Frankfurter Nachwuchsmediziner im Corona-Dienst
Jede helfende Hand wird gebraucht. In Kliniken, Labors und Arztpraxen engagieren sich seit Beginn der Corona-Pandemie bundesweit Medizinstudierende. Auch an der Uniklinik Frankfurt stehen sie bereit. Die Studierenden fassen in den verschiedensten Bereichen der Uniklinik unter der Wahlplichtveranstaltung »COVID-19« mit an.
Mehr als 1.200 Frankfurter Nachwuchsmediziner sind im März dem Aufruf des damaligen Studiendekans Prof. Robert Sader gefolgt, sich freiwillig als Helfer während der Corona-Pandemie zu melden. Das Besondere: Sie bekommen ihren Einsatz auf ihr Studium angerechnet. »Aufgrund der Corona-Pandemie mussten wir die Präsenzlehre absagen. Daraufhin überlegten wir, wie wir den Studierenden ermöglichen, trotzdem in ihrem Studiengang zu bleiben, also weiterhin auch die Lehrverpflichtungen zu erfüllen«, erzählt Sader, Direktor der Archivbild Patientenzimmer auf der Simulationsstation FIneST Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie am Universitätsklinikum.
Wertvolle Berufspraxis
Etliche COVID-19-Helfende sind in ihrer medizinischen Ausbildung schon fortgeschritten. Sie haben Kranke gesehen, die an Tuberkulose litten oder mit hochgefährlichen multiresistenten Keimen infiziert waren. Manche von ihnen verfügen auch über Ausbildungen etwa in der Pflege oder im Rettungsdienst. Während des COVID-19-Einsatzes können sie sich wie üblich aber darauf verlassen, nie allein am Krankenbett zu stehen, von erfahrenen Ärzten und Pflegekräften begleitet zu werden. Für Studierende bedeutet ihr freiwilliger COVID-19-Einsatz eine Chance, sich mit den Besonderheiten der klinischen Medizin in Notlagen und Krisen vertraut zu machen. Ihr Einsatz erfolgt basierend auf den bisherigen Vorerfahrungen, diese stammen aus ihren bisherigen Kursen, Praktika und Famulaturen.
Interdisziplinäres Simulationstraining
Ein wichtiger Ausbildungsbereich ist hierbei die Simulationsklinik FIneST des Uniklinikums: Ein Arztzimmer, eine Notaufnahme, OP-Saal, Intensivzimmer, Privatzimmer und sogar eine »Messie-Wohnung« – die Simulationsklinik »FIneST« des Fachbereichs Medizin ist eingerichtet wie ein richtiges Krankenhaus. Hier wird der Ernstfall simuliert – Medizinstudierende üben den Umgang mit Patienten in den verschiedensten klinischen Situationen, z. B. auch das Verhalten bei Operationen. In der Simulationsklinik steht alles zur Verfügung wie in der Realität: Ampullen mit Original-Etiketten, echtes OP-Besteck, Handschuhe und Schuhüberzieher, Hightech-Puppen in Lebensgröße, die schreien und stöhnen, wenn man einen Fehler macht, und auch lebende Krankendarsteller. Die Simulanten setzen die angehenden Ärzte bisweilen unter Stress. Das ist so gewollt. Fehlermachen erwünscht. Fehler, die sie im Einsatz vermeiden, wenn sie richtigen Patienten gegenüberstehen. »Eine standardisierte praktische Ausbildung zum Verhalten bei hochinfektiösen Patienten fehlte bisher,« so die Leiterin der Simulationsklinik Prof. Miriam Rüsseler. Daher hat sie ein Ausbildungskonzept erarbeitet, um die Lernenden praktisch im Simulationskrankenhaus zu trainieren. »In Schutzanzügen zu agieren ist eine Herausforderung«, sagt Miriam Rüsseler, das müsse man trainieren. Jeder Handgriff muss sitzen.
Autorin: Heike Jüngst
Dieser Artikel ist in der Ausgabe 45 des Alumni-Magazins Einblick erschienen.