebe es keinen Rückgang kriegerischer Auseinandersetzungen, sondern eine Transformation.
Zu den Vortragenden zählt in den nächsten Monaten auch der Mit-Organisator Christopher Daase. Er spricht am 23. Januar 2019 über: „Sanktionskriege: Probleme dezentraler militärischer Normdurchsetzung“. Eine Rechtfertigung militärischer Gewalt trotz deren völkerrechtlichen Ächtung rekurriert auf die vermeintliche Notwendigkeit, globale Normen notfalls militärisch durchsetzen zu müssen, um langfristig ein globales Gewaltmonopol zu etablieren und das Kriegsverbot zu verwirklichen. Daase geht der Frage nach, wie diese Erwartung empirisch und normativ zu bewerten ist.
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Die Termine im Überblick:
11. Oktober 2018
Prof. Michael Mann, University of California, Los Angeles
Has War Declined through Human History?
12. Dezember 2018
Prof. Elisabeth J. Wood, Yale University
Sexual Violence during War
23. Januar 2019
Prof. Christopher Daase, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Sanktionskriege: Probleme dezentraler militärischer Normdurchsetzung
30. Januar 2019
Prof. Matthew A. Evangelista, Cornell University
Disturbing the Peace: How the United States Influences Trends in Global Political Violence
6. Februar 2019
Prof. Stathis N. Kalyvas, University of Oxford
Global Change and Civil Wars
13. Februar 2019
Prof. Jennifer M. Welsh, McGill University, Montreal
Pockets of Barbarism: Internal and External Challenges to the International Humanitarian Order
Veranstaltungsort: Campus Westend, Hörsaalzentrum HZ 9
Beginn jeweils: 18.15 Uhr
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Quelle: Pressemitteilung vom 2. Oktober 2018