Sensortechnologie von MimoSense macht Pflege smarter und menschlicher
Die Geschichte des Startups MimoSense zeigt, wie aus Spitzenforschung marktreife Innovationen entstehen – und wie Wissenstransfer von der Universität direkt in die Praxis wirkt. Das Startup, hervorgegangen aus der Forschung an der TU Darmstadt, ist heute Teil des Healthcare-Clusters der Startup-Factory Futury, an der die Rhein-Main-Universitäten beteiligt sind. Mit ihrer Sensortechnologie revolutionieren die Gründer den Pflegealltag – und sind frisch gebackene Gewinner des Hessischen Gründerpreises 2025.
Pflegekräfte kennen die Routine: regelmäßige Kontrollgänge, vorsorgliche Umlagerungen, aufwendiges Messen der Vitaldaten. Alles wichtig, aber zeitintensiv und körperlich belastend. Zeit, die am Ende für Gespräche, Zuwendung und echte Pflege fehlt. Genau hier setzt die Erfindung des jungen Startups MimoSense an. »Wir haben Sensoren entwickelt, die Vitalparameter wie Puls, Atmung, Gewicht und Bewegungen völlig ohne Hautkontakt messen«, erklärt Mitgründer Dr.-Ing. Romol Chadda. »Der Sensor wird unsichtbar ins Pflegebett integriert, dokumentiert automatisch Messwerte und erkennt Risiken wie Stürze oder notwendige Umlagerungen.« Das Ziel: Pflegepersonal entlasten und Zeit für Zuwendung schaffen. »Pflege 4.0 bedeutet für uns nicht, Menschen zu ersetzen, sondern sie zu unterstützen «, ergänzt Co-Founder Dr.-Ing. Omar Ben Dali. Erste Pilotprojekte in Klinik und Pflegeheim laufen bereits mit vielversprechendem Feedback.

Ein Sensor so empfindsam wie die Haut
Der Ursprung dieser Innovation liegt in der Forschung an der TU Darmstadt, am Fachgebiet Mess- und Sensortechnik. Chadda und Ben Dali promovierten dort: der eine zu strukturintegrierten Kraftsensoren, der andere zu flexiblen Energiewandlern und Technologien, die Energie aus der Umgebung sammeln und nutzen. Aus der Kombination entstand die Idee einer »elektronischen Haut«. Das Ergebnis ist ein multimodaler Foliensensor, nur 0,3 Millimeter dünn und hochsensibel. Er kombiniert unterschiedliche Messprinzipien, mit denen er sowohl statische als auch dynamische Kräfte gleichzeitig erfassen kann. So spürt der Sensor Druck und Bewegungen, aber auch feinste Schwingungen. »Im Gegensatz zu optischen Sensoren wie die in einer Smartwatch verbauten misst unser System echte mechanische Impulse. Dadurch sind unsere Daten deutlich präziser«, erklärt Ben Dali.
Vom wissenschaftlichen Experiment zur praktischen Problemlösung
Aus dem wissenschaftlichen Experimentwurde ein marktfähiges Produkt.Unterstützt durch den EXIST-Forschungstransferdes Bundeswirtschaftsministeriumsund das Gründungszentrum derTU Darmstadt gründeten Chadda undBen Dali 2024 die MimoSense GmbH.Nur wenige Monate später gewann dasTeam den zweiten Platz beim Hessen-Ideen-Wettbewerb. »Wir wollten zeigen,dass aus universitärer Forschung greifbareLösungen entstehen können, dieeinen gesellschaftlichen Nutzen haben«,sagt Chadda.
Healthcare-Innovation als Teil des Futury-Ökosystems
Heute ist MimoSense Teil des Healthcare-Clusters der Startup-Factory Futury in Frankfurt. Dort profitieren die Gründer von einem starken Netzwerk aus MedTech-, Biotech- und Pflegeexpertinnen und -experten. »Futury verbindet Startups mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft – genau das, was man in dieser Phase braucht«, sagt Ben Dali. Über 50 Anwendungsszenarien hat das Team bereits identifiziert – von Pflege und Robotik bis zur Industrie 4.0. Doch der Fokus bleibt klar: Eine Technologie möchte und soll sie sein, die das Menschliche stärkt. »Unser Produkt ist wie eine digitale Fingerspitze«, fasst Chadda zusammen. »Wir bringen Maschinen das Fühlen bei, damit Menschen wieder mehr Zeit zum Menschsein haben.« MimoSense steht exemplarisch für das, was moderner Wissenstransfer leisten kann: aus Grundlagenforschung werden Innovationen fürs Leben.
Autorin: Heike Jüngst











