Bernd Herzogenrath, Professor am Institut für England- und Amerikastudien, hat für sein Projekt „©ovid’s Metamorphoses“ 133 Künstler aus den Bereichen Film, Sound, Text und Fotografie virtuell zusammengebracht.

UniReport: Herr Herzogenrath, nun liegt die Box mit Buch und CDs zu „©ovid’s Metamorphoses“ vor – was war die größte Herausforderung dieses ungewöhnlichen Projekts, das in der Corona-Pandemie ersonnen und durchgeführt wurde?
Bernd Herzogenrath: Ehrlich gesagt – es hat sich nie wie eine Herausforderung angefühlt. Ich habe Künstler*innen kontaktiert, deren Werke ich mag, und bis auf zwei nette Absagen haben alle zugesagt – es sah so aus, als ob in der Zeit der Pandemie alle Lust hatten, bei einem solchen Projekt, welches auf ‚Fern-Zusammenarbeit‘ ausgelegt war, mitzumachen … ich bin mir sicher, außerhalb der Pandemie hätte das nicht funktioniert! Immer, als dann die einzelnen Beiträge ‚eintrudelten,‘ war das für mich wie Weihnachten und Geburtstag in einem – ich habe mir jedes Mal ein Loch in den Bauch gefreut und bekam das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht … einfach herrlich! Wenn überhaupt, dann war die Herausforderung, das gute Stück in all seiner Pracht zu produzieren – das hat wirklich ewig lange gedauert – aber jetzt ist es da!
Geboten wird den Rezipient*innen ein Füllhorn an ganz unterschiedlichen Texten, Filmen, Sounds und Fotografien – gibts für Sie ein persönliches Highlight? Oder einen Tipp für alle, die neu einsteigen wollen, wie man sich den neuen Metamorphosen nähern soll?
Das Ganze ist letzten Endes ein Paralleluniversum, in dem man verloren gehen kann – und das vielleicht auch gerne möchte! Das ist fast wie ein ‚Rabbit Hole‘ im Internet, man klickt sich immer weiter und weiter … aber das hat ja auch manchmal was! Meine persönlichen Highlights sind die metamorphosis 9 (nicht, weil ich daran auch persönlich beteiligt war), welches sich eigentlich in der Rücksicht um den Begriff einer ‚Black Magick‘ (oder ‚Secret Black Technology‘) dreht, und bei der man nicht nur Arcade Fire’s Richard Reed Parry, sondern auch die Legende Lee ‚Scratch‘ Perry hört (in eventuell einer seiner letzten Aufnahmen) … bei der ganzen Perry/Parry-Familie hätte Katy Perry noch gefehlt – aber deren Adresse hatte ich nicht (lacht). Ein weiteres Highlight ist die metamorphosis 13, die thematisch um den Begriff des ‚non-human‘ kreist – mit Aufnahmen von Spinnen, die ihr Netz wie ein Saiteninstrument spielen …
Der Beginn der Pandemie liegt jetzt schon fünf Jahre zurück, vieles ist bereits in Vergessenheit geraten: Was lässt sich aber aus Sicht der Kunst und der Künstler sagen, ist die Krise vorbei oder laboriert die Kunst noch an den Kollateralschäden oder konnte sie den Digitalisierungsschub auch für sich nutzen?
Nach der Krise ist vor der Krise – mehr oder weniger latent ist alles noch mit uns … und die Kunst – zumindest die ‚kleine Kunst,‘ die, die nicht vom Staat subventioniert wurde und wird, krebst eigentlich immer noch rum. Das viel beschworene ‚Clubsterben‘ ist nur die Spitze des Eisberges, denke ich.










