Elsa Schwarz erzählt über ihre Ausbildung an der Goethe-Uni in den 1950er Jahren

Andere Zeiten: Büro in den 1950er-Jahren; Foto: Milkovi / Unsplash

Dominic Weber, Auszubildender an der Goethe-Universität im zweiten Lehrjahr, hat Elsa Schwarz interviewt. Sie machte in den 1950er Jahren ihre Ausbildung zur Verwaltungsangestellten und arbeitete 47 Jahre an der Universität.

Elsa Schwarz ist eine ehemalige Mitarbeiterin der Goethe- Universität. Sie absolvierte in den 50er Jahren ihre Ausbildung als Verwaltungsangestellte und arbeitete insgesamt 47 Jahre an der Universität.

Dominic Weber: Frau Schwarz, wann haben Sie mit der Ausbildung begonnen und wie lange dauerte diese?
Elsa Schwarz: Ich begann die Ausbildung im April 1951, und die Ausbildung dauerte drei Jahre. Damals lief ich noch über Trümmer, um an meinen Arbeitsplatz zu kommen, da der Krieg noch nicht so lange vorbei war. Wir waren zwei Auszubildende während der gesamten Ausbildungszeit.

Wie wurden Sie auf die Stelle aufmerksam und welcher Abschluss wurde dafür benötigt?
Ich hatte einen Volksschulabschluss. Aufmerksam wurde ich durch meine ehemalige Nachbarin, die mir von der Universität erzählt hat und mich gefragt hat, ob ich an einer Ausbildung an der Universität interessiert wäre. Ich habe mich dann nach einer Stelle erkundigt und wurde angenommen. Ich hatte Glück, da es damals ziemlich schwer war eine Lehrstelle zu finden.

Welche Tätigkeiten haben Sie damals ausgeübt?
In den drei Jahren meiner Ausbildung zur Verwaltungsangestellten war ich in verschiedenen Abteilungen tätig: in der Registratur, der Buchhaltung, der Personalabteilung, der Gehalts- und Lohnstelle, dem Rektorat sowie im Studentensekretariat. Außerdem musste ich täglich eine Stunde lang das Schreiben auf der Schreibmaschine üben und Stenographie lernen. Kaffee kochen und Brötchen holen gehörten auch dazu.

Wie war Ihre tägliche Arbeitszeit und welchen Urlaubsanspruch hatten Sie?
Gleitzeit existierte zu dieser Zeit noch nicht und die tägliche Arbeitszeit betrug 8 Stunden. Damals musste man auch samstags arbeiten. Ich hatte vier Wochen Urlaub im Jahr.

Gab es auch Berufsschulunterricht?
Ich hatte zweimal in der Woche Berufsschulunterricht. Meine Berufsschule war die heutige Max-Beckmann-Schule in Bockenheim. In meiner Klasse waren zirka 40 Schüler, dazu gehörten auch die Auszubildenden der Stadt Frankfurt.

Wie hoch war Ihr Gehalt als Auszubildende?
Ich bekam im ersten Lehrjahr 25 DM (also ungefähr 12,50 Euro), im zweiten Lehrjahr 35 DM (17,50 Euro) und im dritten Lehrjahr 45 DM (22,50 Euro). Ich musste mein Gehalt in einer Papiertüte am Ende des Monats an der Universitätskasse abholen.

Wie sah die damalige Abschlussprüfung aus?
Es gab eine schriftliche und eine mündliche Abschlussprüfung, die beide sehr anspruchsvoll waren.

Wie lief die Übernahme nach der Ausbildung ab, wie hoch war das Einstiegsgehalt?
Man wurde gefragt, ob man bleiben möchte – ich habe mich für das Bleiben entschieden. Mein Einstiegsgehalt lag bei etwa 180 DM (90 Euro). Mit dem Gehalt war es auch damals unmöglich, aus dem Elternhaus auszuziehen und alleine zu leben.

Was hat Sie in Ihrer Ausbildung geprägt?
Während meiner Tätigkeit als Auszubildende lernte ich bedeutsame Persönlichkeiten kennen, die mich sehr beeindruckt haben. Dazu gehörten zum Beispiel der ehemalige Oberbürgermeister Walter Kolb, Professor Theodor W. Adorno sowie Professor Max Horkheimer, der nach dem Krieg aus Amerika mit einem 5-Millionen-Kredit an die Universität zurückkam.

Wie haben Sie Ihre Ausbildungszeit empfunden?
In meiner Ausbildungszeit befand sich die Verwaltung der Universität in einer Villa in der Senckenberganlage in Bockenheim. Die Anzahl der Mitarbeiter war überschaubar und die Arbeitsatmosphäre angenehm. Ich bin jeden Tag mit Freude zur Arbeit gegangen.


»Hallo, mein Name ist Dominic Weber. Ich bin Auszubildender als Verwaltungsfachangestellter im zweiten Lehrjahr an der Goethe-Universität. Mich hat interessiert, wie eine Ausbildung an der Goethe-Universität in den 1950er Jahren aussah. Dafür habe ich die frühere Uni-Mitarbeiterin Elsa Schwarz interviewt.«

Dieser Artikel ist in der Ausgabe 1/20 des Mitarbeitermagazins GoetheSpektrum erschienen.

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