Friedrich Merz-Stiftungsgastprofessur mit renommierten Wissenschaftlern aus Perugia besetzt

Prof. Roberto Pellicciari und Dr. Gabriele Costantino vom Dipartimento di Chimica e Technologia del Farmaco der Universität Perugia, Italien, sind die diesjährigen Friedrich Merz-Stiftungsgastprofessoren.

Beide gehören zur den weltweit führenden Wissenschaftlern auf einem hochmodernen Gebiet der medizinischen Chemie, der computergestützten Modellierung von Membranproteinen und dem darauf aufbauenden Entwurf von neuen Wirkstoffen.

Beide arbeiten in diesem Herbst für zwei Monate am Institut für Organische Chemie und Chemische Biologie (OCCB), halten mehrere wissenschaftliche Vorträge und bieten Lehrveranstaltungen an. Die Gastprofessur wird seit 1987 jährlich für die Bereiche Pharmazie und Humanmedizin an herausragende internationale Forscherpersönlichkeiten verliehen. Roberto Pellicciari und Gabriele Costantino sind seit vielen Jahren als herausragende Wissenschaftler auf dem Gebiet der medizinischen Chemie und der Modellierung der Struktur und Funktion von integralen Membranproteinen (Glutamatrezeptoren) international ausgewiesen, die seit langem von großem Interesse für Forschung und Industrie sind.

Eine therapeutische Anwendung ist die Behandlung der mittelschweren bis schweren Alzheimer Demenz mit dem NMDA-Antagonisten Memantine. Aber auch andere Erkrankungen des zentralen Nervensystems, wie z.B. die Depression, die Schizophrenie und der Morbus Parkinson, sollten durch Wirkstoffe, die Ungleichgewichten im glutamatergen System entgegenwirken können, therapierbar sein. Der Entwicklung neuartiger Wirkstoffe für diese Indikationen widmen sich beide Gastprofessoren intensiv. Roberto Pellicciari erlangte internationale Anerkennung durch fachübergreifende Arbeiten in der organischen und medizinischen Chemie, wobei er sich insbesondere mit der Synthese und Charakterisierung von Naturstoffen beschäftigte.

Er begann seine wissenschaftliche Lauf bahn am Institut von Sanità bei Prof. Martini Bettolo in Rom, Italien. Es folgten längere Forschungsaufenthalte als Gastprofessor in Venezuela, in Indiana und Kalifornien. An der Universität von Perugia hat er den Lehrstuhl für Medizinische Chemie inne. Pellicciari ist Mitglied im Redaktionsgremium einer Reihe namhafter wissenschaftlicher Zeitschriften, wie z. B. des Journal of Medicinal Chemistry. Dr. Gabriele Costantino ist Spezialist für die Anwendung der Computerchemie auf medizinisch-chemische Fragestellungen. Auf diesem interdisziplinären Gebiet beschäftigt er sich mit der Entwicklung und Anwendung von chemometrischen Methoden, um ein besseres Verständnis des molekularen Mechanismus von Rezeptor-Ligand-Wechselwirkungen und deren Erkennung und Aktivierung zu erlangen.

Costantino studierte Chemie an der Universität von Perugia. Anschließend wechselte er als Post-doc in die USA und startete seine akademische Karriere zunächst als Assistent und später als Associate Professor für medizinische Chemie an der Universität von Perugia; derzeit leitet er dort die Abteilung Computerchemie. Neue rechnergestützte Verfahren für die Wirkstofffindung werden auch vom Gastgeber der beiden Wissenschaftler, Prof. Gisbert Schneider, seit vielen Jahren entwickelt und erfolgreich in der pharmazeutischen Forschung eingesetzt.

Prof. Schneider ist Inhaber der Beilstein-Stiftungsprofessur für Chemieinformatik an der Universität Frankfurt. »Über die Friedrich Merz-Stiftungsgastprofessur wird ein intensiver wissenschaftlicher Austausch in idealer Weise gefördert. In einer engen Zusammenarbeit sollen gemeinsam neue Konzepte erarbeitet werden «, so Prof. Göbel, geschäftsführender Direktor des OCCB. Tatsächlich eröffnet das Grenzgebiet zwischen der medizinischen Chemie und der Chemieinformatik viele neue Möglichkeiten für die Wirkstoffforschung. Den Abschluss der Gastprofessur bildet ein eintägiges Symposium am Mittwoch, 14. Januar 2004.

Im Rahmen dieser Veranstaltung werden namhafte Wissenschaftler über den Stand der Forschung auf dem Gebiet der Rezeptor-Liganden-Interaktionen und deren Modellierung berichten und diskutieren. Darüber hinaus sind weitere Vorträge geplant, die im großen Hörsaal des Biozentrums, Campus Riedberg, stattfinden: Donnerstag, 20. November 2003, 16.15 bis 18 Uhr, Prof. Roberto Pellicciari: Membrane Proteins as Drug Targets Donnerstag, 11. Dezember 2003, 16.15 bis 18 Uhr, Prof. Roberto Pellicciari: Metabotropic Glutamate Receptors: Structure, Function and Therapeutic Opportunities. Zudem bietet Dr. Costantino für Studierende der Naturwissenschaften vom 8. bis 12. Dezember 2003 einen Molecular Modeling Workshop im Beilstein-Computer-Center im Biozentrum an.

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