Forschung Frankfurt / Immer mehr Bürokratie: Wachsende Hürden in der Entwicklungszusammenarbeit

Wenn Nichtregierungsorganisationen aus dem Globalen Norden Kooperationen mit Organisationen im Globalen Süden eingehen, machen sie immer strengere Vorgaben, was damit geschehen soll. Wie die Partnerorganisationen vor Ort damit umgehen, das hat die Sozialanthropologin Melina Kalfelis untersucht. Über die Ergebnisse berichtet die jüngste Ausgabe von „Forschung Frankfurt“, dem Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität, diesmal zum Thema „Perspektive Afrika“.

Eine Parade von Frauenorganisationen und NGOs zum Tag der Frauen am 8. März 2016. (Foto: Melina Kalfelis)

Eine Patenschaft für ein Kind in Afrika – für viele Menschen in Europa ist das eine schöne Sache. Sie wollen Gutes tun und freuen sich, dass ihre Hilfe das Leben von Mädchen und Jungen verbessert. Sie freuen sich über Briefe, Bilder und Videos, worin der Dank der Kinder zum Ausdruck kommt. Was die Spender nicht wissen: Die afrikanischen Partner der westlichen Hilfsorganisationen müssen das Feedback mit viel Aufwand organisieren, oft müssen die Mitarbeiter den Treibstoff für die Dienstfahrt selbst bezahlen und unbezahlte Überstunden machen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die Kinder nicht ganz freiwillig in die Kamera sprechen. Diese Macht- und Ausbeutungsverhältnisse hat Melina Kalfelis, Sozialanthropologin an der Goethe-Universität, in ihrer Feldforschung untersucht. Erlebnisse wie dieses haben sie dazu bewogen, sich über ihre wissenschaftliche Arbeit hinaus in der Beratung von NGOs im Globalen Norden zu engagieren.

Neun Monate insgesamt hat Kalfelis Mitarbeiter und Angehörige zivilgesellschaftlicher Organisationen in Burkina Faso sowie in der Schweiz und in Schweden begleitet. Denn nur durch teilnehmende Beobachtung lassen sich soziale und kulturelle Realitäten wirklich verstehen. In ihrer sehr lesenswerten Dissertation „NGO als Lebenswelt. Transnationale Verflechtungen im Arbeitsalltag von Entwicklungsakteuren“ weist sie nach, wie die Freiheit gemeinnütziger Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit eingeschränkt wird – nicht nur durch repressive, sondern auch durch demokratische Regierungen und private Stiftungen in Europa und Nordamerika. Sie weist nach, inwiefern die seit längerem diskutierten „shrinking spaces of civil societies“ auch durch Akteure wie private Stiftungen verursacht werden – nicht zuletzt durch die 2005 verabschiedete Paris-Deklaration, die eigentlich das Gegenteil hätte bewirken sollen. Mehr dazu lesen Sie in der jüngsten Ausgabe von „Forschung Frankfurt“, dem Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität.

In weiteren Artikeln der aktuellen Ausgabe geht es etwa um einen Aufsehen erregenden Fossilienfund in Malawi, um bislang wenig erforschte Felsbilder in der Namib-Wüste und um die Rolle der Literatur in der Erinnerungskultur im Simbabwe. Ein Generationen übergreifendes beleuchtet Vergangenheit und Zukunft der Afrikanistik, und in einem Interview gibt der Amerikanist Prof. Simon Wendt Auskunft über die Beziehungen der Afroamerikaner zum Kontinent Afrika.

Den Beitrag »Der Mythos der Entwicklungspartnerschaft. Immer mehr Vorgaben vonseiten der Geldgeber erschweren die Arbeit von Organisationen vor Ort« können Sie hier (PDF) lesen.

Alle Beiträge der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (1.2022) sind online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de

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