Daten und Demokratie

Im »Center for Critical Computational Studies« (C³S) treffen Algorithmen auf gesellschaftliche Verantwortung

Digitale Technik verändert unsere Welt rasant. Doch wer denkt über die Folgen dieser Veränderungen nach? Das neue Center for Critical Computational Studies (C³S) der Goethe-Universität tut genau das – und mehr: Es verbindet Rechenkraft mit Reflexion, Informatik mit Ethik, Daten mit Demokratie. Hier geht es nicht darum, Technologien nachträglich zu kritisieren, sondern sie von Anfang an fair, transparent und verantwortungsvoll zu gestalten.

Wenn Wissenschaftler unter anderem aus der Informatik, Philosophie, Rechtswissenschaft und Naturwissenschaft nicht nebeneinander, sondern miteinander arbeiten, entsteht etwas Neues. Genau hier setzt das im Jahr 2023 gegründete C³S an. Seine radikale Idee: Komputationale Technologien (Daten, Algorithmen etc.) sollen nicht erst geschaffen und dann kritisiert, sondern von Anfang an gemeinsam entwickelt werden. »Die Digitalisierung betrifft jeden Lebensbereich. Darum brauchen wir Forschung und Lehre, die nicht nur methodisch exzellent ist, sondern auch gesellschaftliche Verantwortung übernimmt. Das C³S vernetzt dazu Professor*innen und Principal Investigators aus verschiedenen Fachbereichen der Goethe-Universität,« sagt Universitätspräsident Enrico Schleiff.

Zwei Seiten einer Medaille

Die Verschränkung des »Komputationalen« mit dem »Kritischen« ist das Herzstück des Zentrums. Das C³S erforscht, wie digitale Technologien Gesellschaft formen und umgekehrt. Der komputationale Ansatz fragt: Wie können wir Systeme berechnen, modellieren, optimieren? Der kritische Ansatz dagegen fragt: Wer profitiert, wer wird ausgeschlossen, was bedeutet das für Demokratie und Gerechtigkeit? Beide Perspektiven gehören zusammen. Und nur gemeinsam können sie Zukunft gestalten.

Forschung und Lehre, die beides kann

Genau das geschieht im C³S. Ob beispielsweise bei Smart Cities oder Klimamodellen – das C³S bringt Technik und Verantwortung zusammen. Die Informatik und die Naturwissenschaften entwickeln Verfahren mit höchster Präzision. Die Sozial- und Geisteswissenschaften reflektieren, ob diese fair, nachvollziehbar und legitim sind. So entstehen Lösungen, die technisch stark und gesellschaftlich verträglich sind.

Das Selbstverständnis

»Weder soll das eine K (das Kritische oder das Komputationale) das andere K blockieren noch soll ein K dominieren. Beides soll sich ergänzen, damit wir unsere digitalen Zukünfte aktiv gestalten können«, erklärt Prof. Christoph Burchard, Gründungssprecher des Zentrums. Diese Idee soll auch die sich im Aufbau befindliche Lehre prägen: Cross-disziplinäre Lehrinhalte, also Lehrangebote, die Wissen, Methoden oder Perspektiven aus mehreren wissenschaftlichen Disziplinen verbinden, sollen nicht nur Kompetenzen vermitteln, sondern auch eine kritisch-komputationale Haltung fördern. Das Ziel besteht darin, vertrauenswürdige und nachhaltige Technologien zu entwickeln und verantwortungsvoll anzuwenden.

Investitionen in und Verantwortung für die Zukunft

Bis Ende des Jahres werden am Center for Critical Computational Studies sechs und mehr Professoren ihre Stellen angetreten haben. Insgesamt sind mindestens zwölf neue Professuren geplant. Zudem soll der ehemalige Bio-Campus an der Siesmayerstraße als Zukunftscampus reaktiviert werden. Mit alledem unterstreicht die Universität ihr langfristiges Engagement und zeigt, dass sie Verantwortung für die digitale Transformation übernimmt. Frankfurt bietet mit seinen Schwerpunkten in Klima- und Sozialforschung, Informatik und Recht ein ideales Umfeld dafür. Am Ende geht es um Vertrauen. Technologie soll nicht nur funktionieren, sondern auch gerechtfertigt sein. Das C³S steht für Wissenschaft, die unsere digitale Gegenwart nicht nur denkt, sondern gestaltet.

Autorin: Heike Jüngst

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