Serie Seniorprofessuren / Prof. Bernd Nothofer im Interview

Wer sind eigentlich die knapp 30 Seniorprofessorinnen und –professoren an der Goethe-Universität, die sich auch nach ihrer Pensionierung noch in der Lehre engagieren? In einer mehrteiligen Serie werden sie hier vorgestellt. 

Um die Betreuungsrelationen zu verbessern und ein zusätzliches hochqualifiziertes Lehrangebot anbieten zu können, besteht seit Ende 2009 an der Goethe-Universität die Möglichkeit, Seniorprofessuren einzurichten. Pensionierte oder emeritierte Professorinnen und Professoren der Goethe-Universität oder anderer Universitäten mit ausgewiesener Lehrkompetenz kommen für eine Seniorprofessur infrage und können somit auch nach ihrer Pensionierung weiterhin in der Lehre tätig sein. Das Lehrdeputat liegt zwischen vier und acht Semesterwochenstunden und schließt die Verpflichtung zu prüfen ein.

Teil 6 – Prof. Bernd Nothofer

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Prof. Bernd Nothofer (76) ist seit dem Sommersemester 2010 Seniorprofessor am Institut für Ostasiatische Philologien der Goethe-Universität. Sein Lehrdeputat beträgt vier Semesterwochenstunden.

 

 

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Herr Prof. Nothofer, wie kam es zu der Entscheidung für eine Seniorprofessur und was war Ihre Motivation, sich für weitere Lehrjahre an der Goethe-Uni zu entschieden, statt Ihre freie Zeit zu genießen?

Mein eigener Schwerpunkt ist südostasiatische Sprachen, der meines Nachfolgers in erster Linie Rhetorik, Medien, Politische Kommunikation in Südostasien. Der linguistische Schwerpunkt des Fachs sollte nach dem Bestreben meines Nachfolgers nach meiner Pensionierung nicht verloren gehen, um das bereits breite Lehrangebot noch zu erweitern und einen Beitrag dazu zu leisten, den Studiengang ‘Empirische Sprachwissenschaft’ durch das Angebot eines weiteren Schwerpunkts, nämlich ‘Sprachen und Kulturen Südostasiens’ auszubauen.

Da ich nach dem Eintritt in den Ruhestand weiterhin großes Interesse an der Vermittlung meines Fachwissens hatte und äußerst gerne mit Kollegen und Studierenden zusammenarbeite, habe ich das Angebot gerne angenommen. Die Anwesenheit in Frankfurt an zwei Tagen schränkt meine Freizeit keineswegs ein, da ich meinem Hobby des Wanderns im Hintertaunus nach wie vor uneingeschränkt nachgehen kann (auch an den Tagen, an denen ich lehre). Außerdem nehme ich nach wie vor gelegentlich an internationalen Konferenzen teil, bin zeitweise Mitarbeiter in internationalen Projekten und betreue einige wenige Bachelorarbeiten und drei Dissertationsvorhaben.

Gab es Situationen, in denen Sie Ihre Entscheidung bereut haben?

Die Entscheidung habe ich NIE bereut.

Büro vs. Homeoffice, Gehalt vs. Rente, junge Kollegen vs. Senioren – wie haben sich die Rahmenbedingungen für Sie verändert?

Der wichtigste Unterschied betrifft das Entfallen der administrativen Tätigkeit (Verwaltung, Sitzungen, Studienordnungen, etc.). Ich habe ein durchaus vertrautes Verhältnis zu den jüngeren Kollegen und verwende die zur Verfügung gestellten Sachmittel u.a. für die Anschaffung linguistischer Literatur und die finanzielle Unterstützung von Kongressreisen des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Wenn Sie an Ihre allererste Vorlesung als Dozent zurückdenken und sie mit heute vergleichen: Was hat sich für Sie grundlegend in Ihrer Lehrtätigkeit gewandelt?

Meine erste Lehrveranstaltung (1966 am Millersville State College in Pennsylvania/USA, Französisch-Sprachkurs) unterscheidet sich nicht wesentlich von den heutigen. Ich suche den Kontakt mit den Studierenden und fordere sie zu intensiver Mitarbeit auf. Der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zwischen Studierendem und Dozenten ist heute einfacher als damals.

Wenn Sie an Ihre Zuhörer von heute und damals denken: Wie hat sich das Bild der Studierenden verändert, das Sie wahrnehmen, wenn Sie in den Hörsaal blicken?

Die ‘Unantastbarkeit’ des Dozenten existiert glücklicherweise nicht mehr. Studierende gehen auf die Dozenten ‘ungehemmter’ zu. Lockerere Atmosphäre, allerdings mehr Ablenkung durch neue Medien (Smartphone!).

An welchen Projekten arbeiten Sie aktuell?

Ich habe die Teilnahme an einem größeren Projekt abgelehnt, da ich gerade zum ersten Mal (sehr spät!) Großvater geworden bin. An einem internationalen Projekt über eine bedrohte Sprache in Indonesien werde ich als Berater teilnehmen und den sprachhistorischen Teil übernehmen.

Gelingt es Ihnen als Seniorprofessor viel mehr Zeit mit Dingen zu verbringen, die nicht mit Ihrer Profession zu tun haben? Haben Sie in der frei gewordenen Zeit neue Leidenschaften für sich entdeckt?

Ich nehme vermehrt an Bildungsreisen ins Ausland teil, bin aktiv als Lions Club-Mitglied (derzeit Präsident) und erfreue mich an unserem ersten Enkelkind.

Wann ist Schluss?

Schluss ist, wenn ich merke, dass mich die Konzentrationsfähigkeit verlässt oder wenn der Fachbereich entscheidet, meine Seniorprofessur nicht mehr neu zu beantragen. Ein weiterer Grund könnte eine nicht zufriedenstellende Evaluation sein.

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