6 Millionen für EU-Projekt zur ADHS-Behandlung

Die Europäische Union fördert ein Forschungsprojekt unter Federführung des Frankfurter Universitätsklinikums mit sechs Millionen Euro: Die internationale Studie will die Mechanismen hinter der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und mit ihr gemeinsam auftretenden Erkrankungen offenlegen und damit die Diagnose und Behandlung psychischer Störungen auf eine neue Basis stellen.

Etwa fünf Prozent der Kinder sind von ADHS betroffen und in vielen Fällen bleiben die Symptome bis ins Erwachsenenalter. Die Erkrankung ist oft auch der Einstieg in eine potenziell vermeidbare, negative Gesamtentwicklung: Andere psychische Störungen wie etwa Depressionen, Aggressionen, Drogenmissbrauch oder Adipositas können folgen. In einem großangelegten Forschungsprogramm unter Federführung des Frankfurter Universitätsklinikums mit 18 internationalen Partnerinstitutionen soll nun die Basis für eine neue Art von Diagnose und Therapie gelegt werden. Die Studie hat das Ziel, die physiopathologischen Mechanismen hinter ADHS und den damit zusammen auftretenden Erkrankungen zu verstehen. Hierin liegt ein enormes Potenzial für die Prävention und Behandlung von ADHS und ihrer Folgeerkrankungen. Dies hat große Relevanz für die öffentliche Gesundheit in ganz Europa.

Formal hat die Förderung des Programms zum 1. Januar 2016 begonnen. Nach der Bewilligung beginnen die Forscher nun am 1. März mit der Arbeit. Sie wollen sowohl genetische Merkmale als auch Umwelteinflüsse identifizieren, die ADHS und ihre Begleiterkrankungen gemeinsam haben. Die Studie kann auf sehr umfangreiche Informationsressourcen zugreifen: Den Forschern stehen fast alle wesentlichen Datensätze auf diesem Gebiet zur Verfügung. Dazu zählen die vollständigen skandinavischen Krankheitsregister zahlreicher Jahrgänge und riesige weltweite genetische Studien. Verknüpft mit dieser Grundlagenforschung wird das Programm neuartige Behandlungsansätze untersuchen. Klinische Studien testen unter anderem Therapien ohne Pharmazeutika. Außerdem wird ein hochmoderner sogenannter mHealth-Ansatz entwickelt. Dazu gehört der Einsatz einer Smartphone-App, die den Patienten bei der Umsetzung der therapeutischen Maßnahmen im täglichen Leben unterstützen soll.

Die verschiedenen Teilstudien werden in Kooperation wesentlicher Vertreter der jeweiligen Fachgebiete durchgeführt. „Es ist uns gelungen, für dieses Forschungsprogramm führende europäische Wissenschaftler der Epidemiologie und der Genetik zusammenzuzubringen“, betont Prof. Andreas Reif, Studienleiter und Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Frankfurt. Ebenfalls an der Studie beteiligt ist Prof. Christine Freitag, Direktorin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters.

Von den insgesamt sechs Millionen Euro fließen eine Million Euro an den Forschungsstandort Frankfurt. Die Laufzeit des Forschungsprogramms beträgt fünf Jahre.

Quelle: Pressemitteilung der Universitätsklinik

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