COVID-19: Goethe-Universität an europaweitem öffentlich-privatem Forschungsprojekt beteiligt

COVID-19-Patient unter Beatmung: Der internationale Forschungsverbund CARE unter Beteiligung der Goethe-Universität sucht nach neuen Therapien.

Die Virologin Prof. Dr. Sandra Ciesek und die Infektiologin Prof. Dr. Maria Vehreschild von der Goethe-Universität und dem Universitätsklinikum Frankfurt leiten Projekte zur COVID-19-Forschung in einem internationalen Verbund aus 37 Universitäten, Wissenschaftsinstitutionen und forschenden Pharmaunternehmen. Der Verbund CARE ist die größte europäische Initiative zur Entwicklung von COVID-19-Therapien. CARE wird in den kommenden fünf Jahren mit 77,7 Millionen Euro (davon an die Goethe-Universität: 2,1 Millionen Euro) durch die öffentlich-private Partnerschaft Innovative Arzneimittel der Europäischen Union und der Europäischen Vereinigung von pharmazeutischen Industrien und Verbänden gefördert.

Mit der Förderung des CARE-Projekts will die öffentlich-private Partnerschaft „Innovative Medicine Initiative“ (IMI) die systematische Entwicklung von Medikamenten gegen COVID-19 vorantreiben. Darüber hinaus sollen die Forschungs- und Entwicklungsergebnisse auch die Basis dafür legen, künftig schneller Medikamente gegen Infektionskrankheiten zum Beispiel durch Corona-ähnliche Viren zu legen.

Die offene Forschungszusammenarbeit von CARE konzentriert sich auf die Prüfung bereits zugelassener Medikamente, die eine COVID-19-Therapie unterstützen könnten, sowie auf die Entwicklung neuer Medikamente. Zum einen sollen so genannte kleine Moleküle auf ihre Sicherheit und Wirksamkeit hin untersucht werden. Meist handelt es sich um Hemmstoffe für entweder virale oder menschliche Proteine, und CARE wird unter anderem bestehende Substanzdatenbanken mit Millionen solcher kleinen Moleküle durchforsten, um vielversprechende Wirkstoffkandidaten zu identifizieren. Zum anderen sollen Antikörper entwickelt werden, die SARS-CoV-2-Viren inhibieren.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Goethe-Universität und Universitätsklinikum Frankfurt um Prof. Dr. Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie, werden vielversprechende kleine Moleküle aus Substanzbanken in Zellkulturmodellen testen. Prof. Sandra Ciesek erklärt: „Auf der Grundlage unserer langjährigen Erfahrung haben wir hier in Frankfurt bereits im Februar ein Zellkulturmodell für SARS-CoV-2-Zellen entwickelt und seither ständig weiterentwickelt. So wissen wir mittlerweile, wie das Virus den Zellstoffwechsel verändert. Wir sind daher bestens darauf vorbereitet, Reihentests potenzieller Wirkstoffkandidaten aus dem CARE-Verbund durchzuführen. Das ist das Großartige an CARE: Alle Partner bringen ihre spezifischen Stärken in das Projekt ein. “

Prof. Dr. Maria Vehreschild, Leiterin des Schwerpunkts Infektiologie am Universitätsklinikum Frankfurt, wird die Umsetzung von drei klinischen Studien leiten: je eine Verträglichkeits- und Dosisfindungsstudie (Phase I-Studie) für einen noch zu identifizierenden Kandidaten aus dem Bereich der kleinen Moleküle und einen Virus-neutralisierenden Antikörper sowie im Anschluss daran eine klinische Studie zur klinischen Wirksamkeit und biologischen Aktivität eines Phase-I-Wirkstoffkandidaten (Phase IIa-Studie). Prof. Maria Vehreschild erklärt: „Ich freue mich auf die große Herausforderung dieser multinationalen Projekte, in denen viele Unternehmen und Institutionen aus dem In- und Ausland für diese klinischen Studien koordiniert werden müssen. Die CARE-Partner können dabei auf bestehende Studiennetzwerke zurückgreifen, in Deutschland zum Beispiel sind wir mit dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung ausgezeichnet aufgestellt.“

Prof. Dr. Jürgen Graf, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikum Frankfurt, erklärt: „Die COVID-19-Pandemie zeigt auf eindrückliche Weise, dass die Universitätsmedizin unverzichtbar für die Gesellschaft ist. Innerhalb kürzester Zeit konnte in Frankfurt umfangreiches Wissen zum neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 generiert werden. Erkenntnisse aus der Forschung finden unmittelbar Anwendung in der Versorgung unserer Patientinnen und Patienten. So entsteht bedarfsorientierter Fortschritt am Puls der Zeit und auf Basis von Wissenschaft.“

Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität, betont die Chance für die Forschung, die das CARE-Projekt bietet: „Gerade in der unter großem Zeitdruck und mit viel öffentlichem Geld geförderten COVID-19-Forschung ist es gut, Forschungsinitiativen zu bündeln und zu fokussieren anstatt unkoordiniert und parallel zu arbeiten. Das CARE-Projekt bietet ein Beispiel dafür, wie stark die Goethe-Universität in der internationalen Forschungslandschaft Europas vernetzt ist und dass sie hier an der vordersten Forschungsfront dabei ist.“

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