Wer sind eigentlich die knapp 30 Seniorprofessorinnen und –professoren an der Goethe-Universität, die sich auch nach ihrer Pensionierung noch in der Lehre engagieren? In einer mehrteiligen Serie werden sie hier vorgestellt.
Um die Betreuungsrelationen zu verbessern und ein zusätzliches hochqualifiziertes Lehrangebot anbieten zu können, besteht seit Ende 2009 an der Goethe-Universität die Möglichkeit, Seniorprofessuren einzurichten. Pensionierte oder emeritierte Professorinnen und Professoren der Goethe-Universität oder anderer Universitäten mit ausgewiesener Lehrkompetenz kommen für eine Seniorprofessur infrage und können somit auch nach ihrer Pensionierung weiterhin in der Lehre tätig sein. Das Lehrdeputat liegt zwischen vier und acht Semesterwochenstunden und schließt die Verpflichtung zu prüfen ein.
Teil 2 – Prof. Mechthild Hesse
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Prof. Mechthild Hesse (72) ist seit 2016 Seniorprofessorin am Institut für England- und Amerikastudien der Goethe-Universität. Ihr Lehrdeputat beträgt vier Semesterwochenstunden.
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Frau Prof. Hesse, wie kam es zu der Entscheidung für eine Seniorprofessur und was war Ihre Motivation, sich für weitere Lehrjahre an der Goethe-Uni zu entschieden, statt Ihre freie Zeit zu genießen?
Ich würde gerne Studierenden, d.h. angehende Lehrkräfte, auf die große Palette von englischen Jugendbüchern, die man im Englischunterricht benutzen kann, aufmerksam machen. Dazu möchte ich meine Erfahrungen mit dem Einsatz dieser vielfältigen Bücher und Materialien (die ich teilweise selbst erstellt habe) weitergeben. Außerdem möchte ich der verbreiteten Meinung entgegenwirken, dass Kinder- und Jugendgedichte im Unterricht nur etwas für gefühlvolle Mädchen sind. Studierende erkennen in meinen Seminaren, wie gut man Gedichte für das Erlernen der Fremdsprache benutzen kann. Ich kann außerdem englisch-amerikanische Schriftsteller einladen, die Jugendbücher geschrieben haben bzw. auch mal eine amerikanische Dichterin, die die Studierenden in einfaches creative writing einführt, das sie später mit ihren Schülern umsetzen können.
Gab es Situationen, in denen Sie Ihre Entscheidung bereut haben?
Eigentlich nicht.
Büro vs. Homeoffice, Gehalt vs. Rente, junge Kollegen vs. Senioren – wie haben sich die Rahmenbedingungen für Sie verändert?
Ich bin ja noch nicht so lange heraus aus der Lehrtätigkeit; so viel hat sich nicht verändert.
Wenn Sie an Ihre allererste Vorlesung als Dozentin zurückdenken und sie mit heute vergleichen: Was hat sich für Sie grundlegend in Ihrer Lehrtätigkeit gewandelt?
Ich habe ja erst 2003 nach einer langen Schultätigkeit an der PH Freiburg als Hochschullehrerin begonnen; daher kann ich dazu nichts sagen.
Wenn Sie an Ihre Zuhörer von heute und damals denken: Wie hat sich das Bild der Studierenden verändert, das Sie wahrnehmen, wenn Sie in den Hörsaal blicken?
Die Studierenden lesen weniger Print-Sekundärliteratur und tendieren dazu, sich alles aus dem Internet zu besorgen. Das funktioniert nicht immer. Die Hausarbeiten sind daher teilweise relativ dürftig; auch das Schreiben von akademischer Literatur fällt schwerer. Meine Erfahrung als Hochschullehrerin in USA hat mir gezeigt, dass das Schreiben dort viel besser unterrichtet und geübt wird.
An welchen Projekten arbeiten Sie aktuell?
Mein großes Thema ist es Dramapädagogik mit Literaturdidaktik zu verbinden, um einen schüleraktiven Unterricht zu gestalten und Schüler nicht nur mit analytischen Verfahren zu plagen. Studierende sollen dramapädagogik selber erfahren und aus diesem Erfahrungswissen als Lehrkräfte schöpfen.
Gelingt es Ihnen als Seniorprofessorin viel mehr Zeit mit Dingen zu verbringen, die nicht mit Ihrer Profession zu tun haben? Haben Sie in der frei gewordenen Zeit neue Leidenschaften für sich entdeckt?
Ich bin jetzt enger mit der Uni Frankfurt verbunden und nutze auch Gastvorträge etc. Außerdem interessieren mich die Internationalen Beziehungen (u.a mit Italien, UK und USA).
Wann ist Schluss?
Wenn ich merke, dass ich mit den jungen Leuten nicht mehr mithalten kann! Oder natürlich, wenn die Seniorprofessur nicht mehr genehmigt wird!
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