Christian Münch erhält Wissenschaftspreis für Erforschung von Zellstress

Dr. Christian Münch, Institut für Biochemie, Goethe-Universität Frankfurt. Foto: Uwe Dettmar für Goethe-Universität

Für seine Forschungsarbeiten zu den Stressantworten von Zellen wurde jetzt Dr. Christian Münch vom Institut für Biochemie II der Goethe-Universität mit dem diesjährigen Binder Innovationspreis der Deutschen Gesellschaft für Zellbiologie ausgezeichnet. Mit neuen, selbst entwickelten Verfahren beobachten Christian Münch und sein Team, wie Zellen auf Stress reagieren, etwa auf die Infektion mit SARS-CoV-2-Viren oder auf Fehlfaltung von Proteinen, die in neurodegenerativer Erkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer vorkommt. Der Preis wird am 10. November bei einer Online-Veranstaltung der Gesellschaft verliehen.

Wenn das SARS-CoV-2-Virus eine menschliche Zelle infiziert, setzt diese verschiedene Abwehrmechanismen in Gang. Gleichzeitig beginnt das Virus, die Zelle auf die Herstellung neuer Virenpartikel hin umzuprogrammieren und dafür zu sorgen, dass die Abwehr der Zelle unterlaufen werden kann. Der Biochemiker Dr. Christian Münch hat zur Beobachtung solch schneller und komplexer Prozesse eine besondere Form der Massenspektrometrie entwickelt, die so genannte mePROD-Methode. Mit ihr lässt sich die Menge und Herstellungsrate von tausenden Proteinen bestimmen, die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zelle befinden.

Im Fall von SARS-CoV-2 konnten so potenzielle Angriffspunkte für Wirkstoffe entdeckt werden, die in der Zellkultur auf verschiedenen Wegen die Virusvermehrung reduzierten oder stoppten, darunter 2-Deoxy-D-Glukose, Ribavirin, Sorafenib, Pictilisib, Omipalisib und RO5126766. Mehrere dieser und verwandter Wirkstoffe werden mittlerweile in klinischen Studien getestet.

In weiteren Forschungsarbeiten befassen sich Christian Münch und sein Team mit neurodegenerativen Krankheiten wie Parkinson und Alzheimer. In den Nervenzellen solcher Patienten sind Proteinfaltungsprozesse gestört, was zu Fehlfunktionen und schließlich zum Absterben der Zellen führt. Münchs Forschungen untersuchen die Zellantwort auf diesen Stress, insbesondere hinsichtlich veränderter Proteinherstellungsraten und der Auswirkungen auf Mitochondrien, den Kraftwerken der Zelle.

Der Binder Innovationspreis wird seit 1998 jährlich von der Deutschen Gesellschaft für hervorragende Arbeiten auf dem Gebiet der Zellbiologie verliehen und ist mit 4.000 Euro dotiert. Das Preisgeld wird von der Binder GmbH gestiftet, einem weltweit aktiven Spezialisten für Simulationsschränke für wissenschaftliche und industrielle Labore.

Dr. Christian Münch studierte Biochemie an der Universität Tübingen und den Max-Planck-Instituten in Martinsried und Tübingen. Er promovierte an der University of Cambridge über defekte Proteinfaltung bei der amyotrophen Lateralsklerose. Danach untersuchte er als Postdoc an der Harvard Medical School die Auswirkungen falsch gefalteter Proteine in Mitochondrien. Seit 2016 arbeitet er als unabhängiger Gruppenleiter im Institut für Biochemie II der Goethe-Universität Frankfurt.

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