Forschung Frankfurt / Was ist Hoffnung? Ein Gespräch mit der Philosophin Claudia Blöser zu den Folgen der Corona-Pandemie

Claudia Blöser ist seit 2013 Akademische Rätin auf Zeit am Institut für Philosophie der Goethe-Universität. In ihrem Habilitationsprojekt untersucht sie Natur, Normen und Funktionen von Hoffnung. (Foto: Uwe Dettmar)

Welche Rolle spielt Hoffnung in Krisenzeiten? In welchem Verhältnis steht Hoffnung zu Angst und Mut, Wissen und Glauben? Und was verstehen wir unter radikaler Hoffnung? Mit diesen Fragen befasst sich die Physikerin und Philosophin Claudia Blöser in der jüngsten Ausgabe von „Forschung Frankfurt“, dem Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität.

In Krisenzeiten suchen Menschen nach einem Zeichen der Hoffnung. Was genau unter Hoffnung zu verstehen ist, untersucht die Physikerin und Philosophin Claudia Blöser in ihrem Habilitationsprojekt an der Goethe-Universität. Ihr Fazit: „Hoffnung ist ein schwer greifbares Phänomen, das uns in vielen Formen begegnet. Doch die Philosophie kann Erhellendes über Natur und Rationalität der Hoffnung sagen.“

Hoffnung, so erläutert Blöser, ist beispielsweise klar von Optimismus zu unterscheiden, der das, was erwünscht ist, als wahrscheinlich ansieht. Hoffnung bezieht sich dagegen auf die Möglichkeit von etwas. Auch Wissen spielt für Hoffende eine Rolle, da sie die Sachlage kennen müssen, um nicht auf Illusorisches zu hoffen. Andererseits gibt es keine Hoffnung ohne Zweifel: Wer hofft, so Blöser, befinde sich grundsätzlich in unsicherer Lage. Immanuel Kant gilt ihr als zentraler Gewährsmann in der Philosophiegeschichte: „Was dürfen wir hoffen?“ ordnet Kant als eine der zentralen Fragen der Philosophie ein. Er war es auch, der darauf hinwies, dass Hoffnung dort ins Spiel kommt, wo der Mensch an die Grenzen seines Wissens und Handelns stößt.

Auf den US-amerikanischen zeitgenössischen Philosophen Jonathan Lear verweist Blöser, wenn sie das Konzept der „radikalen Hoffnung“ beschreibt – eine krisengeprägte Hoffnung, die sich angesichts des Verlusts aller bisheriger Lebensgrundlagen auf nichts mehr beziehen kann als darauf, das Gute prinzipiell für möglich zu halten.

Das vollständige Interview ist in der neuen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Forschung Frankfurt“ zu finden, die diese Woche erschienen ist. Weitere Beiträge gehen zum Beispiel folgenden Fragen nach: Was wissen wir über die körperlichen Langzeitfolgen von COVID, insbesondere bei kardiologischen Beschwerden? Wie können wir unser Gesundheitssystem für künftige Pandemien besser aufstellen? Wie hat die Coronapandemie unser Zusammenleben geprägt? Was wird im Schulalltag übrigbleiben von Homeschooling und Distanzlernen? Und wie kann sich die Wirtschaft für weitere Krisen besser wappnen? Ein Blick in die Vergangenheit lehrt, wie im alten Athen Seuche und Exzess Hand in Hand gingen, wie sich in Europa die Juristen in der Pestbekämpfung durchgesetzt haben – und dass in China schon einmal die erfolgreiche Pandemiebekämpfung den Status der Machthaber festigte – bei den mächtigen Kaisern der Qing-Dynastie.

Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (1/2021) kann von Journalisten kostenlos bestellt werden bei: sauter@pvw.uni-frankfurt.de.

Alle Beiträge sind online verfügbar unter: www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de.

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