Goethe fragt, unsere Wissenschaftler*innen antworten. Zum Beispiel, warum sie Wissenschaftlerin bzw. Wissenschaftler geworden sind. Und was sie unbedingt noch herausfinden wollen. In der Reihe „Goethe fragt“ stellen wir fortlaufend kluge Köpfe der Goethe-Universität vor. Uns interessiert, woran sie forschen – und wer die Menschen hinter der Forschung sind.
Name: Luciano Rezzolla
Beruf: Relativistischer Astrophysiker
Arbeitsplatz: Institut für Theoretische Physik
Warum sind Sie Wissenschaftler geworden?
Ich mochte es schon immer, kreativ zu sein und mich nicht in eng gesteckten Grenzen bewegen zu müssen. Umso besser, wenn man dabei noch etwas Neues entdecken kann. Als Wissenschaftler kann ich all das vereinen.
Woran arbeiten Sie gerade?
Zum einen versuche ich, die innere Struktur und Zusammensetzung von Neutronensternen zu verstehen. Dafür untersuchen wir die Phänomene, die bei ihrer Verschmelzung in binären Systemen auftreten – also Gravitationswellen, elektromagnetische Strahlung und die Nukleosynthese von schweren Elementen. Zum anderen extrahiere ich so viele Informationen wie möglich aus den Bildern von supermassereichen Schwarzen Löchern und versuche herauszufinden, ob Einstein recht hatte oder ob verschiedene Gravitationstheorien besser zu den Beobachtungen passen.
Wie sieht Ihr idealer Arbeitstag aus?
Leider sieht mein idealer Arbeitstag ganz anders als die Realität aus. Ich hätte gern viel mehr Zeit, mit meinen Studierenden, Doktorand*innen und Postdocs über Wissenschaft und Forschung zu diskutieren.
Worauf könnten Sie im Arbeitsalltag gut verzichten?
Ich wünschte, ich könnte auf alle zeitraubenden Aspekte verzichten, die mit der Leitung einer großen wissenschaftlichen Forschungsgruppe und der Überwachung des reibungslosen Ablaufs eines möglichen Exzellenzclusters verbunden sind.
An meinem Job mag ich…
…die Freude, eine völlig neue Idee zu entwickeln und zu erkennen, dass diese vielleicht tatsächlich vielversprechend ist.
Wie motivieren Sie Ihre Arbeitsgruppe?
In vielerlei Hinsicht ist unser Beruf eine Berufung, daher bringen Wissenschaftler*innen bereits eine gute Portion Motivation mit. Ich bin jedoch fest davon überzeugt, dass nichts mehr inspiriert als ein gutes Vorbild. Das versuche ich zu sein, um meine Arbeitsgruppe zu motivieren.
Die Goethe-Uni ist für mich….
Ein großartiger Melting Pot von Kultur und klugen Köpfen.
Mit welcher berühmten Persönlichkeit würden Sie gerne mal einen Tag tauschen?
Bernard Moitessier. Er lebt leider nicht mehr, wird aber immer ein Vorbild für mich sein.
Wie bekommen Sie den Kopf von der Forschung frei?
Theoretisch habe ich dafür viele Möglichkeiten, aber in der Praxis ist das in den letzten beiden Jahren zunehmend schwieriger geworden. Während der Pandemie bin ich viel mehr gesegelt als üblich, habe es geschafft, ein Buch zu schreiben, und habe mich auch in Bildhauen und Schreinern versucht. Ich wünschte, ich könnte mehr von all dem machen.
Prof. Luciano Rezzolla gehört der Clusterinitiative ELEMENTS an. Der Forschungscluster will herausfinden, wie schwere Elemente, zum Beispiel Kupfer, Gold und Blei, im Universum entstehen.
Mehr Infos zu Prof. Rezzollas Forschungsthemen finden Sie hier.